[Trennmuster] zur Wichtung in Mehrfachkomposita

Guenter Milde milde at users.sf.net
Sa Okt 13 02:07:20 CEST 2018


On 13.10.18, Stephan Hennig wrote:
> Am 11.10.2018 um 19:24 schrieb Keno Wehr:
> > Am 10.10.2018 um 19:42 schrieb Stephan Hennig:
> >  >
> >  >   Bundes==finanz=ministerium  vs.  Bundes=finanz==ministerium
> >  >
> >  > (In der Wortliste steht momentan erstere Variante.)  Aber ich möchte auf
> >  > etwas anderes hinaus.
> > 
> > Meiner Meinung nach ist die erste Variante die einzig richtige. Das
> > Bundesfinanzministerium ist das Finanzministerium des Bundes. Auf den
> > ersten Blick kommt auch die zweite Zerlegung mit der Deutung als
> > Ministerium für die Bundesfinanzen in Frage. Wie absurd diese ist,
> > wird mit Blick auf das analog gebildete Wort
> > »Bundesfamilienministerium« deutlich. Selbstverständlich ist dies
> > nicht das Ministerium für Bundesfamilien, sondern das 
> > Familienministerium des Bundes.

> Es gibt auch noch das Bundes-Familien-Ministerium, in Abgrenzung zu
> anderen Ministerien aller Art.  In diesem Beispiel handelt es sich um
> eine Kopplung von Verwaltungsebene und Verwaltungsobjekt (eines
> Ministeriums).  Ist dem Autor an genau dieser Systematik gelegen, dann
> ist das Bundes=familien==ministerium die sinnvollere Auszeichnung.

Ist dem Autor an dieser Systematik gelegen, dann muß er
Bundes-Familien-Ministerium schreiben um die geläufige Deutung
auszuschließen.

Die Durchkoppelung ist die verbreitetste Art der Darstellung der
Gleichwertigkeit zweier Bestimmungswörter. So ist z.B.
eine Wasser-Luft-Rakete eine "Sternbeziehung" aus

    Wasser-\
             -- Rakete
    Luft-/

wohingegen die Zusammenschreibung "Wasserluftrakete" schon ungetrennt
verständnishemmend ist.


> >  > Das Antriebsprinzip basierend auf dem Rückstoß eines mittels Turbine
> >  > erzeugten Luftstrahls würde jedoch durch eine stärkere Bindung zwischen
> >  > "Turbinen", "Luft" und "Strahl" besser betont:
> >  >
> >  >   Turbinen==luft=strahl===trieb=werk               (2)
> >  >
> >  > Oder handelt es sich um den Rückstoß eines Strahls von Turbinenluft?
> >  >
> >  >   Turbinen=luft==strahl===trieb=werk               (3)
> > 
> > Turbinenluft halte ich für ein merkwürdiges Wort. Ein Turbinenluftstrahl ist
> > für mich ein von einer Turbine erzeugter Luftstrahl und nicht ein Strahl aus
> > Turbinenluft: Turbinen==luft=strahl.

> Ich möchte an die Zerlegung Turbinen====luft===strahl==trieb=werk (1)
> erinnern, welche die Systematik der Antriebe in der Luft- und Raumfahrt
> recht gut abbildet.  Die Strahltriebwerke untergliedern sich in Luft-
> und andere Strahltriebwerke (z. B. Raketenstrahltriebwerke, welche keine
> Umgebungsluft ansaugen, beschleunigen und wieder ausstoßen). 

> Die Luftstrahltriebwerke werden wiederum in Turbinen- und weitere
> Luftstrahltriebwerke unterschieden.  (Die Systematik ist nicht
> konsequent.  Beim Staustrahltriebwerk wird der Teil "luft" in der Regel
> ganz weggelassen.) Dennoch handelt es sich beim
> Turbinenluftstrahltriebwerk im Gegensatz zum Raketenstrahltriebwerk um
> ein Luftstrahltriebwerk.  Mit der näheren Bestimmung der Art der
> Erzeugung, nämlich durch eine Turbine.  Wir haben hier wieder eine
> Kopplung orthogonaler Eigenschaften: Turbine und Luft.

> Genauso wie Bundesfamilien hört sich die Turbinenluft komisch an,
> schreibt man Turbinen-Luft-Strahltriebwerk, wirkt es aber schon weniger
> holprig.

Dann ist mit "Luft" hier das Prinzip gemeint, welches orthogonal zur
Strahltriebwerkstechnik zur Einteilung von Triebwerken in "luftatmende" und
"nicht-luftatmende" verwendet werden kann und hat nichts mit einem
Luftstrahl zu tun?

Dann wären Strahl/Propeller, Turbine/Staurohr/Pulsrohr und Luft/autoark
orthogonale Eigenschaften. Allerdings sind nicht alle Kombinationen
realisiert. Insofern ist Turbinen-Luft-Strahltriebwerk überbestimmt, denn
die Turbine wird nur bei Luft-Triebwerken verwendet. Genausowenig
sprechen wir ja von einem Hubkolbenmotor-Luft-Luftschrauben-Triebwerk.


Und die Zerlegung Turbinen====luft===strahl==trieb=werk (1) ist dann nur
eine von vielen Möglchkeiten, die Systematik der Antriebe in der Luft-
und Raumfahrt abzubilden, es könnte auch ein
Luft-Strahlturbinentriebwerk (im Unterschied zu
Mantelstromturbinentriebwerk und Turboprop) oder ein
Strahlturbinen-Lufttriebwerk oder oder sein.

Da wir keine Morphologieliste sondern eine Trennliste erstellen, ist das
aber letztendlich nicht so wichtig, mit

  Turbinen==luft==strahl==trieb=werk
  
kommt keine der Systematik zuwiderlaufende Trennung raus, (falls jemals
ein Trennstil implementiert wird, der die Wichtung berücksichtigt).
Ob dies Wortungetüm überhaupt hinreichend oft vorkommt um in die Liste zu
kommen (oder bei aktueller Verwendung dann doch durchgekoppelt wird) wäre
ein weiterer zu beachtender Punkt.


> >  > Die Notationen (2) und (3) haben den Nachteil, dass sich bei Verkürzung
> >  > ebenso wie bei Verlängerung mehr als eine Wichtung ändern kann:
> >  >
> >  >   Luft=strahl==trieb=werk                          (4)
> >  >       ^      ^^
> >  >
> >  >   Propeller===turbinen=luft==strahl====trieb=werk  (5)
> >  >                                    ^^^^
> > 
> > Warum genau ist das ein Nachteil? In der Wortliste wird jedes Wort 
> > individuell
> > behandelt.

> Wenn eine Änderung 15 oder 20 Buchstaben entfernt eine Änderung des
> Trenngewichts verursachen kann, muss Patgen unter Umständen sehr weit
> nach links und rechts gucken, um das Gewicht einer Trennung zu
> ermittelt.  (Wenn einmal Haupttrennstellenmuster verschiedener Gewichte
> erzeugt werden.  Momentan spielt das keine Rolle.)

Ein Grund mehr, es einfach zu halten.

...

> Ich würde Propellerturbinenluftstrahltriebwerk analog zu
> Vanilleschokoeis auszeichnen.

>   Vanille=schoko==eis

m.E. die Trennung Vanille-
schokoeis genauso schlecht wie Vanilleschoko-
eis, daher Vanille=schoko=eis.

>   Hock=streck==sprung

dito.

>   Hau=ruck==verfahren

Hier gibt es das Wort "Hauruck", daher passt das nicht in die Klasse.

>   Propeller===turbinen=luft==strahl====trieb=werk

Was ist so schlecht an Propellerturbinen-
luftstrahltriebwerk??

Viele Grüße,

Günter



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