[Postfixbuch-users] Bundestag / Heise
Patrick Ben Koetter
p at state-of-mind.de
Fr Feb 17 09:50:10 CET 2006
* Robert Felber <r.felber at ek-muc.de>:
> Moin,
>
> fuer alle die Heise nicht regelmaessig lesen, hier ein kleiner Schock am Morgen:
>
> http://www.heise.de/newsticker/meldung/69734
>
> Waer evtl. sinnvoll wenn langsam mal die groesseren Medien darueber auf
> ihren Hauptseiten berichten anstatt in irgendwelchen Netzwelt Nieschen.
>
> Das hat mit Technik und Computerbegeisterung nix mehr zu tun und duerfte
> auch Otto-Normal interessieren (wenn's die grosse Presse nicht "unterdruecken"
> wuerde, sondern mal aufbauschen wuerde).
Als "Kind der 80er" ich bin da durchaus gespalten was die Handhabe in Theorie
und Praxis angeht. Einerseits bin ich strikt gegen die Erfassung
personenbezogener Daten im Vorraus, andererseits habe ich NULL Verständnis für
Straftaten, die die Privatsphäre anderer Menschen oder das geistige Vermögen
von Organisationen verletzen.
Meine Frau arbeitet bei einer grösseren Telco und bekommt täglich unzählige
Auskunftsersuchen von den Behörden mit der Aufforderung IP-Adressen und den
dazu passenden User zu nennen.
Die Straftaten, um die es da geht, bewegen sich in einer Bandbreite von
Raubkopien, Kinderpornographie, organisierter Kriminalität bis hin zu Mord.
Oft ist es nicht (!) möglich den Tätern auf die Spur zu kommen, weil die
relevanten Daten bereits gemäß geltender Gesetzeslage (!) gelöscht wurden.
Will man die Täter für ihre Taten zur Verantwortung ziehen, kommt man kaum
umhin, relevante Daten im vorraus zu speichern und über einen längeren
Zeitraum vorrätig zu halten.
Genau hier brechen Theorie und Praxis, denn keiner kann a priori sagen was
"relevante Daten" sind. Entweder man sichert alle Daten oder keine, denn
keiner kann - ohne zu wissen welche IP hier gerade für ein Verbrechen genutzt
wird - sagen, welche Daten gespeichert und welche verworfen werden sollen.
Deshalb bin ich aus Vernunftsgründen einer Vorratsdatenspeicherung über
längere Zeiträume in der Praxis nicht abgeneigt. Das ändert nicht an dem
theoretischen (und leider auch in der Praxis oft genug bestätigten) Mißtrauen,
dass die erfassten Daten auch für andere Zwecke mißbraucht werden.
Es ist wie mit der Atomkraft. Man kann Leben damit retten, aber auch alles
Leben damit auslöschen. Es ist eine Frage der Moral und Moral, das glaube ich,
ist das Erste was gerade Organisationen (siehe: Stanley Milgrim, "Obedience to
authority") im Wettkampf am Markt über Bord werfen.
"Is there a differnce between theory and practice? In practice, yes."
p at rick
--
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