[netz-bb] 12./13.12.2014: Arbeitswelt, Psyche, Handicaps

Elisabeth Voss post at elisabeth-voss.de
Di Dez 9 09:37:26 CET 2014


EINLADUNG im Rahmen der Seminarreihe Oktober - Dezember 2014

Arbeitswelt, Psyche, Handicaps:
Kritik an aktuellen Marginalisierungsstrategien und Alternativendiskussion

3. Seminar

12./13.12.2014 im Kreativhaus Berlin
      Fischerinsel 3, 10179 Berlin
(U2: Märkisches Museum, Busse: 147, 248)

Pflegepolitik und Alternativendiskussion zur Reihe

Freitag, 12.12., 19 Uhr:

Altenpflege und Zivilgesellschaft (Zur Rolle und Bedeutung des
bürgerschaftlichen Engagements)
   (Joachim Maiworm)

Vor dem Hintergrund knapper öffentlicher Kassen wird seit einigen Jahren
in Teilen von Politik und Wissenschaft auch für den Pflegesektor eine
verstärkte „Kultur des Helfens“ eingefordert. „Geteilte Verantwortung“
und „gesellschaftliche Koproduktion“ sind die Leitbegriffe des
Zivilgesellschaftsdiskurses. Im Rahmen der ersten Veranstaltung soll die 
Frage diskutiert werden, ob das Konzept eines möglichst selbstbestimmten 
Lebens von pflegebedürftigen Menschen auf Basis eines neuen „Hilfemixes“ 
von professionellen Kräften, Angehörigen und freiwillig Engagierten 
wirklich trägt. Was ist von der Einwerbung eines stärkeren 
bürgerschaftlichen Engagements im Pflegebereich zu halten, gerade auch 
im Hinblick einer qualitativ guten Pflege für alle? Lässt sich die 
Tendenz einer intensiveren Einbindung auch von Erwerbslosen im
Pflegebereich erkennen, gar eine zukünftige Arbeitspflicht für alle?
Oder erfordert der Gedanke einer solidarischen Gesellschaft den Ausbau
der unentgeltlichen freiwillig geleisteten Arbeit bei der Pflege und
Betreuung von alten Menschen?


Autonomie trotz Hilfe- und Pflegebedarf im Alter
(Michael Zander)

Pflegebedürftigkeit im Alter wird gemeinhin nicht mit dem Begriff der
Autonomie in Verbindung gebracht. Dahinter steht der Gedanke, dass
Selbstbestimmung und die Abhängigkeit von Hilfe einander per Definition
ausschließen. Insgeheim meint man, Autonomie sei im Alter ein zu hoch
gestecktes Ziel. Der Vortrag argumentiert, dass Selbstbestimmung etwas
anderes ist als Selbstständigkeit und als Quelle eines guten Lebens
gerade in der Pflege ein wichtiges, emanzipatorisches Ziel wäre.

Michael Zander ist Dipl.-Psychologe, hat zum Thema „Autonomie bei
(ambulantem) Pflegebedarf im Alter“ promoviert und arbeitet als freier
Autor.

Samstag, 13.12., 13-18 Uhr

Was tun?

13-14:30 AG Phase

Klar und überzeugend ist häufig die Kritik an den herrschenden
Verhältnissen – schemenhaft und unklar dagegen die Vorstellung von den
Alternativen. In drei Arbeitsgruppen soll der Frage nachgegangen werden, 
wie es um die politischen Perspektiven und die praktische Suche nach den 
„anderen“ Wegen in den Bereichen Care, (Anti)Psychiatrie und
(Nicht)Arbeit steht. Die AGs werden moderiert und mit einem kurzen
Referat eingeleitet.

AG 1: Alternativen zur Psychiatrie
(Input: Anne Seeck)

Seit den 1970er Jahren wurde das medizinisch dominierte
Psychiatriemodell der großen Anstalten zunehmender Kritik ausgesetzt. In 
den 80er Jahren entstand die gemeindenahe Sozialpsychiatrie, die in den 
90ern ausgebaut wurde. Der Sozialpsychiatrische Dienst aber kann nicht 
als Alternative zur Verwahrpsychiatrie gesehen werden. Was aber sind 
dann Alternativen? Nach einer Darstellung der bekannten
antipsychiatrischen Alternativen wie dem Weglaufhaus oder der
Patientenverfügung soll über mögliche Alternativen debattiert werden.

AG 2: „Care Revolution“: Entstehung und Perspektive einer neuen sozialen
Bewegung
(Input: N.N.)

„Sorgearbeit ist eine Bedingung menschlicher Existenz und Voraussetzung
für die Entwicklung eines demokratischen Gemeinwesens. Ihre
Ökonomisierung muss gestoppt werden. Statt Sorgearbeit ins
Unsichtbar-Private zu drängen und denen aufzuhalsen, die am stärksten
isoliert und am wenigsten in der Lage sind, sich zu wehren, gilt es sie
zu einem zentralen Gegenstand politischer Aushandlung zu machen. Care
ist ein Grundrecht und liegt in gesellschaftlicher Verantwortung.“
Ausgehend von diesem Zitat aus der Resolution der Aktionskonferenz „Care 
Revolution“ in Berlin (März 2014) möchten wir über die Perspektiven der 
Care-Bewegung diskutieren.

15-16:30 Uhr

AG 3: „Anders arbeiten – oder gar nicht?!“
Möglichkeiten und Grenzen selbstbestimmten Arbeitens

(Input: Elisabeth Voß)

Vor 15 Jahren, im April 1999, diskutierten auf dem Kongress „Anders
Arbeiten – oder gar nicht!?“ an der Berliner Humboldt-Universität einige
Hundert Menschen über Perspektiven einer Gesellschaft ohne Erwerbsarbeit
für alle. Nach der Ära Helmut Kohl gab es Hoffnungen auf eine lokale
Wirtschaft, die genossenschaftlich und selbstverwaltet organisiert sein
sollte, und in der die Menschen selbstbestimmt und sinnvoll tätig sein
könnten. Der Workshop gibt einen Einblick in die Entwicklungen, die
seitdem im Bereich anderen, selbstorganisierten Wirtschaftens
stattgefunden haben, und stellt Möglichkeiten und Grenzen dieser
Alternativen zur Diskussion.

17-18 Uhr Abschlussdiskussion

unterstützt von:
Aktion Mensch

Veranstalter:
Teilhabe e.V.
www.teihabe-berlin.de

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Elisabeth Voß
Dipl. Betriebswirtin (FH), Publizistin
Tel.: 0049 - (0)30 - 216 91 05
www.elisabeth-voss.de





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