[Pirateninfo] freitag taz kaufen!!!
joscha
joscha at jpberlin.de
Mit Mai 12 16:24:20 CEST 2004
liebe leute!
es ist soweit. am freitag erscheint unser vierte (!) kaperbrief als beilage
bei der taz. also, hin zum kiosk!!!
beste grüße
joscha
hier das editorial
Fassungslos starrt der alte Fr e i b u r g e r Kräuterhändler auf das
Schreiben der A n waltskanzlei: Wenn er weiterhin seine getrockneten
Kamillenblüten an die R e formhäuser in Deutschland und Ö s t e r r e i ch
liefern wo l l e, müsse er Lizenzgebühren an den Mandanten des A b s e n d e
r s, ein Pharmaunternehmen in G u a t e m a l a , zahlen. Kamille habe dieser
n ä m l i ch bei seiner letzten Europareise in einem hessischen Dorf gefunden
und s i ch patentieren lassen. Diese Gesch i chte ist erfunden. Sehr ä h n l
i ch erging es aber wohl den Inderinnen und Indern, die erfuhren, dass ihre
heilige Heilpflanze Neem vo n Patentjägern beim Europäischen Pa t e n tamt
als geistiges Eigentum angemeldet w u r d e. Oder den San in Südafrika, d e r
e n Hoodia-Kaktus plötzlich einem fernen Konzern Gewinne bringen sollte, o d
e r. . . Heilpflanzen und Arzneimittel stehen im Mittelpunkt dieses
Kaperbriefes gegen Biopiraterie. Die Pharmaindustrie beklagt seit Jahren eine
Innova t i o n skrise nich t , weil nun alle Krankheiten mit Medikamenten
heilbar wären und neue Mittel überflüssig wären. Nein, e s fehlen vor allem
gewinnträchtige patentierbare neue Arzneimittel. Um neue Medikamente zu
entwicke l n , setzt die fo r s chende Pharmaindustrie nun auf die Ausbeutung
alter Heilpflanzen, i h r e r Wirkstoffe und des Wissens der traditionellen A
n wenderInnen. Diese Heilpflanzen finden sich vor allem in den Ländern des
globalen Südens und das Wissen darum oft unter der indigenen B e vö l ke r u
n g. Bioprospektion, die system a t i s che Untersuchung biologisch e r
Vielfalt und der A n we n d u n g s b e r e i ch e von Medizinalpflanzen,
wird immer w i ch t i g e r.
Für uns sind all jene Unternehmen B i o p i r a t e n , die genetische
Ressourcen und das Wissen um ihre Pflege und A n wendung in ihren Besitz
bringen wo llen. Sie wollen dabei alle anderen mögl i chen NutzerInnen von
der freien Nutzung aussch l i e ß e n . Biopiraterie geschieht auf illega l e
n We g e n , unter Verstoß gegen gesetzlich e R e g e l u n g e n , aber auch
im Rahmen g e s e t z l i cher Bestimmungen und internationaler A b ko m m e
n , wie der Ko nvention über biologische Vielfalt (CBD) von 1992. Diese
Regeln rech t f e r t i g e n Biopiraterie wie weiland Kaperbriefe e u r o
p ä i s cher Herrscher vogelfreie Piraten zu freien Mitarbeitern der Marine m
a ch t e n . Biopiraten segeln heute in vielen G e wässern und sie erleben
Gegenw i n d , von dem der Kaperbrief berich t e t und zu dem er aufrufen
will. Es geht um den Widerstand der Landwirte in Deutsch l a n d , die sich
ihrer traditionellen Rechte und Selbstbestimmung beraubt sehen. Die großen P
f l a n z e n z ü chter würden sie am liebsten in gläserne Landwirte ve r wa
n d e l n . Diesen Skandal will die Au s s a a t a k t i o n Widerstand
keimt auf öffentlich und n a ch ( voll)ziehbar machen. Neues gibt es a u ch
vom Na s chen gegen Biopiraterie und dazu eine Einladung zum alternativen
Sommerprogramm im Zirkuswa g e n an der Ostseeküste. Sehen wir uns? fragt die
Redaktion