[Trennmuster] Überkategorisierung?

Werner LEMBERG wl at gnu.org
Sa Jul 19 12:34:24 CEST 2014


> a) Morphemgrenze != Trennstelle (einbuchstabige Präfixe und alle
> Suffixe, die nicht "zufällig sowieso" an Sprechsilbengrenzen liegen)
>
> Hier herscht bisher Konsens: die Trennmusterliste markiert nur
> Trennstellen

Ja.

> b) Morphemgrenze == Trennstelle aber nicht "beste"
>
>> Es bietet sich beispielsweise »--« an, der ja bereits genau für
>> diese Zwecke verwendet wird, falls nämlich die von uns verwendeten
>> anderen Marker nicht greifen.
>
> Der Marker "--" ist aber schon genau für das Gegenteil reserviert: eine
> "gute Binnentrennstelle" (Vorzugstrennung ohne Morphemgrenze)!

Eben!  Nehmen wir doch als Beispiel das Wort »Präsident«: Die beste
Trennstelle scheint wohl

  Präsi-
  dent

zu sein, wobei wir hier dem Wortakkzent folgen.  Aber genau diese
Trennstelle ist bloß eine gute Binnentrennstelle und sonst nichts,
oder?  Also könnte die Auszeichnung

  Prä<si--dent

sein.  Falls tatsächlich einmal ein »<« stärker als ein »=« sein
sollte, könnten wir immer noch »<<« schreiben.

> Das ist so dokumentiert und etspricht auch der Logik
>
>   Zeichenart = Trennstellenart (Kategorie)
>   Zeichenzahl = Gewicht ("Güte")

Dem widerspreche ich ja nicht.

> Bereits jetzt finde ich die Lesbarkeit der Trennmusterliste
> gegenüber dem Stand vor dem Beginn der Kategorisierung deutlich
> vermindert.

Wirklich?  Ich nicht.  Dank Deiner Idee, »<« und »>« zu verwenden,
finde ich alles recht lesbar.

> Überspitzt gefragt: wo hilft "En<er-gie"?  (z.B. Beim Erkennen des
> Zusammenhangs mit "Syn<er-gie" - wieviel Komlexität in der Wortliste
> wollen wir dafür in Kauf nehmen?)

Also wenn ich das Problem richtig sehe, gibt's eigentlich kein
Problem :-) Wir brauchen bloß die beste Trennstelle so lange zu
vervielfachen, bis sie als »stärkste« markiert ist.  Im theoretischen
Fall, daß wir im Wort »Bundeswirtschaftskammerpräsident« die
Trennstelle vor der letzten Silbe als die beste markieren wollen,
hätten wir also

  Bun-des===wirt>schafts=kam-mer==prä<si----dent

Ich denke einmal, daß das Problem der besten
Nicht-Morphemgrenze-Trennstellen sich auf Nicht-Komposita beschränkt.
Die Frage ist, wie viele es von diesen Trennstellen gibt...

> Natürliche Sprachen sind immer mehr pragmatisch als systematisch.

Ja, schon, aber den Geist aus der Flasche mit Präfixen und Postfixen
hast Du herausgelassen :-)


   Werner




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