[Trennmuster] gr. *sthenes
Keno Wehr
keno.wehr at uni-oldenburg.de
Fr Nov 4 00:00:18 CET 2016
Am 03.11.2016 um 07:04 schrieb Werner LEMBERG:
>> ich grübele gerade über der Asthenie. Gegenwärtig als
>>
>> Asthenie;-2-;Asthe-nie;As-the-nie # < gr. ἀσθενής (schwach)
>>
>> gelistet.
>>
>> Anders als bei Äs-the-tik trennt hier de-1901 nicht zwischen s und
>> theta.
>>
>> Könnte das an der Etymologie ἀ + σθενής liegen?
> Ja.
>
> https://en.wiktionary.org/wiki/%E1%BC%80%CF%83%CE%B8%CE%B5%CE%BD%CE%AE%CF%82
>
> From ἀ- (a-, “un-”)
> + σθένος (sthénos, “strength”)
> + -ής (-ḗs, adjective suffix).
War heute in der Bibliothek und habe folgende Wörterbücher befragt:
Gemoll. Griechisch-deutsches Schul- und Handwörterbuch. 10. Aufl. 2006
Griechisches etymologisches Wörterbuch von Hjalmar Frisk, Band I, 2.
Aufl. 1973
„ἀσθενής“ erklärt der Gemoll wie von Werner beschrieben mit Alpha privativum
und „σθένος“ (Stärke, Macht). Im Frisk ist es nicht aufgeführt. Etymologisch
gesehen ist die Trennung also A<sthe-nie.
Eratosthenes und Demosthenes erwähnt ebenfalls nur der Gemoll, und zwar als
Zusammensetzung: Ἐρατο-σθένης bzw. Δημο-σθένης. Die Herkunft der
Bestandteile
wird nicht erwähnt, aber es dürfte sich um „ἐρατός“ (epische Form von
„ἐραστός“, geliebt, lieblich), „δῆμος“ (Land, Volk) und wiederum „σθένος“
handeln. Dies spricht für die Trennung Era-to=sthe-nes bzw. De-mo=sthe-nes.
Jedenfalls sind beide Namen analog zu behandeln.
Zur Etymologie von „αἰσθάνομαι“ (davon Ästhetik) schreibt der Gemoll:
„aus ἀϝισθάνομαι, wohl zu ἀίω“
und der Frisk:
„Wird allgemein auf *ἀϝισ-θ- mit Anschluß an ἀΐω ‚wahrnehmen, hören‘
zurückgeführt, dieselbe idg. dh-Erweiterung kann auch in lat. audio,
falls aus
*aṷiz-dh-io, vermutet werden.“
Mit sagt das nicht viel, aber der Bindestrich vor dem Theta in Frisks
Erklärung
könnte die Trennung Äs-the-tik zu begründen.
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