[IMI-List] [0502] IMI-Kongress / PESCO
IMI-JW
imi at imi-online.de
Mi Nov 15 12:12:49 CET 2017
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0502 .......... 20. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jürgen Wagner / Christoph Marischka
Abo (kostenlos).. https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/imi-list
Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List findet sich
1.) eine letzte Erinnerung an den IMI-Kongress „Krieg im
Informationsraum“, der am kommenden Wochenende in Tübingen stattfinden
wird;;
2.) ein kurzer Artikel zur jüngsten Aktivierung der „Ständigen
Strukturierten Zusammenarbeit (PESCO).
1.) IMI-Kongress „Krieg im Informationsraum“ am 18./19. November 2017 in
Tübingen (Auftaktveranstaltung am Freitag 17.11);
Am kommenden Wochenende findet der IMI-Kongress zum Thema „Krieg im
Informationsraum“ statt (Schlatterhaus, Österbergstr. 2, Tübingen).
Herzlich einladen möchten wir Euch auch zur Auftaktveranstaltung am
Freitag den 17. November, die im lockeren Rahmen zunächst mit VoKü (ab
19h) und dann mit einem kleinen und teils eher witzigen Programm rund um
die Themen Rüstung und Informationsraum (ab 20h) gemütlich auf den
Kongress einstimmen soll.
Alles Infos zum Kongress finden sich hier:
http://www.imi-online.de/2017/09/20/krieg-im-informationsraum-2/
Wir bemühen uns, Übernachtungsplätze zu organisieren (mit Schlafsack und
Isomatte) – bei Bedarf bitte spätestens Morgen Mittag ans IMI-Büro
wenden: 07071-49154 /
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2.) IMI-Artikel zu PESCO
IMI-Standpunkt 2017/036
PESCO: Historischer Rüstungsschub?
http://www.imi-online.de/2017/11/14/pesco-historischer-ruestungsschub/
Jürgen Wagner (14. November 2017)
Am 13. November 2017 wurde die hochproblematische „Ständige
Strukturierte Zusammenarbeit“ (PESCO) im Grundsatz beschlossen. Mit
PESCO können Teile der EU-Militärpolitik per Mehrheitsentscheidung auf
Kleingruppen ausgelagert und so das bislang in diesem Bereich geltende
Konsensprinzip ausgehebelt werden – am 11. Dezember sollen die
EU-Staats- und Regierungschefs endgültig ihren Segen zu dem Projekt
geben (siehe zur Kritik u.a. IMI-Standpunkt 2017/34). Noch am selben Tag
sparten Spitzenpolitiker nicht mit Superlativen: Bundesaußenminister
Sigmar Gabriel nannte PESCO einen "Meilenstein der europäischen
Entwicklung" und einen großen „Schritt in Richtung Selbstständigkeit und
Stärkung der Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU". Die
EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach sogar von "einem
historischen Moment für die europäische Verteidigung" (heute.de,
13.11.2017). Ob sich PESCO allerdings tatsächlich als großer
Militarisierungsschritt entpuppen wird, wird sich erst noch erweisen müssen.
An eine PESCO-Teilnahme sind bestimmte Rüstungsbedingungen geknüpft, die
die Staaten erfüllen müssen. Über diese Teilnahmebedingungen wurde lange
und intensiv gestritten, ohne dass davon allzu viel an die
Öffentlichkeit gedrungen wäre. Nun lassen sie sich im
„Aktivierungspapier“ finden, das am 13. November von 23 Ländern
unterzeichnet wurde. Dänemark und Großbritannien wollen sicher nicht an
PESCO teilnehmen, Irland, Polen und Portugal geben an, sie hätten sich
noch nicht entschieden. Rüstungsnahe Stimmen äußerten sich eher
enttäuscht ob der der nun getroffenen Vereinbarungen, was vor allem an
teils relativ schwammigen Formulierungen der jeweiligen
PESCO-Verpflichtungen liegt. Näher betrachtet hat das Dokument aber
leider durchaus das Potenzial, den EU-Militarisierungsprozess weiter
voranzutreiben.
Viele Vereinbarungen sind tatsächlich relativ unverbindlich formuliert,
so etwa die Verpflichtung, die Rüstungsausgaben regelmäßig zu erhöhen,
ohne zu spezifizieren, was das in konkreten Zahlen bedeuten soll. Auch
andere Aspekte, die mit den Rüstungsausgaben zu tun haben, so etwa die
Zusage, sukzessive mindestens 20% des Militärbudgets für Investitionen
aufzuwenden, haben keine klaren Zeitpläne oder ähnliches. Dasselbe gilt
für andere „Verpflichtungen“, die die Unterzeichner eingegangen sind,
etwa die zur Bereitstellung strategischer Fähigkeiten, zur „besseren“
Finanzierung von EU-Rüstungsprojekten und EU-Einsätzen sowie von Truppen
für EU-Einsätze – auch hier fehlt es an Angaben, wozu konkret sich die
Länder hier verpflichtet haben. Auf der anderen Seite müssen
teilnahmewillige Länder aber beispielsweise verpflichtend Truppen für
die EU-Battlegroups bereitstellen, um sich an PESCO beteiligen zu
dürfen. Verbindlich ist auch die Verpflichtung, sich an mindestens einem
PESCO-Projekt zum Aufbau strategisch relevanter Militärkapazitäten zu
beteiligen.
Vor allem haben die Unterzeichner sich aber hiermit einem Prozess
unterworfen, in dem ihre PESCO-Zusagen künftig extern durch die
EU-Verteidigungsagentur in einem Bericht „evaluiert“ werden. Hierfür
muss jedes teilnahmewillige Land einen Nationalen Implementierungsplan
aufstellen, der Auskunft darüber geben soll, wie es seine
PESCO-Verpflichtungen erfüllen will. Die Einhaltung dieses Planes wird
dann jährlich durch die EDA in besagtem Bericht geprüft. Im
„Aktivierungspapier“ heißt es dazu: „Dieser Bericht wird detailliert
über den Stand der PESCO-Implementierung Auskunft geben, einschließlich
der Beachtung jedes Mitgliedsstaates bezüglich seiner Verpflichtungen im
Zusammenhang mit seinem Nationalen Implementierungsplan.“
Unklar ist, wie mit PESCO-Mitgliedern umgegangen werden soll, sollten
ihre Rüstungsbemühungen „negativ“ evaluiert werden. Ob über diese
Prüfberichte „erfolgreich“ genug Druck erzeugt werden kann, damit die
Teilnehmer künftig in die „richtige“ Richtung rüsten, dürfte deshalb
maßgeblich darüber entscheiden, ob mit PESCO wirklich ein „historischer“
Militarisierungsschritt eingeleitet worden ist.
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