[Postfixbuch-users] E-Mail und rechtliches

Sandy Drobic postfixbuch-users at japantest.homelinux.com
Sa Nov 18 19:58:31 CET 2006


Stefan Stolz wrote:
> Hallo,
> 
> ich denke, dass sich hier einige Leute sehr gut damit auskennen. Im  
> Postfixbuch steht ja auch etwas dazu, aber das hat für mich nicht 100%  
> alles geklärt.
> 
> Wie sieht denn das nun eigentlich mit E-Mail und dem rechtlichen  
> Aspekt aus, dass es als Dokument gilt? Generell soll es ja wenn nicht  
> anders vereinbart gelten. PGP Signaturen haben aber anscheinend  
> absurder Weise noch keine rechtliche Grundlage was ich gehört habe.

Ein Dokument an sich ist nicht viel Wert. An Bedeutung gewinnt es nur, 
wenn eine amtliche Stelle die Glaubwürdigkeit und/oder Authentizität des 
Dokumentes belegt.

> Aber wie ist das nun... Ich habe gerade gestern auf eine  
> ungerechtfertigte Anschuldigung und Drohung mit einem Rechtsanwalt  
> (ein Händler behauptet nach 3 Monaten ohne Mahnung, dass ich ihm bei  
> einer Reklamation das reklamierte Teil nicht zugeschickt hätte) per  
> E-Mail geantwortet. Darin habe ich darauf hingewiesen, dass es als  
> amtliches Dokument gilt, ich die Logdateien des Servers archiviere und  
> ich wenn keine Fehlermeldung seitens seines E-Mail Servers kommt davon  
> ausgehen kann, dass er es bekommen und gelesen hat.

Amtliches Dokument: ein Amt hat ein Dokument herausgegeben. Inwiefern hat 
das Amt (welches eigentlich?) das Log deines Servers herausgegeben?

Wenn du eine vollständig qualifizierte Signatur verwendest, kann eine 
Email zumindest bestätigen, dass sie von dir kommt und entsprechend 
signiert ist. Aber selbst dafür gibt es kaum Anwendungen bisher. Auch 
Ämter sind kaum dafür vorbereitet, Emails als rechtlich bindendes Dokument 
zu akzeptieren. Diese mangelnden Einsatzmöglichkeiten sind einer der 
Hauptgründe, warum die Signatur vor sich hindümpelt.

Ohne eine amtliche Bestätigung, dass dein Server auf eine Weise loggt, die 
vollständig ist und die du nicht manipulieren und löschen kannst, ist das 
Log des Server erst einmal nur für deine eigene Recherche gedacht.

Leider ist es so, dass das Log im besten Falle nicht volle Beweiskraft hat 
und im schlimmsten Falle gegen dich verwendet wird. Im Allgemeinen wird 
jedoch das Log selbst nicht angezweifelt, sondern nur die Aussagekraft des 
Logs.

Zumindest ist es ein Hinweis, dass die versandte Mail an einen Server mit 
einer bestimmten IP-Adresse ausgeliefert wurde. Was danach mit der Mail 
geschieht, ist nicht ersichtlich. Wenn der Empfänger nicht auch der 
Administrator des Mailsystems ist, kann die Mail auch durch Serverfehler 
oder falsche Antispam-Einstellungen verloren gehen.

Deshalb sind Lesebestätigungen/Empfangsbestätigungen sehr wichtig. Die 
Skrupellosen verwenden Webbugs, um durch den Aufruf eines HTML-fähigen 
Clients den Zeitpunkt des Abrufs einer 1x1px-datei vom Webserver einer 
Mail zuordnen zu können.

Die redlichen bitten um eine Bestätigungsmail/automatische 
Lesebestätigung, um den Vorgang entsprechend weiterbearbeiten zu können.

> Gut und recht, aber wenn er nun einfach sagt er hats nicht bekommen,  
> da kann ich doch nix tun, oder? Meine Logdateien könnte ich ja selbst  
> geschrieben haben...

So ist es. Im Augenblick kann ich dir leider nicht weiterhelfen. Mit 
technischen Methoden ist es auch schwierig, so eine Situation zu 
vermeiden. Das ist der Sinn eines CMS, wo Fristen eingetragen sind, wann 
eine Reaktion notwendig ist für welchen Kunden/Lieferanten und welche 
Schritte bereits gelaufen sind.

Ein Hinweis noch:
Eine rechtlich verbindliche Auskunft ist mir als rechtlichen Laien nicht 
möglich, dafür benötigst du einen Anwalt.

Sandy
-- 
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