[IMI-List] [0524] IMI-Kongress 2018 / Syrien-Artikel / Podcast / Ausdruck
IMI-JW
imi at imi-online.de
Di Okt 16 16:07:32 CEST 2018
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0524 .......... 21. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos).. https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) alle Infos zum diesjährigen IMI-Kongress „Deutschlands Aufrüstung“
(8./9. Dezember);
2.) die neue Ausgabe des IMI-Magazins AUSDRUCK (Oktober 2018);
3.) der Antimilitaristische Podcast (Nr. 16/2018);
4.) ein neuer IMI-Artikel zur Situation in Syrien.
1.) IMI-Kongress: Deutschland Aufrüstung: An allen Fronten! Auf allen
Ebenen!
Datum: 8./9. Dezember 2018 (Auftaktveranstaltung am 7. Dezember)
Ort: Schlatterhaus: Österbergstr. 2, 72072 Tübingen
Inzwischen ist das Programm und alle weiteren Infos zum IMI-Kongresses
online:
http://www.imi-online.de/2018/09/07/imi-kongress-2018-deutschland-ruestet-auf/
Plakat: http://www.imi-online.de/download/IMI_Kongress_Plakat_2018.pdf
Banner: http://www.imi-online.de/banner/IMI_Banner_18.jpg
Bei Nachfragen gerne ans IMI-Büro wenden: imi at imi-online.de (07071-49154)
PROGRAMM:
DEUTSCHLANDS AUFRÜSTUNG: AN ALLEN FRONTEN! AUF ALLEN EBENEN!
FREITAG-ABEND AB 19 UHR:
Auftaktveranstaltung: Beispiele der Konversion
(Achtung anderer Ort: Schellingstr. 6, Hausbar)
SAMSTAG, 8. DEZEMBER 2018
12:00-12:10 Begrüßung
12:15-13:45 Deutschland im Rüstungsfieber
- Konzeption und Fähigkeitsprofil der Bundeswehr: Die Kosten der
Aufrüstung (Tobias Pflüger)
- Think Big: Rüstungsmarkt in Bewegung (Andreas Seifert)
14:15-15:45 Rüstungsprojekte im IT-Bereich und bei der Polizei
- High-Tech-Rüstung und militarisierte Forschung (Christoph Marischka)
- Rüstungsgüter für die Polizei (Martin Kirsch)
16:15-17:45 Atomare Aufrüstung und aufkeimender Widerstand (Claudia Haydt)
18:45-20:15: Die EU auf dem Weg zur Rüstungsunion
- Pesco als EU-Rüstungstreiber (Jürgen Wagner)
- Europäische Großprojekte: Eurodrohne, Kampfpanzer, Kampfflugzeug
(Marius Pletsch)
SONNTAG, 9. DEZEMBER 2018
10:00-11:15 Gegenkonversion I: Freie Fahrt fürs Militär: Militärische
Mobilität und das NATO-Logistikkommando in Ulm (Tobias Pflüger)
11:30-12:45: Gegenkonversion II: Die militärische (Rück-)Eroberung der
Fläche: (Re-)Aktivierung alter und neuer Liegenschaften (Alexander Kleiß)
13:00-14:30: Podium: Aktiv werden: Widerstand gegen Aufrüstung
Für Verpflegung in den Pausen wird gesorgt. Auf Wunsch versuchen wir
private Übernachtungsmöglichkeiten zu organisieren (Anmeldung und
Schlafsack erforderlich). In diesem Fall bitte unbedingt mindestens eine
Woche vorher das Büro kontaktieren!
Eine Anmeldung braucht es nicht und eine Kongressgebühr wird auch nicht
erhoben. Allerdings freuen wir uns natürlich sehr über Spenden zur
Finanzierung des Kongresses.
2.) AUSDRUCK (Oktober 2018)
Soeben ist die neue Oktober-Ausgabe des AUSDRUCKs erschienen, die wie
immer gratis hier heruntergeladen werden kann:
http://imi-online.de/download/Ausdruck-Oktober2018-Web.pdf
INHALTSVERZEICHNIS
DEUTSCHLAND UND DIE BUNDESWEHR
-- Bundeswehr: Per Fähigkeitsprofil in den Neuen Kalten Krieg (Jürgen
Wagner)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-BW-Profil.pdf
-- „Sieg Heil!“-Rufe, aber keine Neonazis? Rechte Vorfälle in der
Division Schnelle Kräfte der Bundeswehr (Alexander Kleiß)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-BW-KSK.pdf
-- #retten #kämpfen #führen: Imagewechsel der
Bundeswehr-Rekrutierungskampagne (Alison Dorsch)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-BW-Werbung.pdf
-- Renk: Profil eines Top-Rüstungskonzerns (Peter Feininger)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-BW-Renk.pdf
-- Ein neues Militärgelände für das Kommando Spezialkräfte: Notfalls
gegen den Willen
der Bevölkerung (Alexander Kleiß)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-BW-KSK2.pdf
-- Bundeswehrmessen: Wann darf demonstriert werden? Der Fall Thomas H.
geht zum Europäischen Gerichtshof (Thomas Mickan)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-BW-Messeprotest.pdf
CYBER- UND INFORMATIONSRAUM
-- Ein hybrides Kommando: Der Organisationsbereich Cyber- und
Informationsraum der
Bundeswehr (Christoph Marischka)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-Cyberkommando.pdf
-- »Angriffsvorteil« durch KI. Künstliche Intelligenz: Deutschland am
Wettrüsten beteiligt (Christoph Marischka)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-KI.pdf
-- Flugsimulatoren als Grundlagenforschung? Eine Spurensuche im Cyber
Valley (Christoph Marischka)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-Grundlagen.pdf
WEITERE ARTIKEL
-- Europa und der neoliberale Extraktivismus in Südafrika: Ungleiche
Entwicklung und die Externalisierung von Gewalt (Simon Lang)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-Extraktivismus.pdf
-- Koreanische Halbinsel: Tauwetter am 38. Breitengrad (Claudia Haydt)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-Korea.pdf
-- Rezension: „Meinst du, die Russen wollen Krieg?“ (Mirko Petersen)
http://imi-online.de/download/Ausdruck-2018-5-Rezension.pdf
3.) Antimilitaristischer Podcast Nr. 16
In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Informationsstelle
Militarisierung den „Antimilitaristischen Podcast“. Alle Ausgaben werden
vollständig GEMA-frei unter der Creative Commons-Lizenz veröffentlicht
und dürfen entsprechend überall gesendet und abgespielt werden.
-- Geoengeneering und Geopolitik
-- Militarisierung der Ostsee
-- Frieden auf der koreanischen Halbinsel
Der gesamte Podcast wie auch die einzelnen Beiträge findet sich hier:
http://www.imi-online.de/2018/10/15/antimilitaristischer-podcast-ausgabe-16/
4.) IMI-Artikel zur Situation in Syrien
IMI-Standpunkt 2018/035
Nur eine Frage der Zeit?
Westliche Luftschläge gegen Syrien - Auch die Friedensbewegung sollte
sich vorbereiten
http://www.imi-online.de/2018/10/12/nur-eine-frage-der-zeit/
Bernhard Klaus (12. Oktober 2018)
Am Ende des Bürgerkrieges?
Gegenwärtig ist es in der Berichterstattung ruhig geworden im Hinblick
auf den Bürgerkrieg in Syrien. Jeremy Bowen berichtet in seiner
Reportage aus Idlib für die BBC davon, dass aktuell „die Gewehre
schweigen“ und verschiedene Rebellengruppen ihre schweren Waffen
zurückgezogen hätten.[1] Ein Gefühl, dass der Bürgerkrieg zuende ginge,
sei allgegenwärtig. Zugleich beschreibt er jedoch verstärkte Stellungen
und spricht von einem nahezu unausweichlichen und wahrscheinlich selbst
für die Verhältnisse im syrischen Bürgerkrieg blutigen Showdown um
Idlib. Außerdem verweist er auf die Gefahr, dass der Konflikt auch in
größerem Maßstab wieder aufleben könnte: „Wichtige ausländische Mächte
haben Teile des Landes besetzt oder bombardieren diese und es besteht
ein großes Risiko der Eskalation, wenn sie aneinander geraten.
Noch im September sah es nach eben solch einer Zuspitzung aus. Nachdem
die syrische Armee mit ihren Verbündeten jenseits der Provinz Idlib und
den von der (kurdisch dominierten) SDF kontrollierten Territorien im
Nordosten alle Rebellengebiete zurückerobert hatte, massierte sie ihre
Kräfte um Idlib, wo es gehäuft zu Luftangriffen und Gefechten kam. Große
Teile der SDF waren offenbar bereit, die syrische Armee bei der
Eroberung Idlibs zu unterstützen. Auf der anderen Seite lieferte der
NATO-Staat Türkei umfangreich Waffen und Material nach Idlib und
verstärkte dort seine sog. „Beobachtungsposten“ am Rand des von den
Milizen besetzten Gebietes. Die USA, Frankreich und Großbritannien
drohten Luftschläge für den Fall eines Chemiewaffeneinsatzes oder auch
unabhängig davon „zum Schutz der Zivilbevölkerung“ an. Deutschland wurde
um Unterstützung hierbei angefragt, das Verteidigungsministerium ließ
entsprechende Konzepte ausarbeiten (und kommunizierte dies) und
Politiker aller Fraktionen beteiligten sich an der Debatte für und wider
einer deutschen Beteiligung an Luftschlägen – obwohl diese klar sowohl
gegen das Völkerrecht wie auch gegen die Verfassung verstoßen würden.
Diese Gefahr wurde zunächst durch ein türkisch-russisches Abkommen vom
17. September 2018 abgewendet, das einen Waffenstillstand und die
Einrichtung einer „demilitarisierten Zone“ entlang des Frontverlaufs um
Idlib vorsieht, die von russischen und türkischen Kräften kontrolliert
werden soll. „Terroristische“ Gruppen sind vom Waffenstillstand
ausgenommen, seine Laufzeit ist unbestimmt, viele Details sind ungeklärt
oder zumindest nicht bekannt. Insofern wurden dem Abkommen wenig Chancen
eingeräumt, zunächst hat es jedoch zu einer deutlichen Beruhigung der
Lage geführt.
Szenarien der Eskalation
Wie Jeremy Bowen, so geht jedoch auch die deutsche Stiftung Wissenschaft
und Politik (SWP), eine regierungsnahe Denkfabrik, die in Teilen aus dem
Verteidigungshaushalt finanziert wird, davon aus, dass es dennoch zu
einer erneuten Eskalation mit internationaler, westlicher Beteiligung
kommen wird: „Die Frage einer internationalen Militäroperation in Syrien
ist damit [dem türkisch-russischen Abkommen] aber eher aufgeschoben als
aufgehoben. Früher oder später wird wohl erneut über eine deutsche
Beteiligung debattiert werden“.[2] Deshalb solle der „gewonnene
Aufschub“ als „Zeitfenster zur Klärung“ genutzt werden, um „einzelne
Dimensionen eines möglichen Engagements der Bundesrepublik“ zu erörtern,
so Muriel Asseburg und Markus Kaim in ihrem SWP-Aktuell 2018/A 54 mit
dem Titel „Ein deutscher Militäreinsatz in Syrien – Politische Ziele,
Umsetzbarkeit, rechtliche Voraussetzungen, Effekte“.
In dem Text fällt bemerkenswerter Weise unter den Tisch, dass es bereits
einen deutschen Militäreinsatz in Syrien und dem Irak gibt, über dessen
Verlängerung der Bundestag noch bis Ende Oktober entscheiden muss. Die
Autor*innen gehen davon aus, dass das türkisch-russische Abkommen darauf
abziele „eine Machtübernahme des Regimes in der Provinz vorzubereiten“ –
was angesichts der türkischen Rolle und Interessen eine gewagte These
ist. Zumindest „Damaskus und Moskau“ arbeiteten „jedenfalls weiter
darauf hin, Idlib unter Regierungskontrolle zu bringen, wenn nötig auch
mit Waffengewalt“. Da keine anderen Gründe für die Prognose genannt
werden, dass die westlichen Staaten zukünftig intervenieren oder
zumindest darüber diskutieren werden, offenbart dies eine weitere
implizite Annahme des Papiers, die allerdings nicht ausgeführt wird:
Dass die westlichen Verbündeten eine Rückeroberung Idlibs durch die
syrische Armee nicht dulden wollen. Die Gründe hierfür werden ebenfalls
nicht genannt. Es beschleicht einen der Verdacht, dass es entweder um
einen Achtungserfolg oder ein Faustpfand geht: Der gescheiterte Versuch
eines Regimechanges soll für den betreffenden Staat zumindest mit
nennenswerten Gebietsverlusten einhergehen oder diese sollen als
Verhandlungsmasse dienen, um doch noch Einfluss auf die zukünftige
Ordnung nehmen zu können. Das freilich formuliert die SWP nicht in
dieser Deutlichkeit.
Recht deutlich allerdings stellt der Text zunächst fest, dass eine
völkerrechtliche (und auch verfassungsrechtliche) Grundlage für eine
deutsche Beteiligung unter den betrachteten Umständen kaum vorstellbar
wäre. Daraufhin folgt jedoch ein bemerkenswerter Satz: „Doch entheben
diese rechtlichen Einwände nicht der Pflicht, politisch über einen
solchen Einsatz nachzudenken.“ Im Folgenden werden anhand von vier
„Zielen“ drei mögliche Einsatzszenarien kurz dargelegt und erörtert: a)
der Schutz der Zivilbevölkerung, wozu 40.000 Soldat*innen und die
Einrichtung einer Flugverbotszone nötig wären; b) die Verhinderung eines
Chemiewaffeneinsatzes durch die Vernichtung entsprechender Lager- und
Produktionsstätten, wobei „auch Start- und Landebahnen, Flugzeuge und
Helikopter durch Luftschläge zerstört werden“ müssten; c) die
„Unterstützung von Verhandlungen“, indem „die militärischen Fähigkeiten
der syrischen Regierung und ihrer Verbündeten so zu schwächen“ seien,
dass sie ihre Ziele nicht mehr erreichen können; d) „die Zuverlässigkeit
der Bundesrepublik als Bündnispartner im Rahmen des ‚Westens‘ zu
untermauern“, was letztlich bedeutet, dass sich Deutschland an Angriffen
auf Syrien beteiligt, ohne dabei auf Syrien gerichtete, konkrete Ziele
zu verfolgen.
Die Schlussfolgerungen sind in Bezug auf die ersten drei Optionen
erstaunlich klar: „Für einen westlichen Militäreinsatz in Syrien
existiert gegenwärtig keine erfolgversprechende Option. Alle drei hier
diskutierten Zielsetzungen (Einrichtung einer Schutzzone, Verhinderung
des Chemiewaffen-Einsatzes, Unterstützung von Verhandlungen) lassen sich
nicht völkerrechtskonform verfolgen; sie erfordern einen erheblichen
Mittelaufwand, bergen enormes Eskalationsrisiko und drohen ihre
jeweilige Stoßrichtung zu verfehlen“. Stattdessen wird empfohlen, „den
Ansatz der dominanten Groß- und Regionalmächte (Russland, Iran, Türkei)“
nicht „militärisch zu konterkarieren“, sondern „das europäische Gewicht
in Form von Anerkennung, Sanktionen und Wiederaufbauhilfe in die
Waagschale zu werfen“. Dies würde eine „langfristige Stabilisierung
Syriens“ ermöglichen.
Eine janusköpfige Analyse
Auf den ersten Blick könnte man den Text damit als Aufruf zu
militärischer Zurückhaltung zugunsten einer Beendigung des Bürgerkrieges
verstehen. Zunächst erscheint auch erfreulich, dass dem Völkerrecht eine
relativ große Rolle eingeräumt und zugleich darauf verzichtet wird,
dessen strikte Auslegungen durch Behelfsargumentationen auszuhebeln. So
heißt es an einer Stelle: „Auch ein Eingreifen nach dem Prinzip der
internationalen Schutzverantwortung (Responsibility to Protect) wäre nur
dann völkerrechtskonform, wenn es vom Sicherheitsrat beschlossen würde“
– hierzu hat es in der Vergangenheit durchaus auch andere Positionen im
Umfeld der Bundesregierung gegeben.
Betrachtet man hingegen die impliziten und expliziten Vorannahmen und
den Maßstab der diskutierten Interventionen, so relativiert sich dieser
Eindruck wesentlich. Die Vorannahmen bestehen darin, dass die
NATO-Verbündeten – in klarem Widerspruch zum Völkerrecht – bereit sind
und Druck auf Deutschland ausüben werden, die Quasi-Annexion eines Teils
Syriens mithilfe djihadistischer Milizen durch den NATO-Staat Türkei mit
Luftangriffen und ggf. auch Bodentruppen zu unterstützen und dadurch den
Bürgerkrieg erneut zu eskalieren. Die angesprochenen Szenarien gehen
weit über das Maß bisheriger westlicher Interventionen in Syrien
(Unterstützung bzw. Aufbau von Milizen und deren Unterstützung durch
sporadische Luftschläge) hinaus und überschreiten eine Schwelle, ab der
eine offene Konfrontation mit den Verbündeten Syriens sehr
wahrscheinlich ist. Der Text sollte deshalb als Warnung verstanden
werden. Zwischen den Zeilen scheint durch, dass insbesondere im Hinblick
auf das Ziel „Solidarität mit den Verbündeten“ eine deutsche Beteiligung
durchaus als möglich und wohl auch als wahrscheinlich angesehen wird.
Es gilt, aktiv zu bleiben!
Man sollte sich also keineswegs darauf verlassen, dass offenbar auch in
regierungsnahen Kreisen Skepsis gegenüber einer weiteren Eskalation in
Syrien besteht. Stattdessen sollten auch die sozialen Bewegungen den
„gewonnenen Aufschub“ nutzen und Druck gegen eine weitere westliche
Intervention und eine deutsche Beteiligung aufzubauen. Hierzu sollte an
Punkten angesetzt werden, die der Text der SWP nicht nennt. Das ist u.a.
die deutsche Stationierung von Aufklärungsjets und Flugzeugen zur
Luftbetankung auf dem Stützpunkt Al-Asrak in Jordanien und die deutsche
Beteiligung an Aufklärungsflügen der AWACS vom türkischen Konya aus, die
noch in diesem Monat im Bundestag debattiert und verlängert werden soll.
Wenn die Bundeswehr bereits in der Region stationiert und in die
gemeinsamen Stäbe integriert ist, wird sich eine deutsche Beteiligung in
„Solidarität mit den Verbündeten“ kaum noch verhindern lassen. Außerdem
wäre klar zu benennen, welche Bündnisstruktur dieser Dynamik zu Grunde
liegt. Die SWP-Analyse spricht zwar – was eher ungewöhnlich ist – vom
„Westen“ und einem „westlichen Militäreinsatz“, benennt die NATO aber an
keiner Stelle als Akteur. Dass die NATO-Staaten jedoch bereit sind,
zugunsten der Türkei völkerrechtswidrig in einen Bürgerkrieg
einzugreifen und diesen bis hin zu einer offenen Konfrontation mit
Russland oder dem Iran zu eskalieren, sollte auch die Frage der
deutschen Mitgliedschaft in diesem Bündnis neu beleben. Und wir sollten
uns jetzt schon darauf vorbereiten, möglichst bereits im Vorfeld einer
drohenden Intervention der NATO in Syrien auf die Straße zu gehen.
Anmerkungen
[1] Jeremy Bowen: Sense of an ending for Syria’s war on Idlib front
line, bbc.com vom 9.10.2018.
[2] Muriel Asseburg, Markus Kaim: Ein deutscher Militäreinsatz in Syrien
– Politische Ziele, Umsetzbarkeit, rechtliche Voraussetzungen, Effekte,
SWP-Aktuell 2018/A 54.
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