[Trennmuster] Markierung von Suffixen
Keno Wehr
keno.wehr at abgol.de
Sa Apr 21 23:23:39 CEST 2018
Am 16.04.2018 um 21:51 schrieb Guenter Milde:
>
>>> Der Suffix -ment ist etwas kritischer: Wo ist hier die Morphemgrenze
>>> (eingedenk der Nebenformen -ament, -ement, -iment
>>> vgl. https://de.wiktionary.org/wiki/-ment)
>>>
>>> Arrang + ement oder Arrange + ment oder Arrang + e + ment ?
>>> Fund + ament oder Funda + ment oder Fund + a + ment ?
>>>
>>> Ich bin für die Deutung der ersten Spalte (Stamm + -ament, -ement) --
>>> damit entfällt die Suffixkennzeichnung genauso wie in Bann + ew + itz etc.
>>> da keine Trennung an der Grenze erfolgt.
>>>
>
>> Bezüglich ament/ement/iment bin ich anderer Meinung. Das Suffix ist -ment,
>> der vorangehende Vokal ergibt sich aus dem zugrunde liegenden Verb:
>> Arrangement von frz. »arranger«
>> Fundament von lat. »fundare«
>> Management von engl. »manage«
> Dem widerspricht allerdings die Darstellung in
> https://de.wiktionary.org/wiki/-ment
>
> http://www.canoo.net/services/WordformationRules/Derivation/To-N/Suffixe-F/ament.html
>
> Beim Verb »fundieren« wird das Stammende getilgt, wenn mit dem Suffix
> -ament das »Fundament« gebildet wird.
Die in diesen beiden Quellen genannten Ableitungen haben allenfalls
volkspädagogischen Nutzen. Der wahren sprachlichen Entwicklung
entsprechen sie nicht. Natürlich wurde „Fundament“ nicht im Deutschen
von „fundieren“ neu gebildet, sondern bereits mit der Endung aus dem
Lateinischen übernommen, wo es von „fundare“ abstammt.
Quasi alle Wörter auf -ment sind bereits vollständig aus einer
Fremdsprache (Latein, Französisch, Englisch) übernommen worden. Eine
seltene Ausnahme scheint das »Postament« zu sein, das im Deutschen als
Analogiebildung aus dem italienischen »postare« entstanden ist.
Somit sprechen wir hier meines Erachtens nicht über ein deutsches,
sondern ein fremdsprachiges Suffix, ähnlich wie -ness.
>
> Das "Etymologische Wörterbuch der deutschen Sprache" von Friedrich Kluge
> (1989) listet "-ament" als Hauptform und schließt:
>
> ... In einigen Wörtern lautet die Form -ement oder -ment.
>
> -- https://books.google.se/books?id=IoryCQAAQBAJ&pg=PA25
>
> Zumindest in Teilen der deutschen Sprachforschung erfolgt die
> Zerlegung in
>
> Fund + ament
>
> mit Stamm "fund" und Suffix "-ament". Die Herkunft von lat. »fundare«
> bedeutet dann nicht, dass der Stamm "*funda" laute, sondern bestimmt die
> Auswahl der Variante "-ament" des Suffixes "-[aei]?ment".
Hinter dieser Sichtweise scheint mir eine eher oberflächliche
formalistische Sichtweise zu stehen nach dem Motto: »Das Suffix besteht
aus allen Buchstaben am Wortende, die vielen Wörtern gemeinsam sind.«
Auch der Kluge weist auf die lateinische Herkunft -ment (ohne Vokal!) hin.
Es gibt auch genügend Beispiele ohne a, e oder i vor dem -ment:
Dokument, Instrument, Moment, Segment, Pigment; diese wurden alle
bereits im Lateinischen aus einem Verb gebildet.
Selbst wenn wenn man a, e, i nicht als Bestandteil des Wortstamms
anerkennt, kann man diese am ehesten als Bindevokale einordnen, welche
üblicherweise – wie das deutsche Fugen-s – zum vorangehenden
Wortbestandteil geschlagen werden.
> Ich bin daher dafür, mit der Suffixauszeichnung eher sparsam umzugehen.
Grundsätzlich gilt natürlich: Wenn Zweifel bezüglich der Wortstruktur
bestehen, erfolgt keine Auszeichnung.
Bezüglich -ment habe ich persönlich allerdings keine Zweifel.
Auch wenn wir uns hier nicht allgemein darüber einig werden, müsste der
Fall doch bei Wörtern wie »Investment« oder »Entertainment« klar sein.
> Was wäre denn gewonnen?
>
Gewonnen wäre, dass eine leicht günstigere Trennstelle als solche
gekennzeichnet ist: »Funda-ment« ist besser als »Fun-dament«,
»Manage-ment« besser als »Ma-nagement«.
Damit der Diskussionsstoff nicht ausgeht, habe ich gleich noch einen
neuen Suffixkandidaten: -id, von griech. „eidos“ (Aussehen, Form,
Gestalt, Idee), in Substantiven und Adjektiven wie Paraboloid, Asteroid,
Planetoid, humanoid.
Gruß
Keno
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