[IMI-List] [0637] Factsheet Klima & Krieg (aktualisiert) / IMI-Analse:, Litauen-Brigade
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imi at imi-online.de
Do Jul 6 15:57:12 CEST 2023
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0637 .......... 26. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos)........ https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste/
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich der Hinweise auf
1.) das aktualisierte Factsheet Klima & Krieg, das gratis bestellt
werden kann (Spenden sind da natürlich sehr willkommen);
2.) Links zu neuen Artikeln auf der IMI-Homepage, insbesondere über die
Ankündigung, eine Bundeswehr-Brigade in Litauen zu stationieren;
3.) Ein Artikel zum Zusammenhang zwischen den neuen Haushaltsplanungen,
der Zeitenwende und dem damit einhergehenden Sozialabbau.
1.) Factsheet Klima & Krieg (Juni 2023)
Einige neue Studien und vor allem die gestiegenen Rüstungsinvestitionen
haben es erforderlich gemacht, das Factsheet Klima & Krieg zu
aktualisieren, was mittlerweile geschehen ist.
Das zusammen mit den Naturfreunden herausgegebene Factsheet kann wie
immer gratis hier heruntergeladen werden:
https://www.imi-online.de/download/Klima_Factsheet_2023_web.pdf
Außerdem kann das Factsheet gerne auch in größeren Mengen ebenfalls
umsonst in Print bestellt werden. Bestelladresse:
NaturFreunde Berlin, Paretzer Str. 7, 10713 Berlin
Telefon: 030 810 560 250
E-Mail: info at naturfreunde-berlin.de
Uns ist es wichtig, Material möglichst günstig oder wie in diesem Fall
ganz gratis zur Verfügung zu stellen. Das können wir aber nur tun, wenn
uns genug Menschen durch eine Spende oder Mitgliedschaft dabei
unterstützen: https://www.imi-online.de/mitglied-werden/
2.) Analyse zur geplanten Stationierung einer Bundeswehr-Brigade in Litauen
IMI-Analyse 2023/29 [Links zu den Quellen finden sich auf der Internetseite]
Litauen: Deutsche Brigade – Verfestigte Fronten
https://www.imi-online.de/2023/06/28/litauen-deutsche-brigade-verfestigte-fronten/
Martin Kirsch / Jürgen Wagner (28. Juni 2023)
Ein deutlich sichtbarer Ausdruck der immer bedrohlicheren Verhärtung der
Fronten zwischen dem Westen und Russland stellt die wachsende
NATO-Militärpräsenz an der Ostflanke dar. Nun kündigte
Verteidigungsminister Boris Pistorius Pläne für eine nochmalige
drastische Erhöhung der deutschen Präsenz in Litauen an. Erstmals sollen
dabei Soldat*innen der Bundeswehr im großen Stil und mit allem was
dazugehört dauerhaft im Ausland stationiert werden. Im Zuge dessen wird
gleichzeitig auch der letzte Sargnagel in die NATO-Russland-Grundakte
geschlagen, mit der dieses Vorhaben in keiner Weise vereinbar ist. Wann
die benötigte Infrastruktur bereitstehen wird, ist unklar, Litauen hat
sich aber bereit erklärt, hier aufs Gas zu drücken – ob die Bundeswehr
für ihre Pläne aber genug Soldat*innen finden wird, ist durchaus fraglich.
Vom Bataillon zur Brigade
Bereits beim NATO-Gipfel in Warschau wurde im Juli 2016 mit der
„Enhanced Forward Presence“ (EFP) die Einrichtung permanenter NATO-Basen
in den drei baltischen Staaten und in Polen beschlossen. Stationiert
wurde zunächst jeweils ein Bataillon (~1.000-1.500 Soldat*innen), wobei
Deutschland in Litauen die Führungsrolle übernahm: „Das EFP-Bataillon
ist Teil der Verteidigungsplanung Litauens unter Führung der
Infanteriebrigade Iron Wolf, die ihren Sitz in Rukla hat“, erklärte das
Reservistenmagazin loyal. „Sie bildet mit der leichten Infanteriebrigade
Griffin das gesamte litauische Feldheer. Die Streitkräfte des Landes
umfassen 22.000 Soldaten.“
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine und kurz vor dem NATO-Gipfel
in Madrid wurde im Juni 2022 die Errichtung vier weiterer NATO-Basen
beschlossen (in der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien). Außerdem
sollten die seit 2017 bestehenden Bataillone zumindest teilweise auf
Brigadegröße (~3.000-5.000 Soldat*innen) aufgestockt werden – aus der
Enhanced Forward Presence wurde so die „Intensified Forward Presence“
(IFP). Im deutschen Führungsbereich wurde die Truppenzahl allerdings
zunächst „nur“ von rund 1.200 auf etwa 1.700 Soldat*innen vergrößert,
wovon etwa die Hälfte aus der Bundeswehr stammte. Außerdem sollte die
Verlegung des Gefechtsstands einer deutschen Brigade mit 20 Soldat*innen
ins litauische Rukla bei Bedarf eine rasche Vergrößerung der Truppenzahl
auf die besagte Brigadegröße erlauben (siehe IMI-Analyse 2023/30). In
der Folge wurden litauische Regierungsvertreter*innen jedoch nicht müde
weiter eine dauerhafte Präsenzerhöhung zu fordern.
Am 26. Juni 2023 besuchte Verteidigungsminister Pistorius nun den
litauischen Truppenübungsplatz Pabradė in unmittelbarer Nähe der Grenze
zu Belarus, auf dem das deutsche und das litauische Heer die binationale
Übung Griffin Storm abhielten. Dabei wurden rund 1.000 Soldat*innen der
Bundeswehr nach Litauen verlegt, wo sie dann eine Gefechtsübung mit 200
einheimischen Streitkräften abhielten. Nach einem Gespräch mit seinem
litauischen Kollegen Arvydas Anušauskas ließ Pistorius dann die
sprichwörtliche Bombe platzen: „Deutschland ist bereit, dauerhaft eine
robuste Brigade in Litauen zu stationieren. Voraussetzung dafür ist, […]
dass die entsprechende Infrastruktur vorhanden ist, Kasernen,
Übungsmöglichkeiten und die genannten Depots. Wir reden bei einer
Brigade von 4.000 Soldatinnen und Soldaten, plus Material, und bei einer
dann dauerhaften Stationierung eben auch Familie.“
Mit Sack und Pack
Die Verlautbarungen des Verteidigungsministers sind von erheblicher
Tragweite, wie in militärnahen Medien wie etwa Soldat & Technik
hervorgehoben wird: „Auf den ersten Blick hat diese Ankündigung enorme
außenpolitische, als auch streitkräftepolitische Gravitas. […] An die
Soldatinnen und Soldaten gerichtet bedeutet dies, dass sie sich über
kurz oder lang darauf vorbereiten müssen ‚mit Sack und Pack‘ nach
Litauen umziehen zu müssen, nicht nur für wenige Monate, sondern dauerhaft.“
Tatsächlich handelt es sich hier um eine ganz andere Größenordnung als
bislang: Bis auf einige kleinere Kontingente gibt es mit permanenten
Auslandsstationierungen bisher in der Bundeswehr keine Erfahrungen. Das
dürfte die Truppe vor erhebliche Herausforderungen stellen. Schließlich
geht es hier nicht nur um die Soldat*innen an sich, sondern auch um
deren Angehörige sowie die gesamte Infrastruktur, die neben Kasernen und
Materialdepots auch Wohnungen, Kindergärten, Schulen und dergleichen
mitsamt entsprechendem Personal umfasst – insgesamt dürfte man hier von
einer Zahl von gut und gerne 10.000 bis 15.000 Personen sprechen.
Vor diesem Hintergrund müssen auch erst einmal Soldat*innen gefunden
werden, die bereit sind, ihren Lebensmittelpunkt für mehrere Jahre ins
Ausland zu verlagern – dazu gezwungen werden können sie aktuell nicht:
„Die dauerhafte Auslandsverwendung von Soldaten ist eigentlich nicht
vorgesehen und kann auch – bisher – nicht verordnet werden. Nur bei
zeitlich begrenzten, mandatierten Auslandseinsätzen oder
‚einsatzgleichen Verpflichtungen‘ wie etwa der Luftraumüberwachung an
der Grenze zu Russland ist das möglich.“ (Die Zeit, 26.6.2023) Bislang
galt die deutsche Präsenz in Litauen als eine solche einsatzgleiche
Verpflichtung, allerdings ist es ein himmelweiter Unterschied, ob
Soldat*innen für einen begrenzten Zeitraum oder langfristig
abkommandiert werden: „Es werde ‚äußerst schwer‘ werden, so prophezeit
ein ranghoher Soldat, hinreichend Freiwillige zu finden. Und wenn man
die Regelung ändert und die Versetzung anordnet? ‚Dann werden viele
kündigen.‘" (Ebd) Dementsprechend hielt sich auch die Begeisterung des
Bundeswehrverbandes in engen Grenzen, dessen Chef André Wüstner beim
RedaktionsNetzwerk Deutschland mit folgenden Worten zitiert wurde:
„Innerhalb der Bundeswehr hat die Ankündigung von Boris Pistorius
überrascht. Es gibt eine Menge konzeptioneller Fragen, angefangen beim
fehlenden Material, notwendigen strukturellen Anpassungen und
schließlich, wie sich diese Ankündigungen unmittelbar auf Soldatinnen
und Soldaten von Heer, Streitkräftebasis und Sanitätsdienst sowie auf
deren Familien auswirken.“
Angesichts dieser bereits jetzt absehbaren Schwierigkeiten versuchte
Pistorius bei seinem Auftritt zeitlich ein wenig auf die Bremse zu
treten: Das Kontingent werde "in dem Maße aufwachsen, wie die
Infrastruktur vorankommt", so der Verteidigungsminister ((Die Zeit,
26.6.2023). In weiser Voraussicht begann Litauen nach Angaben des
Reservistenmagazins loyal bereits lange vor der jetzigen Entscheidung
mit dem Aufbau der entsprechenden Infrastruktur – mutmaßlich auch, um
Druck auf die nun erfolgten Ankündigungen zu erzeugen: „Bis 2027 soll
ein EFP-Logistikhub in Rukla stehen. Die Fläche am Fluss Neris ist
planiert. Beim loyal-Besuch wurde gerade das Erdreich verdichtet. Das
Projekt wird von der NATO-Beschaffungsorganisation NSPA betreut, ebenso
der Bau neuer Kasernen unter dem klangvollen Namen ‚Neris Terrace
Infrastructure‘ für 3.000 Soldaten. Um den Deutschen die Stationierung
der EVA-Brigade in Litauen schmackhaft zu machen, planen die Litauer für
die Bundeswehr drei kleine ‚Militär-Städte‘.“ Vor diesem Hintergrund
zeigt sich die litauische Seite optimistisch, relativ bald die
geforderte Infrastruktur bereitstellen zu können: „Litauens Präsident
Nauseda versprach den Vorbereitungen eine hohe Priorität einzuräumen. Er
will technische und rechtliche Verfahren beschleunigen um bis spätestens
2026 Wohngebäude, Übungsplätze, Munitionsdepots, aber auch Schulen und
Kindergärten bereitzustellen.“ (tagesschau.de, 26.6.2023)
Zielbild Heer – Woher nehmen, wenn nicht stehlen
Auch auf den aktuell laufenden Umbau des Heeres dürfte die jetzige
Ankündigung einigen Einfluss haben – schließlich wurde der NATO
zugesagt, bis 2025 eine, bis 2027 eine zweite und vor 2030 eine dritte
voll einsatzbereite Bundeswehr-Division (~15-20.000 Soldat*innen)
bereitzustellen (siehe IMI-Analyse 2022/45). Die im sogenannten
„Zielbild Heer“ niedergeschriebenen Strukturen zur Umsetzung dieser
Pläne wurden allerdings von Beginn an als nicht in Stein gemeißelt
präsentiert. So hieß es zu deren offizieller Vorstellung auf der Seite
der Bundeswehr Ende März 2023: „Auf dem Weg der Umsetzung des Zielbilds
muss sich das Heer darauf einstellen, dass es immer wieder zu
Anpassungen kommen kann. Diese können sich aus den externen
Einflussgrößen, […] den operativen Planungen im Bündnis sowie sich
verändernden Verantwortlichkeiten der militärischen
Organisationsbereiche ergeben. Hier gilt es bei aller verlässlichen
Planung die erforderliche Flexibilität zu wahren.“ Dieser Fall dürfte
mit den aktuellen Ankündigungen bereits vier Monate später eingetreten
sein. Die im „Zielbild Heer“ ausformulierten Pläne für die Erfüllung der
an die NATO gemachten Zusagen sind allerdings bereits jetzt
ambitioniert. Woher die Truppen und das Material für die Brigade in
Litauen kommen sollen, wurde bisher nicht kommuniziert. Eine bestehende
Brigade nach Litauen umzuziehen würde die besagten Ziele der
Einsatzbereitschaft von drei deutschen Divisionen wohl auch deutlich
über 2030 hinaus torpedieren. Der Aufbau einer aus Versatzstücken der
anvisierten Struktur zusammengeklaubten neuen Brigade in Litauen
erscheint daher wahrscheinlich.
Die aktuell im „Zielbild Heer“ vorgesehenen drei schweren Brigaden sind
ohnehin mit vier anstelle von drei Kampfbataillonen geplant. Je ein
Panzer- bzw. Panzergrenadierbataillon sollte bisher für regelmäßige
Rotationen nach Litauen bereitstehen. Würden diese drei Kampfbataillone
– vermutlich je ein Panzerbataillon aus Augustdorf und Hartheim sowie
ein Panzergrenadierbataillon ebenfalls aus Augustdorf, die erst zum 1.
April 2023 eher auf dem Papier an die neuen schweren Brigaden
angeflanscht wurden – zusammengeführt, könnte so der Kern einer neuen
Brigade in Litauen entstehen. Alles steht dies alles unter dem
Vorbehalt, dass sich relevante Teile des dortigen Personals bei
Fertigstellung der Infrastruktur in Litauen auch dorthin umziehen
lassen. Deutlich komplizierter dürfte der Aufbau einer neuen Brigade für
Litauen im Bereich der Kampf- und Führungsunterstützungstruppen werden.
So hantieren die Strukturpläne des Heeres bereits jetzt mit deutlich
mehr Einheiten im Bereich Aufklärung, Pioniere, Artillerie und Logistik
als aktuell vorhanden. Daher lässt sich aus den bisher geplanten
Strukturen in diesem Bereich nichts herausziehen, ohne andere Ziele
grundsätzlich in Frage zu stellen. Mittel- bis langfristig wären
Strukturen unter Einbeziehung von deutlich mehr Reservist*innen für die
Verbände in Deutschland denkbar. So hieß es bereits bei der Verkündung
des Zielbildes Heer weiter: „In allen Überlegungen wird auch die Reserve
weiterhin eine Schlüsselrolle spielen.“ (Ebd.) Wo die für Litauen
benötigten Truppen aber eher kurzfristig herkommen sollen, ohne die
volle Einsatzbereitschaft von drei deutschen Divisionen für die NATO
deutlich zu verschieben, bleibt ein Rätsel.
Vermutlich auch deshalb hat sich Verteidigungsminister Pistorius bei
seiner Ankündigung explizit zwei Hintertürchen offen gelassen.
Einerseits hängt der Zeitplan des Umzugs der Brigade nach Litauen, wie
erwähnt, vom dortigen Fortschritt der Bautätigkeiten im Bereich der
Infrastruktur ab. Und zweitens formuliert Pistorius den grundsätzlichen
Vorbehalt der Zustimmung der NATO: „Die Kompatibilität mit den
NATO-Plänen […] ist von zentraler Bedeutung. Denn der SACEUR [der
militärische Oberbefehlshaber des Bündnisses] und die NATO müssen
naturgemäß, angesichts einer sehr langen Ostflanke, das Prinzip der
militärischen Flexibilität wahren.“ Die tatsächliche Entscheidung über
die jetzt vorgestellten Pläne dürfte daher frühestens auf dem
anstehenden NATO-Gipfel Mitte Juli in Vilnius fallen. Ein grünes Licht
für den Aufbau einer Bundeswehr-Brigade in Litauen würde dann wohl mit
einer offiziell vereinbarten Verzögerung der deutschen Pläne zum Aufbau
von drei für die NATO einsatzbereiten Divisionen bis 2030 einhergehen.
Auf NATO-Ebene dürfte allerdings bald die folgenschwere Diskussion im
Raum stehen, ob auch in Estland und Lettland entsprechende NATO-Brigaden
– vermutlich mit Truppen aus Großbritannien und Dänemark bzw. Kanada und
Spanien – aufgebaut werden sollten.
Versenkt: NATO-Russland-Akte
An dieser Stelle würde es den Rahmen sprengen, die gesamte Geschichte
der gebrochenen westlichen Zusagen rund um das Versprechen, keine
Erweiterung der NATO vornehmen zu wollen, einmal mehr aufzuwärmen (siehe
dazu zB IMI-Analyse 2023/08). Im aktuellen Zusammenhang sollten aber
wenigstens die möglichen Auswirkungen auf die NATO-Russland-Grundakte
thematisiert werden. Die „Grundakte über Gegenseitige Beziehungen,
Zusammenarbeit und Sicherheit zwischen der
Nordatlantikvertrags-Organisation und der Russischen Föderation“ vom 27.
Mai 1997 war eines der wenigen Zugeständnisse, die seitens der NATO im
Austausch für Moskaus Akzeptanz der im selben Jahr beschlossenen (und
1999 vollzogenen) ersten NATO-Osterweiterung gemacht wurden. Der wohl
wesentlichste Bestandteil der Grundakte besteht in der Zusicherung, dass
das Bündnis künftig seine Sicherheitsaufgaben „eher dadurch wahrnimmt,
dass es die erforderliche Interoperabilität, Integration und Fähigkeit
zur Verstärkung gewährleistet, als dass es zusätzlich substantielle
Kampftruppen dauerhaft stationiert.“
Richtig ist zwar, dass die Grundakte diese Zusicherung vom
„gegenwärtigen und vorhersehbaren Sicherheitsumfeld“ abhängig macht,
dennoch waren viele Akteure nicht zuletzt in der Bundesregierung lange
darum bemüht, wenigstens den Schein zu wahren. Denn eigentlich war die
Grundakte spätestens mit dem Beschluss zur Stationierung der
NATO-Bataillone 2016 Geschichte – man behalf sich deshalb damit zu
argumentieren, bei vier Bataillonen handele es sich noch nicht um
substanzielle Kampftruppen und aufgrund des Rotationsverfahrens könne
auch nicht von einer dauerhaften Stationierung gesprochen werden. Diese
Argumentation lässt sich nun beim besten Willen nicht mehr aufrecht
erhalten. Faktisch wird die Grundakte damit endgültig versenkt. So
manch einem Politiker scheint diese Entwicklung gerade recht zu kommen.
Fritz Felgentreu etwa, der von 2013 bis 2021 als einer der
prominentesten SPD-Verteidigungspolitiker im Bundestag saß, twitterte:
„Die Grundakte ist doch längst in der Tonne. Ich würde nicht einmal auf
die formale Feststellung noch Energie verschwenden.“ Und für seinen
Parteikollegen, den ehemaligen Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels, ist
die Grundakte nur noch „Makulatur“.
Reißleine gegen Hochrüstung
Der Neue Kalte Krieg macht derzeit vieles möglich, wer wäre vor nicht
allzu langer Zeit auf den Gedanken gekommen, deutsche Soldat*innen
könnten im Ausland Militärbasen errichten, wie sie vor allem von den USA
bekannt sind?
Wie und in welchem Zeitraum die nun angekündigten Pläne dann tatsächlich
umgesetzt werden, steht aktuell noch in den Sternen. Die grundsätzliche
Richtung ist allerdings überaus Besorgnis erregend. Es ist dringend
notwendig, dass endlich die Reißleine gezogen wird, um dem immer weiter
eskalierenden Hochrüsten ein Ende zu setzen!
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