[Trennmuster] Teltower

Guenter Milde milde at users.sf.net
Mo Mär 26 14:29:35 CEST 2012


On 23.03.12, Stephan Hennig wrote:
> [Achtung, recht lang]

> Am 22.03.2012 14:04, schrieb Guenter Milde:
> > On 21.03.12, Stephan Hennig wrote:
> >> > 
> >> > Der Reform-Reform-Duden (24. Auflage, 2006) schreibt im
> >> > Duden-Regelteil unter K 165 explizit und in rot (i.e. neu):
> >> > 
> >> > Das stumme w in der Namensendung »-ow« wird wie andere Konsonanten 
> >> > behandelt.
> > 
> >> Oh-weh!  Nun gut, das ist keine amtliche Regel.
> > 
> >> >  Die angehängten "amtlichen Regelungen" erwähnen "-ow" nicht.
> > 
> > Allerdings ist es sehr plausibel, daß eine in den amtlichen Regeln nicht
> > erwähnte Ausnahme nicht fortgeschrieben ist.

> Ich halte es für plausibel, dass die ow-Regel rausgeflogen ist, weil die
> amtlichen Regeln sich explizit nicht auf die Schreibung von Eigennamen
> beziehen.

Das kann man so nicht sagen: Abschnitt 2.3 (§§59 - 62) bezieht sich explizit
auf »Eigennamen mit ihren nichtsubstantivischen Anteilen sowie Ableitungen
von Eigennamen.«

Eher ist der Zusatz 

  In Ableitungen von Namen auf -ow bleibt -ow ungetrennt; denn es ist ein
  Laut (K 80).

zur Regel K 91 im vorreformatorischen Duden

  Ableitungen von Namen werden regelmäßig getrennt, welbst wenn sich das
  Namensbild darurch ändert.
  
weggefallen, weil auch die Regel K 80

  Vokale mit zwei oder mehr Lautzeichen, die eine Klangeinheit bilden
  (einlautige Vokalgruppen in Fremdwärtern, Doppelvolkale, Diphtonge oder
  Vokal + Dehnungs-h) dürfen in sich nicht getrennt werden.


in den neuen "amtlichen Regeln" entfallen ist. 

Die "amtlichen Regelungen" (2006) übernehmen eine Variante von K 81

  Zusammenstoßende Vokale dürfen getrennt werden, wenn jeder einzelne
  silbisch ausgesprochen wird.

in Paragraph § 109 (Vokale -> Vokalbuchstaben)

  Zwischen Vokalbuchstaben, die zu verschiedenen Silben gehören,
  kann getrennt werden.

und beziehen sich auch in § 110 explizit auf Buchstaben:

  Steht in einfachen oder suffigierten Wörtern zwischen Vokalbuchstaben
  ein einzelner Konsonantenbuchstabe, so kommt er bei der Trennung auf
  die neue Zeile. Stehen mehrere Konsonantenbuchstaben dazwischen, so
  kommt nur der letzte auf die neue Zeile.

Damit muß nicht länger zwischen Dehnungs-h (Müh-sal) und Silbentrenn-h
(Mü-he) unterschieden werden.

Ein "Nebeneffekt" ist, daß damit auch andere stumme Konsonanten wie
silbentrenner behandelt werden und auf die neue Zeile kommen
Trepto-wer analog zu Ge-her.

Ähnlich wie in anderen suffigierten Wörtern (Empfän-ger, Sulzba-cher) ist
die nur im Zusammenhang mit dem erten Wortteil erschließbare Aussprache
(hier Nicht-Aussprache) kein Trennhindernis.

> >> Wenn die heutigen amtlichen Regeln nicht verbindlich für die Schreibung
> >> von Eigennamen sind (aus gutem Grund), sind sie dann verbindlich für
> >> deren Trennung?  Ich meine, nein.
> > 
> > Ich meine, schon. 
> > 
> > Ich würde die Trennung amtlicher Namen wie Ableitungen (z.B. Plauen -
> > plauener vs. plauensche) behandeln, also den allgemeingültigen Regeln
> > unterwerfen. Es sei denn, eine amtliche Namensschreibung legt auch eine
> > amtliche Trennung fest -- dazu ist mir aber kein Beispiel bekannt.

> Dazu müsste man mal irgendein Amt befragen.  Nur welches?

Nach dem "Ständigen Ausschuss für geographische Namen" fällt
die Schreibung geographischer Namen in der Bundesrepublik unter die
Kulturhoheit der Länder.



> Folgen wir mal den Empfehlungen und Richtlinien des StAGN.  Dies ist
> wohl das beste, was wir tun können, oder?

Ich denke schon.

> <URL:http://141.74.33.52/stagn/Portals/0/101125_TopR5.pdf>.  Darin
> (hurra!) gibt es auch einen Abschnitt zur Silbentrennung:

>   1.1.15.1 Im Bedarfsfall (aus Platzgründen, auch zur
>   Verdeutlichung der Ausdehnung eines geographischen
>   Objektes oder des Schriftbildes in der Karte) wird die Sil-
>   bentrennung angewandt. Sie folgt den Regeln der deutschen Rechtschreibung.
>   NEU: Namen und Wörter können
>     a) nach Wortstämmen oder auch
>     b) nach Sprechsilben getrennt werden.
>   Beispiele: a) Eisen-ach  oder  b) Eise-nach
>              a) Main-au    oder  b) Mai-nau

Aber die Schlußsilbe -ow ist kein Wortstamm, sondern ein Suffix.
Vergleichbar ist daher z.B. Hal-lei-ner, was auch traditionell (wegen
K 91) nicht *Hal-lein-er getrennt werden darf.

> Interessant ist aber auch diese Regel:

>   1.1.16.2 Werden geographische Namen aus Siedlungs-
>   und Personennamen abgeleitet, so werden die betref-
>   fenden Namenbestandteile unverändert wiedergegeben
>   werden.
>   Beispiele: Ueckermünde  → Ueckermünder Heide
>      nicht:                 Ückermünder Heide

>              Cunnersdorf  → Cunnersdorfer Bach
>      nicht:                 Kunnersdorfer Bach

>              Thyrow       → Thyrower Berg
>      nicht:                 Tyroer Berg


Diese Regel verbietet z.B. eine Angleichung der bekannten Rübchen an die
sächsische Schreibweise der slawischen Namen, also
Hornoer Straße (von Horno, niedersorbisch Rogow) aber nicht Teltoer Rübchen.


> > Anstelle nach Schlupflöchern zu suchen, um ungeliebte Trennungen 
> > vermeiden zu können, sollten wir lieber alle erlaubten Trennungen der
> > entsprechenden Sprachvariante markieren und die "Hausorthographie"
> > über die Wichtungen implementieren. (So weiß ein Lehrer, der in der
> > "wortliste" nachsieht, daß er dem Schüler für die Trennung "Telto-wer
> > Rübchen" keinen Punkt abziehen soll, ohne daß die TeX-Trennmuster
> > eine solche Trennung verzapfen.)

> Bist du dir denn sicher, dass Tel-to-wer richtiger ist als Tel-tow-er?
> Irgendwie habe ich das Gefühl, dass in diesem Fall sowohl die Trennung
> nach Wortstamm als auch die Trennung nach Sprechsilben (siehe oben,
> 1.1.15.1) die Trennung Tel-tow-er ergeben. Da die allgemeine Regel, den
> letzten voranstehenden Konsonanten mit auf die neue Zeile zu ziehen
> weder mit dem einen noch mit dem anderen zu tun hat, halte ich diesen
> Fall auch nicht für ausgeschlossen.  Ich lasse mich aber gern eines
> besseren belehren.

Bei Ableitung der Endsilbe -ow von der slawischen Genitivendung (im
Gegensatz zu den seltenen Fällen der Angleichung einer Verbindung mit
=au) gilt die Trennung nach den Regeln für einfache und suffigierte Wörter.

Die Trennung nach Sprechsilben kann für stumme Buchstaben keine Zuordnung
zur ersten oder zweiten Silbe ergeben. Aber die Regel § 110 ist eindeutig
auf Konsonantbuchstaben bezogen, womit der stumme Konsonant auf die neue
Zeile kommt.

> > Konsequent gedacht würde das bedeuten, auch solche dämlichen Trennungen
> > wie Pu-b-..li-kum (aber nicht die zurückgenommenen wie A-.bend) in
> > 'de-1996' auszuzeichnen und als ungünstig zu markieren. Ich denke es
> > ist nicht dringend, solche Änderungen, die sich im praktischen Gebrauch
> > nicht auswirken, in die Wortliste aufzunehmen. Aber diese Möglichkeit offen
> > zu halten und zu dokumentieren halte ich für sinnvoll.

> Für eine umfassende Wortdatenbank wäre das sicherlich sinnvoll.  Für
> dudenkonforme Trennmuster ist das jedoch nicht notwendig, da ich die
> Wortliste bei Bedarf inzwischen mit dem Duden-Korrektor trennen kann.
> Dieser stellt mehrere Trennvarianten zur Verfügung.  (Ich neige übrigens
> dazu, Dudentrennmustern ein eigenes Paket zu spendieren, da zum
> Erstellen der Trennmuster die Installation des Duden-Korrektors
> notwendig ist.)

> Wenn, dann wären wohl zwei getrennte Felder für die reformierte
> Rechtschreibung sinnvoll: etymologische Trennung und Trennung nach
> Sprechsilben. 

In vielen Fällen reicht es, wenn wir Wortfugen markieren und bei der
Generierung der TeX-Trennmuster normale Trennungen in der "Nähe"
unterdrücken (vor|aus, Eisen=ach).

> Aber auch dann wäre (mir) nicht eindeutig klar, welche
> Trennung bei geographischen Bezeichnungen die richtige ist. 

Da ist die Präferenz des "ständigen Ausschusses" genauso wie unsere:

  Buchstaben- und Morphemverbindungen, die zu Missverständnissen führen
  können, sollen vermieden werden. 

> Ohne Hausorthographie geht es vermutlich nicht.

Ja, aber ich plädiere dafür die Hausorthographie (über die die Kennzeichnung 
"ungünstiger" Trennstellen) von der Kennzeichnung und Kategorisierung der
Trennstellen zu entkoppeln.


Günter
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   > Am 22.03.2012 14:04, schrieb Guenter Milde: > > On 21.03.12, Stephan Hennig
   wrote: > >> > > >> > Der Reform-Reform-Duden (24. Auflage, 2006) schreibt
   im > >> > Duden-Regelteil unter K 165 explizit und in rot (i.e. neu): > >>
   > > >> > Das stumme w in der Namensendung »-ow« wird wie andere Konsonanten
   > >> > behandelt. > > > >> Oh-weh! Nun gut, das ist keine amtliche Regel.
   > > > >> > Die angehängten "amtlichen Regelungen" erwähnen "-ow" nicht.
   > > > > Allerdings ist es sehr plausibel, daß eine in den amtlichen Regeln
   nicht > > erwähnte Ausnahme nicht fortgeschrieben ist. [...] 

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