[Trennmuster] Wahltrennungen nach §113 (morphemisch/syllabisch)

Guenter Milde milde at users.sf.net
Sa Aug 11 00:12:51 CEST 2018


Liebe Trennfreunde,

On 24.07.18, Keno Wehr wrote:
> Am 13.07.2018 um 11:49 schrieb Guenter Milde:

> > Hier mein Vorschlag zu den Wahltrennungen nach §113:
> > 

> > Auszeichnung belassen
> > ---------------------
> > 
> > Ab<i-tur
> > Ar-chae-o<p-te-ryx
> > Di-a<s-po-ra # [diˈaspoʀa] < griech.  διά- + σπείρω (aussähen)
> > in<i-tia-li-sie-ren
> > Mon-t=re-al # geogr. (< Mont Royal)
> > Oph-thal-m<ia-trie
> > Os-t=al-gie # Ost + -algie < Nostalgie
> > Pä-d<a-go-gik
> > Pä-d<e-rast
> > Pä-d<ia-trie
> > Prä-te-r<itum # < lat. praeterire (praeter- + ire) = vorübergegangen
> > Re<s-tau-rant # < franz. restaurer „(seine Kräfte) wiederherstellen“
> > 

> Ja. »Res-taurant« ist evtl. entbehrlich; ich denke, das sollte analog zu
> »Anastasia«, »Destination« und anderen Fällen mit st gehandhabt werden.

Bei Fremdwörtern sind Schreibung, Wahrnehmung und Aussprache stark vom
Grad der Eindeutschung abhängig.¹ Das bedeutet auch Unterschiede in der
"Güte" der morphemischen/syllabischen Trennung. Daher plädiere ich dafür,
bei der Einzelfallbetrachtung mehr Gewicht auf die Lesefreundlichkeit als
auf eine Vereinheitlichung zu legen.


> > egal
> > ----
> > 
> > Ana<s-ta-sia # Name < griech. ἀνάστασις (Auferstehung)
> > Ana<s-ta-sius # Name < griech. ἀνάστασις (Auferstehung)
> > ana<s-ta-tisch # < griech. ἀνάστασις (Auferstehung) < ᾰ̓νᾰ- + ῐ̔́στημῐ
> > As-the-n=o-pie # < griech. ἀ- + σθενής + ὀπτικός
> > Bi-n<o-kel
> > de-s<a-vou-ie-ren
> > De<s-pe-ra-do # des- < lat. dis- + esperar < lat. sperare
> > De<s-ti-na-ti-on
> > di-a<s-to-lisch
> > Di<p-te-ren # Zweiflügler
> > Di<s-tanz
> > Ek<s-ta-se
> > Ex<a-men
> > Ge-r<ia-trie
> > kor<re<s-pon-die-ren
> > Kryp-t<o-nym
> > Leu-k<ä-mie
> > Me-di<ä-vist # < lat. medium aevum (Mittelalter)
> > Met<o-ny-mie # < lat. metonymia < griech. μετά (danach, später) + ὄνομα (Name)
> > Mo-n<o-kel
> > prä<g-nant # < lat. praegnans (schwanger)
> > San-t=ia-go # span. (hl. Jakobus)
> > Su-i<zid
> > Wor-k=aho-lic # engl. Kunstwort (work+alcoholic)
> > 

> Auf jeden Fall erlauben würde ich »Asthe-no-pie«, »Bi-no-kel«,
> »de-sa-vouieren«, »Exa-men«, »Ge-ria-trie«, »Kryp-to-nym«, »Leu-kä-mie«,
> »Me-to-ny-mie«, »Mo-no-kel« wegen des fehlenden Glottisschlags an der
> morphematischen Trennstelle.

Ja (wenn bei diesen Wörtern niemand einen Glottisschlag an der "verblassten"
morphemischen Trennung spricht).

> »Dip-te-ren« sollte wie »Heli-kop-ter« erlaubt sein, da »pt« im Deutschen
> als Silbenanfang ungewohnt ist.

Anders als beim Helikopter ist Dipteren (= Zweiflügler) aber in der
Umgangssprache eher selten gebraucht und die Wahrscheinlichkeit es in einem
Gesangstext zu finden ist vernachlässigbar klein.

Die Vorsilbe di- ist hingegen sehr geläufig, wohingegen heliko- nur noch
im Helikon vorkommt (und da auch nicht als Vorsilbe) was zur
ahistorisch-volksetymologischen Zerlegung Heli-kopter und der Abkürzung
Heli führte.

> Die Fälle mit »sp« und »st« kann man so oder so sehen; sie sollten aber
> einheitlich behandelt werden.

Ich würde hier nicht vereinheitlichen wollen, sondern nach jeweils optimalen
Trennungen suchen.¹

> Keinen Sinn sehe ich in »Mediä-vist« und »Su-izid« (in Gesangstexten würde
> der Einzelvokal ohnehin abgetrennt).

Einverstanden. Letztendlich wollen wir ja nicht entscheiden, ob jemand
falsch getrennt hat sondern korrekte, lesefreundliche Trennungen anbieten.

> > nicht Auszeichnen
> > -----------------
> > 
> > de-s<o-do-rie-rend

> Ja, Auszeichnung entfernt.

> > 
> > neu
> > ---
> > 
> > He-li-ko<p-ter
> > hi-n=ab
> > wo-r=auf
> > wa-r=um
> > wo-r=an
> > evt. noch weitere...
> > 

> Ja, aber nicht bei »vorab« (Auszeichnung entfernt).

Ja, hier sollte die Aussprache (Glottisschlag) das Kriterium sein.

Gruß und Dank

Günter

¹ aus der Aktualisierten Fassung des amtlichen Regelwerks:

    Grundsätzlich kann man, was die Schreibung von Fremdwörtern angeht,
    zwei Tendenzen unterscheiden:
    
    (1) Schreibung wie in der fremden Sprache: Diese Lösung hat Vorteile
    beim Erlernen fremder Sprachen, bei Mehrsprachigkeit, bei der
    internationalen Verständigung, speziell bei den Internationalismen (zum
    Beispiel City, Taxi) oder in den Fachsprachen (zum Beispiel Calcium).
    Teilweise verbindet sich mit der fremden Schreibung auch das Flair von
    Weltläufigkeit, dies besonders bei Varianten (zum Beispiel Club neben
    Klub).
    
    (2) Lautliche und/oder orthografische Angleichung (zum Beispiel beides
    in englisch strike, zu deutsch Streik): Diese Lösung hat Vorteile für
    den, der die fremde Herkunftssprache nicht kennt. Denn bei nicht
    erfolgter Angleichung kann er sich das Fremdwort nur als Schreibschema
    oder Schreibaussprache einprägen (zum Beispiel Portemonnaie als
    Por-te-mon-na-i-e). 
    
    Die Angleichung vollzog und vollzieht sich meist nicht systematisch,
    sondern von Fall zu Fall, und sie hängt sehr stark von der Häufigkeit
    und Gebräuchlichkeit eines Wortes ab. Gelegentlich gibt es auch
    Doppelschreibungen, besonders wenn spezielle fachsprachliche
    Schreibungen auftreten (zum Beispiel Karbid – Carbid ).

  Aufgrund der fehlenden Systematik für (2) ist auch bei der Worttrennung
  keine einheitliche Regelung sinnvoll.




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