[Trennmuster] ge| oder ge-
Guenter Milde
milde at users.sf.net
Sa Jan 25 23:06:07 CET 2014
On 25.01.14, Werner LEMBERG wrote:
> Liebe Mitstreiter!
> Es gibt Worte wie »genug« oder »gemein«, wo meinem Empfinden nach das
> »ge-« kein Präfix ist. Liege ich da falsch? Also
> ge-nug
> ge-mein
> statt
> ge|nug
> ge|mein
Etymologisch ist ge|mein aber korrekt (auch wenn wir es zur zeit als ge-mein
auszeichnen):
Das germ. Adjektiv ahd. gimeini [...], mhd. gemein(e) [-...] gehört wie
lat. commūnis [...] als Präfixbildung zu den unter Meineid (s. d.)
aufgeführten Substantiven mit n- Suffix und einer Grundbedeutung
‘Wechsel, Tausch’.
...
-- http://www.dwds.de/?qu=gemein
Bei "genug" ist die Herleitung noch etwas verborgener/unklarer: "Die
Bildungen gehören zu einem nur in Resten nachweisbaren germ.
Präteritopräsens ahd. ginah (um 800), aengl. geneah, got. ganah ‘es
genügt’ (hierher vielleicht auch anord. nā ‘nahen, erreichen’ mit
Ablaut)." http://www.dwds.de/?qu=genug
> Wie aber schaut's mit drei- und mehrsilbigen Wörtern aus?
> ge-ne-sen -> »nesen« gibt's nicht
> ge-nie-ßen -> »nießen« wie in »Nießbrauch« gab's einmal
> ge-nie-ren -> »nieren« als Verb gibt's auch nicht
> Also ist wohl »ge|nieren« und »ge|nesen« falsch,
Nicht alle Wortstämme existieren als Solitär. Ich denke auch nicht, daß dies
eine Voraussetzung für die Auszeichnung einer Vorsilbe sein sollte.
Schließlich ist auch "pter" kein Wort was für sich im Deutschen einen
erkennbaren Sinn hat - aber die Wortliste insistiert auf die Trennung
Heliko-pter.
Etymologisch (nach Pfeifer) ist genesen präfigiert:
genesen Vb. ‘gesund werden’, ahd. ginesan (9. Jh.), mhd. genesen,
asächs. ginesan, mnd. genēsen, mnl. ghenēsen, nl. genezen, aengl.
genesan, got. ganisan haben neben sich die unter nähren (s. d.)
behandelten zugehörigen Kausativa. Mit den außergerm. Verwandten aind.
násatē ‘tritt heran, sucht auf, vereinigt sich’, ástam ‘Heimat,
Heimstätte’, griech. né͞isthai (νεῖσθαι) ‘zurück-, heimkehren’, nóstos
(νόστος) ‘Rückkehr, Heimkehr’ (s. Nostalgie) führen sie auf die Wurzel
ie. *nes- ‘wohlbehalten wohin gelangen, das sichere Heim erreichen’.
Die alte Bedeutung des Verbs ist ‘heil davonkommen, gerettet werden,
überleben’, sie bleibt bis ins 16./17. Jh., in der Wendung eines Kindes
genesen bis zur Gegenwart erhalten; doch entwickelt sich der heutige
engere Sinn ‘von einer Krankheit geheilt werden, gesunden’ schon in
ahd. Zeit. – Genesung f. (17. Jh.).
-- http://www.dwds.de/?qu=genesen
aber genieren nicht:
genieren Vb. ‘stören, belästigen’, meist refl. ‘sich unsicher fühlen,
gehemmt sein, sich schämen’, Entlehnung (18. Jh.) aus gleichbed. frz.
(se) gêner, einer Bildung zu frz. gêne ‘Zwang, Beklemmung,
Verlegenheit’, afrz. gehine ‘das durch Folter erlangte Geständnis,
Folter’, das von afrz. gehir, jehir ‘gestehen, bekennen’ abgeleitet
ist. Voraus geht wahrscheinlich anfrk. *jahhjan, *jehhjan, ein
Intensivum zu dem in ahd. jehan (8. Jh.), asächs. gehan ‘sagen,
gestehen, bekennen’ erhaltenen Verb (s. Beichte). – genant Adj.
‘peinlich, lästig’ (19. Jh.) nach gleichbed. frz. gênant, dem Part.
Präs. zu frz. gêner. ungeniert Part.adj. ‘ungezwungen, ungehemmt’ (18.
Jh.), zu heute seltenem geniert ‘gezwungen, verlegen’.
(das hatte ich in einigen Formen auch schon in der
Vorsilbenausnahmeliste, aber es scheint beim skriptbasierten Wortabgleich
fehlausgezeichnet worden zu sein.)
> aber was machen wir
> mit »ge|nießen«?
So lassen.
> Wir könnten als Grundregel »ge|« in Infinitivformen generell vermeiden
> und stets »ge-« verwenden. Ist das tragbar?
Also ge-brauchen aber Ge|brauch?
Und wie dann "gebrauchte" trennen?
Im Unterschied zur Auszeichnung in der "Trennmusterdatenbank"
(wortliste), können wir bei generierten Trennmustern der Klassen "schön",
"sparsam" oder "medium" Trennungen nach "ge|" am (Teil-/) Wortanfang
generell unterdrücken. (Bei Trennmustern der Klasse "nur Wortfugen"
("major"?) fällt "|" ja sowieso weg.)
Aber wie ist die "schönste"/beste Trennung für z.B.
un|an|ge|mel-det
im Flattersatz?
Viele Grüße
Günter
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