[Trennmuster] Vietnam (was: Io im Anlaut)

Guenter Milde milde at users.sf.net
So Aug 26 18:32:27 CEST 2018


On 24.08.18, Werner LEMBERG wrote:

> Es gibt im Vietnamesischen nur einsilbige Wörter bzw.
> Komposita-Bestandteile, die stets getrennt geschrieben werden. Selbst
> das wie ein zweisilbiges Wort ausschauendes »Nguyen« (»Nguyễn« mit
> diakritischen Zeichen) ist nur eine Silbe.  Ausschließlich außerhalb
> Vietnams werden die Silben ›der Einfachheit halber‹ zusammengezogen.
> Wenn wir »Vi-et-nam« abteilen, offenbaren wir also unsere Unwissenheit
> und machen aus einer zweisilbigen Entität etwas dreisilbiges.

... was ein ganz normaler Prozess bei der Assimilierung von Fremdwörtern
ist. (Die Originalschreibung von Prag ist Pra-ha, wo sollten wir die
Trennung einfügen um die originale Silbenzahl zu erhalten?)

Worauf ich hinauswill ist: Die Trennung im Original ist für die Trennung im
Deutschen unerheblich, sowohl in AR,

  Duden 1972, "Sonderregeln für Fremdwörter"
  
  K88: "zwei oder mehr zusammentreffende Vokale innerhalb eines
  Fremdwortes werden entsprechend K80, K81 getrennt." (d.h. wie deutsche
  Wörter)

  K90: "Die Silbentrennung von Namen (erdkundliche Namen, Familiennamen,
  Personennamen) richtet sich nach den allgemeinen Regeln.

als auch in NR,

  § 109 Zwischen Vokalbuchstaben, die zu verschiedenen Silben gehören,
  kann getrennt werden.

wobei die Frage offengelassen wird, was "zu verschiedenen Silben" gehört und
anstelle dessen ein paar Beispiele genannt werden:

  Bau-er, Ei-er, europä-ische, Famili-en, Foli-en, freu-en, individu-ell,
  Knäu-el, klei-ig, Lai-en, Mani-en, Muse-um, na-iv, nati-onal, re-ell,
  Ru-ine, Spi-on, steu-ern

> Auch für Gesangstexte sollten wir meiner Meinung nach nicht versuchen,
> Silben in noch kleinere Teile zu zerlegen[*] – 

> [*] Ausnahme sind wohl lateinische Fremdwörter, wo ja die im deutschen
>     angewandten Trennregeln fast gar nichts mehr mit den lateinischen
>     Silben zu tun haben.

Dies ist keine Ausnahme für lateinische Silben, die sondern die Regel (s.o.).

> ist also »Io« eine Silbe oder zwei?

Beides: und leider manchmal auch für das selbe Wort: 

 a) An die Freude: Seid um-schlun-gen, Mil-li- o-  nen!
    Metrik wie     Freu-de, schö -ner  Göt-ter-fun-ken,
  
    Prinzen:       Ich wär so ger-ne Mil-io-när
    
 b) Weltfriedenslied:  Ju-gend al-ler Na-tio-nen
 
    Prinzen:           Die gan-ze Na-ti-on, kennt mich schon
    

Ebenso mit dem »ie« in Vietnam:

  https://lieder-aus-der-ddr.de/es-geht-um-die-erde-ein-rotes-band/
  
    Und in Viet-nam und am Suez, über-all in Dorf und Stadt 
  wie
    Schwes-ter, un-be-kan-nte Schwes-ter, Schwes-ter, du bist nicht al-lein. 

  Nicht klar wie die Verteilung ist bei
   https://lieder-aus-der-ddr.de/frieden-muss-sein/
      „Dass „Aktuelle Kamera“ dann aus Vietnam berichtet, ...“

Aber das erste Bsp. belegt, dass wir mit Deiner Vorzugsvariante (zumindest
manchmal) richtig liegen, was Liedtexte betrifft, also stimme ich der
Beibehaltung von Viet-nam (mit Kommentar Duden 06 Vi.et-nam) zu.

Fehlen also nur noch die 4000 Einträge mit i-o- ...

Viele Grüße

Günter



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