[Trennmuster] Sprechsilben vs. Wortherkunft
G. Milde
g.milde at quantentunnel.de
Fr Feb 21 09:03:21 CET 2014
----- Ursprüngliche Mitteilung -----
> Am 20.02.2014 20:36, schrieb G. Milde:
> > Ähnlich wie die aus der Mode gekommenen ff-, fl-, fi-, ... Ligaturen und
> > andere typographische Fenheiten ist die Trennung an Morphemgrenzen ein Dienst
> > am Leser, während die Vereinheitlichung der Trennregeln mit Bevorzugung der
> > Sprechsilbentrennung zugunsten der Schreiber oder ihrer simplen
> > Computerprogramme gemacht wurde.
>
> Nein nein, diese Ligaturen sind *nicht* aus der Mode gekommen, sondern
> die "gängigen" (= Office) Schriftarten haben sie schlichtweg bis
> Office 2007 nicht drin gehabt.
Ich denke da in anderen Zeiträumen.
Bereits mein 1976-er Duden schreibt, daß Ligaturen im Maschinensatz nicht mehr, im Handsatz nur optional verwendet werden.
Knuths Festhalten an den Ligaturen war eine weitere "altmodische" Feinheit des Handsatzes, die er bewahren wollte.
> Guck' Dir mal die neuen Fonts an, die
> haben sogar ein ẞ (Office 2013 und Windows 8.x).
Es ist also heutezutage wieder in Mode gekommen (typisch für Mode). Vielleicht gibt es bei ethymologischen Trennungen ja einmal eine ähnliche Rückbesinnung. :-)
> Die paar Leute, die sich wirklich mit Typographie auskannten und
> Schriften mit Ligaturen verwendet haben, arbeiten ja eh mit InDesign
> usw. und setzen diese Feinheiten auch häufiger ein.
Und das war ja mein Argument: wem ernsthaft an der Lesefreundlichkeit des Textes gelegen ist, der achtet auf Details auch wenn sie "normal" nicht (mehr) üblich sind.
> > Letzteres glaube ich kaum, da nach de-2006
> > (d.h. spätestens seit der letzten Rform der Reform) beide Trennungen zulässig
> > sind (der Duden schreibt da-r-über etc.).
> "Das mag seit 1996 zunehmend so sein. Aber [Lehrende] sind ja
> bekannt für das festhalten am Altbewährten" :)
Wobei die "altbewährte" Orthografie von 1901 nur die *etymologische* Variante zulies. Dar-
um war vor 1996 hin-
an oder her-
aus die "normale" Schreib- und Lesart (und ist es für viele mit dieser Orthographie aufgewachsenen noch heute).
> > Und nur diese Fälle mit "offizieller Ambiguität" sind es, wo die
> > Trennmustermannschaftsregel "Ethymologie geht vor" greift. Vorrang hat
> > natürlich immer eine belegbare, korrekte Trennung gemäß der entsprechenden
> > Orthographievariante.
>
> Die Duden-Redaktion sieht das wohl anders und geht, jedenfalls in den
> Softwareprodukten, nur nach Sprechsilben.
Auch der neue bunte Papier-Duden hebt diese aktuelle Präferenz der Duden-Redaktion farblich hervor.
Das ändert nichts an der bewußt gewählten abweichenden Vorzugsvariante der "wortliste".
Während also an der Auszeichnung ethymologischer Trennstellen "nicht zu rüttel ist", wäre eine Kennzeichnung der neuen Zusatztrennmöglichkeiten in de-1996
wünschenswert. Das könnte Nutzern helfen, denen sonst von Verlagen oder Professoren die nicht ihrer Hausorthogaphie entsprechenden Trennungen angekreidet werden.
nmfG
Günter
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