[netz-bb] Fwd: [anders] 15 Jahre nach dem Kongreß "Anders arbeiten oder gar nicht?!"

Elisabeth Voss post at elisabeth-voss.de
Mi Dez 10 10:57:58 CET 2014


-------- Original-Nachricht --------
Betreff: 	[anders] 15 Jahre nach dem Kongreß "Anders arbeiten oder gar
nicht?!"
Datum: 	Wed, 10 Dec 2014 09:37:32 +0000 (UTC)
Von: 	Anne S <anne.snk44 at yahoo.de>
Antwort an: 	Anne S <anne.snk44 at yahoo.de>
An: 	Andersarbeiten-Liste <anders at lists.riseup.net>



Hallo,

ich möchte nochmal an unser Seminar am Wochenende erinnern. Der Eintritt
ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte daran denken, diesmal
im Kreativhaus. Für alle die auf dieser Mailingliste die Entwicklung von
„Anders arbeiten oder gar nicht“ begleitet haben, wird es am Samstag um
15 Uhr mit Elisabeth Voss spannend. Einen Artikel zu dem Thema findet
Ihr in der September- Contraste. Wir sind gespannt auf die Diskussion.
Was ist die Bilanz 15 Jahre nach dem Kongreß „Anders arbeiten oder gar
nicht!?“

Es grüßt Anne


*Anders Arbeiten - oder gar nicht?!*
*Vor 15 Jahren, im April 1999, fand an der Berliner Humboldt-Universität
der Kongress "Anders Arbeiten - oder gar nicht!?" statt. Veranstaltet
von Netzwerk Selbsthilfe und CONTRASTE, dem RefRat der Humboldt Uni
(ReferentInnen-Rat, der die Beschlüsse des StudentInnenparlaments
umsetzt) und der eigens zu diesem Zweck gegründeten "Initiative anders
arbeiten".*
*Elisabeth Voß, Redaktion Solidarische Ökonomie* Ein halbes
CONTRASTE-Leben ist der Anders-Arbeiten-Kongress nun her. In dieser Zeit
hat sich die Gesellschaft in einem Maße verändert, das wir uns damals
auch nicht annähernd haben träumen lassen. 1998 endete nach 16 Jahren
die Ära Helmut Kohl. Eine rot-grüne Bundesregierung weckte selbst bei
regierungskritischen Linken und Alternativen leise Hoffnungen auf
Veränderung. Hoffnungen unter anderem auf einen wachsenden Dritten
Sektor, jenseits von Markt und Staat, in dem die Wirtschaft lokal,
genossenschaftlich und selbstverwaltet organisiert sein sollte, und in
dem die Menschen selbstbestimmt und sinnvoll tätig sein könnten. Wir
gingen davon aus, dass die Zeit der Vollbeschäftigung endgültig vorbei
sei. Diejenigen, die keine Erwerbsarbeit finden, sollten in einem
dauerhaft finanzierten, demokratisch ausgestalteten Öffentlich
Geförderten Beschäftigungssektor (ÖBS) auf freiwilliger Basis und
tariflich entlohnt arbeiten. Die dort geleisteten gesellschaftlich
notwendigen Arbeiten im Betreuungsbereich verstanden wir auch als einen
Schritt zu mehr Geschlechtergerechtigkeit. Arbeitszeitverkürzung und ein
Bedingungsloses Grundeinkommen standen auch auf der Wunschliste.
Netzwerk Selbsthilfe hatte die Initiative zum Kongress im Herbst 1998
ins Leben gerufen, nicht zuletzt, um die neue Bundesregierung
kritisch-solidarisch zu begleiten. Im März 1999 erschien in der taz eine
4-seitige CONTRASTE als Kongressbeilage: "Die Zeit, in der Erwerbsarbeit
eine allgemeingültige Lebensperspektive darstellte, ist
unwiederbringlich vorbei. Nichts spricht bisher dafür, dass die
rot-grüne Regierung die Fantasie, den Mut und die Kraft hätte zu einer
Politik, die diesem grundlegenden gesellschaftlichen Wandel in
emanzipatorischem Sinne gerecht wird." Der Kongress sollte die Frage
behandeln "wie ein in materieller und sozialer Hinsicht befriedigendes,
selbstbestimmtes Leben und Arbeiten für alle erreicht werden kann." Mit
einer aus heutiger Sicht erstaunlichen Naivität stellten wir fest: "Nach
Überzeugung der 'Initiative anders arbeiten' birgt dieser sogenannte '3.
Sektor' ungeahnte Potentiale kreativer Entfaltung und auch Möglichkeiten
der Existenzsicherung für Menschen, die gewollt oder ungewollt aus der
Erwerbsarbeit herausfallen."
Weiter: http://www.contraste.org/index.php?id=80


Seminarreihe Oktober - Dezember 2014 Arbeitswelt, Psyche, Handicaps:
Kritik an aktuellen Marginalisierungsstrategien und Alternativendiskussion
3. Seminar 12./13.12.2014 im Kreativhaus Berlin
Fischerinsel 3, 10179 Berlin (U2: Märkisches Museum, Busse: 147, 248)

Pflegepolitik und Alternativendiskussion zur Reihe

Freitag, 12.12., 19 Uhr: Altenpflege und Zivilgesellschaft (Zur Rolle
und Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements) (Joachim Maiworm)
Vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Kassen wird seit einigen Jahren
in Teilen von Politik und Wissenschaft auch für den Pflegesektor eine
verstärkte „Kultur des Helfens“ eingefordert. „Geteilte Verantwortung“
und „gesellschaftliche Koproduktion“ sind die Leitbegriffe des
Zivilgesellschaftsdiskurses. Im Rahmen der ersten Veranstaltung soll die
Frage diskutiert werden, ob das Konzept eines möglichst selbstbestimmten
Lebens von pflegebedürftigen Menschen auf Basis eines neuen „Hilfemixes“
von professionellen Kräften, Angehörigen und freiwillig Engagierten
wirklich trägt. Was ist von der Einwerbung eines stärkeren
bürgerschaftlichen Engagements im Pflegebereich zu halten, gerade auch
im Hinblick einer qualitativ guten Pflege für alle? Lässt sich die
Tendenz einer intensiveren Einbindung auch von Erwerbslosen im
Pflegebereich erkennen, gar eine zukünftige Arbeitspflicht für alle?
Oder erfordert der Gedanke einer solidarischen Gesellschaft den Ausbau
der unentgeltlichen freiwillig geleisteten Arbeit bei der Pflege und
Betreuung von alten Menschen?
Autonomie trotz Hilfe- und Pflegebedarf im Alter (Michael Zander)
Pflegebedürftigkeit im Alter wird gemeinhin nicht mit dem Begriff der
Autonomie in Verbindung gebracht. Dahinter steht der Gedanke, dass
Selbstbestimmung und die Abhängigkeit von Hilfe einander per Definition
ausschließen. Insgeheim meint man, Autonomie sei im Alter ein zu hoch
gestecktes Ziel. Der Vortrag argumentiert, dass Selbstbestimmung etwas
anderes ist als Selbstständigkeit und als Quelle eines guten Lebens
gerade in der Pflege ein wichtiges, emanzipatorisches Ziel wäre.
Michael Zander ist Dipl.-Psychologe, hat zum Thema „Autonomie bei
(ambulantem) Pflegebedarf im Alter“ promoviert und arbeitet als freier
Autor.

Samstag, 13.12., 13-18 Uhr Was tun?
13-14:30
AG Phase Klar und überzeugend ist häufig die Kritik an den herrschenden
Verhältnissen – schemenhaft und unklar dagegen die Vorstellung von den
Alternativen. In drei Arbeitsgruppen soll der Frage nachgegangen werden,
wie es um die politischen Perspektiven und die praktische Suche nach den
„anderen“ Wegen in den Bereichen Care, (Anti)Psychiatrie und
(Nicht)Arbeit steht. Die AGs werden moderiert und mit einem kurzen
Referat eingeleitet.
AG 1: Alternativen zur Psychiatrie (Input: Christoph Wild)
Seit den 1970er Jahren wurde das medizinisch dominierte
Psychiatriemodell der großen Anstalten zunehmender Kritik ausgesetzt. In
den 80er Jahren entstand die gemeindenahe Sozialpsychiatrie, die in den
90ern ausgebaut wurde. Der Sozialpsychiatrische Dienst aber kann nicht
als Alternative zur Verwahrpsychiatrie gesehen werden. Was aber sind
dann Alternativen? Nach einer Darstellung der bekannten
antipsychiatrischen Alternativen wie dem Weglaufhaus oder der
Patientenverfügung soll über mögliche Alternativen debattiert werden.
AG 2: „Care Revolution“: Entstehung und Perspektive einer neuen sozialen
Bewegung (Input: N.N.)
„Sorgearbeit ist eine Bedingung menschlicher Existenz und Voraussetzung
für die Entwicklung eines demokratischen Gemeinwesens. Ihre
Ökonomisierung muss gestoppt werden. Statt Sorgearbeit ins
Unsichtbar-Private zu drängen und denen aufzuhalsen, die am stärksten
isoliert und am wenigsten in der Lage sind, sich zu wehren, gilt es sie
zu einem zentralen Gegenstand politischer Aushandlung zu machen. Care
ist ein Grundrecht und liegt in gesellschaftlicher Verantwortung.“
Ausgehend von diesem Zitat aus der Resolution der Aktionskonferenz „Care
Revolution“ in Berlin  (März 2014) möchten wir über die Perspektiven der
Care-Bewegung diskutieren.
15-16:30 Uhr AG 3: „Anders arbeiten – oder gar nicht?!“ Möglichkeiten
und Grenzen selbstbestimmten Arbeitens (Input: Elisabeth Voss)
Vor 15 Jahren, im April 1999, diskutierten auf dem Kongress „Anders
Arbeiten – oder gar nicht!?“ an der Berliner Humboldt-Universität einige
Hundert Menschen über Perspektiven einer Gesellschaft ohne Erwerbsarbeit
für alle. Nach der Ära Helmut Kohl gab es Hoffnungen auf eine lokale
Wirtschaft, die genossenschaftlich und selbstverwaltet organisiert sein
sollte, und in der die Menschen selbstbestimmt und sinnvoll tätig sein
könnten. Der Workshop gibt einen Einblick in die Entwicklungen, die
seitdem im Bereich anderen, selbstorganisierten Wirtschaftens
stattgefunden haben, und stellt Möglichkeiten und Grenzen dieser
Alternativen zur Diskussion.
17-18 Uhr Abschlussdiskussion
unterstützt von: Aktion Mensch
Veranstalter: Teilhabe e.V.
http://www.teilhabe-berlin.de/







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