[Trennmuster] Nottrennstellen
Guenter Milde
milde at users.sf.net
So Sep 2 13:52:55 CEST 2018
Lieber Keno, liebe Trennfreunde,
On 30.08.18, Keno Wehr wrote:
> In letzter Zeit wurden einige zusätzliche Trennstellen mit dem Status
> „Nottrennstelle“ in die Wortliste aufgenommen, etwa in „The.a-ter“,
> „The.o-rie“, „axi.a-le“. Der Grund für deren Einführung liegt nicht nur
> darin, dass an der betreffenden Stelle eine Silbengrenze vorliegt,
> sodass hier in Gesangstexten getrennt werden muss, sondern auch in der
> Tatsache, dass derartige Trennstellen orthographisch möglich und in
> „Notfällen“ auch außerhalb von Gesangstexten nützlich sein können.
> Notfälle liegen vor, wenn bei schmalen Zeitungsspalten oder in
> Einzelfällen auch bei größerer Zeilenlänge nur mit einer Trennung an
> einer solchen Stelle ein akzeptabler Blocksatz erreicht werden kann.
> Andererseits wurden jüngst einige orthographisch zulässige Trennstellen
> in Wörtern mit der Endung „-tion“ entfernt, etwa in „De-gus-ta-tion“
> oder „Sta-tions-vor-ste-her“. Potentiell werden noch mehrere tausend
> Fälle folgen.
Ob diese Trennstellen orthographisch korrekt sind ist unklar (siehe unten).
> Der Hintergrund hierfür ist, dass eine Trennung „ti-on“
> an derartigen Stellen im Gesangstext in der Regel nicht erfolgen soll
> und auch ansonsten eher irreführend ist, da „-tion“ üblicherweise
> einsilbig ausgesprochen wird.
Die Regel für die Trennung zwischen Vokalen ist (in AR und NR) eindeutig,
dass nur getrennt werden darf, wenn eine Silbengrenze vorliegt. (Dabei wird
in AR noch zusätzlich festgestellt, dass eine eventuell zulässige Trennung
in zweifelhaften Fällen nur eine "Nottrennung" sein sollte.)
Scharf formuliert:
Wenn "…tion" einsilbig ausgesprochen wird, darf es nicht getrennt
werden (auch nicht im Notfall). Nur Autoren, die "Nation" dreisilbig
aussprechen dürfen es auch zweimal trennen. Autoren, die "Nation"
zweisilbig aussprechen dürfen auch in engen Spalten "tion" ebensowenig
trennen, wie "Strumpf" oder "schwächst".
Allerdings scheint der Duden (seit dem Einheitsduden) dies anders zu
sehen. Nun wissen wir, dass der Duden nicht immer richtig liegt (siehe
"ab-strakt" in NR). Doch auch in der Wortliste ist "Station" schon vor
den Arbeiten zur Notentrennung als dreisilbig markiert ("Sta-ti-on", also
mit regulärer Trennung zwischen i und o).
Daher die Frage:
Wollen wir in der Wortliste
a) wie bisher Trennungen wie "Stati-on", "Nati-on", ... erlauben, oder
b) uns an die strenge Regel: "getrennt wird nur zwischen Silben" halten.
Im Fall a) wäre außerdem noch zu entscheiden, ob diese Trennungen in
Nottrennungen zu verwandeln wären (Stati.on, ...) (was für die normalen
Trennmuster auch zu über 1000 Änderungen führt).
> Für die oben beschriebenen Notfälle wäre eine Nottrennung „ti-on“
> jedoch im Allgemeinen hilfreicher als in den genannten Fällen mit
> Flattervokal, da hier der Abstand zur nächsten möglichen Trennstelle
> größer ist (zwei statt eins).
Dies scheint auch der Ansatzpunkt der Dudenredaktion gewesen zu sein, als
im Einheitsduden die Kategorie "Nottrennung" abgeschafft wurde.
> Daher stellt sich mir die Frage, ob es perspektivisch eine reale
> Anwendung der Nottrennstellen geben soll, sei es in Form von qualitativ
> weniger anspruchsvollen Trennmustern für Zeitungsspalten, die auch
> Nottrennstellen berücksichtigen, oder in Form von gewichteten
> Trennmustern, in denen die Nottrennstellen als weniger günstig
> klassifiziert sind.
Es gibt bereits den Stilfilter "permissiv", der solche Trennmuster
extrahieren kann. Ob wir auch damit generierte patgen-Muster bereitstellen
ist noch nicht entschieden.
> Wenn es eine solche Perspektive gibt, würde ich die i-o-Trennungen aus
> dem beschriebenen Grund nicht gänzlich entfernen.
Ich würde über die Markierung eher gemäß Regelkonformität entscheiden.
Dazu brauchen wir einen Konsens über die Auslegung der Regel zur Trennung
zwischen Vokalen bei uneinheitlicher Aussprache.
> Eine annehmbare Lösung für die Wortlistensyntax könnte in diesem Fall
> darin bestehen, die bisherigen Nottrennstellen vor Flattervokalen wie
> Gesangstexttrennstellen zu kennzeichnen (The·a-ter) und dem Mittepunkt
> die neue Bedeutung „Gesangstexttrennstelle, falls nicht im Abstand eins
> vom Wortanfang oder -ende auch Nottrennstelle“ zu geben und
> andererseits „Sta-ti.on“ auszuzeichnen, wobei der Punkt dann eine
> Nottrennstelle ohne Trennmöglichkeit in Gesangstexten beschreiben
> würde.
Zu kompliziert. Wir hatten entschieden, Randtrennstellen mit einem
separaten Zeichen zu markieren, damit sie einfach von regulär gültigen
Trennstellen unterschieden werden können. Wenn wir diese Markierung jetzt
wieder mischen, ist dieser Effekt futsch.
Ich bin dafür, die Markierung einfach zu halten und ggf. im Stilfilter
"notentext" die Trennungen "ti-on$" und "ti.o-n" herauszufiltern.
Viele Grüße
Günter
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