[IMI-List] [0652] Bundeswehr & Gaza / Taurus: Audio & Artikel / Ausdruck (Schwerpunkt Kriegstüchtig)
IMI-JW
imi at imi-online.de
Fr Mär 15 12:50:05 CET 2024
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0652 – 27. Jahrgang
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser Mail findet sich
1.) der Hinweis auf das Audio zur IMI-Onlineveranstaltung über den
„Taurus-Leak“ (und einen Artikel zum Thema);
2.) der Hinweis auf die neue Ausgabe des IMI-Magazins (Schwerpunkt:
Kriegstüchtig);
3.) ein Artikel über den Einsatz der Bundeswehr zur „humanitären Hilfe“
in Gaza.
1.) Onlineveranstaltung: Taurus: die technische, politische und mediale
Debatte
Wir wollen uns künftig bemühen, häufiger Onlineveranstaltungen zu
aktuellen Themen anzubieten – am 8. März war die Premiere mit einer
Diskussion zu dem abgehörten Taurus-Gespräch, in der wir versucht haben,
die dort getroffenen Aussagen einzuordnen.
Wir wollen uns nochmal für den gewählten Termin entschuldigen, nicht
zuletzt, weil es deshalb von Menschen, die da andere Veranstaltungen
hatten, Nachfragen nach einem Audio gab, haben wir das jetzt hochgeladen:
IMI-Dokumentation: Taurus: die technische, politische und mediale Debatte
Taurus: Einschätzungen zum abgehörten Gespräch
https://www.imi-online.de/2024/03/12/taurus-einschaetzungen-zum-abgehoerten-gespraech/
(12. März 2024)
Ein Standpunkt dazu ist auch bereits erschienen:
IMI-Standpunkt 2024/006
Taurus: Postfaktische Debattenkultur
https://www.imi-online.de/2024/03/06/taurus-postfaktische-debattenkultur/
Bernhard Klaus (6. März 2024)
2. AUSDRUCK (März 2024) - Schwerpunkt: Kriegstüchtig
Soeben ist die März-Ausgabe des IMI-Magazins erschienen. Sie kann gratis
hier vollständige heruntergeladen werden:
https://www.imi-online.de/wp-content/uploads/2024/03/AusdruckMaerz2024_web.pdf
INHALTSVERZEICHNIS
SCHWERPUNKT
-- Editorial (Andreas Seifert und Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/2024/03/13/editorial/
-- Deutschland im Krieg (mit Russland)? (Tobias Pflüger)
https://www.imi-online.de/2024/03/13/deutschland-im-krieg-mit-russland/
-- Vehikel für Macht- & Interessenspolitik (Susanne Weipert)
https://www.imi-online.de/2024/03/13/vehikel-fuer-macht-interessenspolitik/
-- Waffenlieferungen, Gefahren und Folgen (Claudia Haydt)
https://www.imi-online.de/2024/03/13/waffenlieferungen-gefahren-und-folgen/
-- Weg in die Kriegswirtschaft (Martin Kirsch)
https://www.imi-online.de/2024/03/13/weg-in-die-kriegswirtschaft/
-- Europäische Rüstungsfinanzierung (Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/2024/03/13/europaeische-ruestungsfinanzierung/
-- Humanitär, feministisch und queer (Jacqueline Andres)
https://www.imi-online.de/2024/03/07/humanitaer-feministisch-und-queer/
-- Patriotismus und Ökonomie (Andreas Seifert)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck113-AS-BayernPatriotismus.pdf
-- Operationsplan Deutschland (Alexander Kleiß)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck113-AK-Operationsplan.pdf
-- Waffenproduktion statt Wohnungsbau? (Hans-Achim Brand)
https://www.imi-online.de/2024/03/14/waffenproduktion-statt-wohnungsbau/
-- Rüstung durch Sozialabbau (Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck113-JW-Sozialabbau.pdf
Magazin
NATO
-- Wie einst im Kalten Krieg (Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-JW-Quadriga.pdf
-- Nordischer Brückenkopf (Ben Müller)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-BM-BrueckenkopfNord.pdf
DEUTSCHLAND UND DIE BUNDESWEHR
-- Schulterschluss Rüstung (Andreas Seifert)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-AS-Schulterschluss.pdf
-- Wächter des Wohlstands (Jürgen Wagner)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-JW-Aspides.pdf
-- AfD unter falscher Flagge (Merle Weber)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-MW-AfD.pdf
-- Deutsche Rüstungsexporte nach Israel und die Region (Elvin Çetin)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-EC-ExporteIsrael.pdf
GAZA UND KI
-- KI-Revolution Gaza? Die „Startup Nation“ im Krieg (Christoph Marischka)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-CM-Startup.pdf
-- Gaza: KI-basierte Bombardierung (Christoph Marischka)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-CM-Gaza-KI.pdf
SAHEL
-- Stabilisierung im Sahel (Pablo Flock)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-PF-Sahel.pdf
-- Unabhängig und integriert (Pablo Flock)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-PF-Burkina.pdf
SONSTIGES
-- Kriege verschärfen Klimakrise (Jacqueline Andres)
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-JA-Klimakrise.pdf
-- Antimilitaristische Kurznachrichten
https://www.imi-online.de/download/Ausdruck116-Kurznachrichten.pdf
3.) Artikel: Bundeswehr & Gaza
IMI-Standpunkt 2024/08
„Kriegstüchtig“: Der „humanitäre Einsatz“ der Luftwaffe in Gaza
https://www.imi-online.de/2024/03/14/kriegstuechtig-der-humanitaere-einsatz-der-luftwaffe-in-gaza/
Christoph Marischka (14. März 2024)
„Einmal mehr zeigt die Bundeswehr, dass sie da ist, wenn sie gebraucht
wird“, wird die grüne Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger im
Deutschlandfunk zitiert. Anlass ist der Entschluss des
Bundesverteidigungsministers Pistorius, dass die Luftwaffe Hilfsgüter
über Gaza abwerfen soll. Vor allem die ebenfalls grüne Außenministerin
habe entsprechenden Druck ausgeübt, dass der Einsatz der Bundeswehr
zustande kommt, so der Deutschlandfunk in seiner Sendung „Das war der
Tag“ vom 13. März 2024.
Konkret geht es um zwei Transportflugzeuge der Luftwaffe vom Typ C-130
Hercules, die bislang in Frankreich stationiert waren und nun nach
Jordanien geschickt werden, um dort beladen zu werden und anschließend
Nahrungsmittel und Medikamente über Gaza abzuwerfen. Die Flugzeuge
können jeweils etwa 18 Tonnen Last transportieren – also deutlich
weniger als ein(!) normaler LKW. Die Hilfsgüter werden auf Paletten
verpackt und mit Fallschirmen abgeworfen. Das ist hochgradig
ineffizient. Der Verteidigungsminister, so hören wir im O-Ton beim
Deutschlandfunk, geht davon aus, dass es „einige Flüge geben wird … es
wird nicht nur zwei Flüge geben“.
Die Transportflugzeuge können nicht nur weniger Last transportieren, als
ein LKW, sie können diese auch wesentlich weniger zielgerichtet
abliefern. Eine Koordination mit Personal vor Ort ist kaum möglich,
sodass nicht kontrollierbar ist, wer sich der Fracht dort bemächtigt.
Dementsprechend kritisiert u.a. die Hilfsorganisation Caritas
International den Einsatz der Luftwaffe, wie wir an anderer Stelle im
Deutschlandfunk erfahren: „Man halte den nicht ungefährlichen und zudem
kostenintensiven Abwurf von Gütern durch die Luftwaffe nicht für
zielführend. Wirksame humanitäre Hilfe, die vor allem Kinder, Frauen und
ältere Menschen erreiche, müsse über den Landweg erfolgen. Dafür
benötigten Hilfsorganisationen sichere Korridore“. Wie wenig
zielgerichtet der Abwurf humanitärer Güter über dicht besiedeltem Gebiet
ist, unterstreicht ein Vorfall, der sich keine Woche vor dem Beschluss
des deutschen Einsatzes ereignet hatte. Weil sich der Fallschirm eines
von den USA über Gaza abgeworfenen Pakets nicht geöffnet hatte, wurden
am Boden fünf Menschen – denen eigentlich geholfen werden sollte – von
der Last erschlagen, wie Videos im Internet dokumentieren.
Vor diesem Hintergrund ist eine weitere Aussage des
Verteidigungsministers, ebenfalls in der bereits zitierten Sendung des
Deutschlandfunks, bemerkenswert, weil sie das Spannungsverhältnis
zwischen Zielgenauigkeit und Sicherheit am Boden einerseits und der
Sicherheit der Besatzungen der Luftwaffe andererseits aufzeigen: „Das
ganze wird in einer Flughöhe passieren, die die Gefahren für einen
Beschuss vom Boden minimieren. Gleichzeitig sind sie so erprobt in dem
Verfahren, dass das, was abgeworfen wird, auch ankommt. Jedenfalls
hoffen wir das, ganz sicher kann man bei einer Flughöhe dieser Art nicht
sein“.
Es handelt sich beim Einsatz der deutschen Luftwaffe über Gaza letztlich
um weniger, als den sprichwörtlichen Tropfen auf den heißen Stein.
Darüber hinaus geht es in erster Linie um eine Geste, die sich
vermutlich einerseits an die eigene Öffentlichkeit wendet wie auch an
die Öffentlichkeiten verschiedener arabischer Staaten. Zumindest
letzteres wird ziemlich sicher nicht funktionieren. Dort wird durchaus
wahrgenommen, dass Deutschland, wie auch die USA, keinen
ernstzunehmenden Druck auf die israelische Regierung ausüben,
tatsächlich wirksame Hilfe zuzulassen. Im Gegenteil leistet man weiter
militärische Unterstützung, während der Internationale Gerichtshof
ernsthaft verhandelt, ob die israelische Regierung in Gaza einen
Völkermord begeht oder ein solcher zumindest droht. Auch innerhalb
Deutschlands dürfte durchaus wahrgenommen werden, dass es sich beim
Abwurf weniger Tonnen humanitärer Güter mit zweifelhaftem Nutzen nur um
eine schwache Geste handelt, die von der eigenen Verantwortung ablenken
soll.
Darüber hinaus wird der Einsatz in mehrfacher Hinsicht genutzt, um das
Programm der „Kriegstüchtigkeit“ weiter zu verfolgen. Einerseits
bestätigt der symbolische Einsatz der Luftwaffe angesichts der
Katastrophe in Gaza, dass die Bundeswehr und Militär generell
mittlerweile als primärer und nahezu ausschließlicher Lösungsansatz
jedes internationalen Problems angesehen wird. Andererseits dient er als
Hintergrund für markig-martialische Sprüche, wie den eingangs zitierten
von Agnieszka Brugger. Auch Pistorius demonstrierte – wie bereits bei
der Entsendung der Fregatte Hessen ins Rote Meer – seine Bereitschaft,
die Gefährlichkeit des Einsatzes zu betonen, was bei der Armee und
offenbar auch zunehmend der allgemeinen Bevölkerung gut ankommt –
„kriegstüchtig“! Angesichts der explizit betonten Gefährlichkeit ist
auch bemerkenswert, dass für den Einsatz kein Mandat eingeholt wird und
dies auch in der politisch-medialen Sphäre nicht eingefordert wird.
Sollte es schrittweise zur Normalität werden, dass der Minister per
einfachem, persönlichen Beschluss Kräfte der Bundeswehr in einen „nicht
ungefährlichen“ Einsatz schickt? Zuletzt könnte es auch im engeren Sinne
um Kriegstüchtigkeit gehen: So wie die Marine im Roten Meer nun erstmals
den „scharfen Schuss“ auf feindliche – sie selbst aber kaum gefährdende
– Drohnen und Raketen üben (und deren Signaturen kennenlernen) kann, so
übt die Luftwaffe über Gaza mal außerhalb von Manövern das halbwegs
zielgerichtete Abwerfen von Lasten. Was hier mit humanitären Gütern
durchexerziert wird, kann hilfreiche Erkenntnisse liefern, falls später
mal Waffen für eigene oder verbündete Kräfte nahe am Gefechtsfeld
abgeworfen werden sollten.
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