[IMI-List] [0343] Analyse Libyen / Texte und Interviews Nordafrika

IMI imi at imi-online.de
Do Mär 3 17:41:02 CET 2011


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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0343 .......... 15. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Jonna Schürkes / Jürgen Wagner
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Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,

in dieser IMI-List findet sich

1) Eine Zusammenstellung neuer Texte und Interviews zu den Ereignissen 
in Nordafrika;

2) Eine ausführliche Libyen-Analyse.


1) Texte und Interviews zu den Ereignissen in Nordafrika

IMI-Standpunkt 2011/015 - Interview in Radio Dreyeckland, 1.3.2011
Tunesien: Die Revolution ist noch längst nicht vorbei
http://www.imi-online.de/2011.php?id=2256
2.3.2011, Claudia Haydt

IMI-Standpunkt 2011/014 - Interview in Radio Corax, 26.2.2011
Deutsche Ausbildungs- und Ausstattungshilfe für nordafrikanische Diktaturen
http://www.imi-online.de/2011.php?id=2254
1.3.2011, Christoph Marischka / Radio Corax

IMI-Standpunkt 2011/013
Per Flugverbotszone in den Krieg in Nordafrika?
http://www.imi-online.de/2011.php?id=2253
23.2.2011, Christoph Marischka

Bereits in der letzten Mail verlinkt:

IMI-Standpunkt 2011/012 gekürzt in: junge Welt, 17.02.2011
Die Revolution ist ein Prozess
Tunesien nach dem Sturz Ben Alis
http://www.imi-online.de/2011.php?id=2252
17.2.2011, Claudia Haydt

IMI-Standpunkt 2011/008 - in: AUSDRUCK (Februar 2011)
Deutsche Ausbildungs- und Ausstattungshilfe in Ägypten
http://www.imi-online.de/2011.php?id=2243
12.2.2011, Christoph Marischka / Jonna Schürkes

IMI-Standpunkt 2011/007
Münchner Sicherheitskonferenz: „Wandel muss gestaltet werden“ - 
Tektonische Plattenverschiebungen und westliche Reaktionen
http://www.imi-online.de/2011.php?id=2241
7.2.2011, Jürgen Wagner


2) IMI-Analyse: Libyen

IMI-Analyse 2011/06
Libyen: Intervention im Namen des Volkes?
http://www.imi-online.de/2011.php?id=2258
3.3.2011, Jürgen Wagner

Mit einer ungeheuren Brutalität versuchen gegenwärtig die Truppen des 
Diktators Muammar al Gaddafi den Aufstand in Libyen niederzuschlagen. 
Auch wenn es zum gegenwärtigen Zeitpunkt (3. März 2011) unmöglich ist, 
verlässliche Prognosen über den weiteren Fortgang der 
Auseinandersetzungen zu treffen, eines lässt sich jetzt schon mit 
Sicherheit sagen: Diejenigen, die nun im Namen von „Demokratie“ und 
„Menschenrechten“ eine Flugverbotszone oder gar eine westliche 
Militärintervention fordern, machen sich – ob bewusst oder unbewusst – 
zu Handlangern derjenigen, denen es lediglich darum geht, die Geschicke 
des Landes in „geordnete“ - sprich: pro-westliche – Bahnen zu lenken.

Für die USA und die Europäische Union ist Gaddafi, mit dem man in 
jüngsten Jahren zwar recht profitabel kooperiert und dabei mehrere Augen 
bei dessen Menschenrechtsverletzungen zugedrückt hat (bzw. im Falle der 
Misshandlung von Migranten diese regelrecht ermutigte), ein zu 
unsicherer Kantonist geworden. Die massiven westlichen Interessen im 
Land erfordern einen zuverlässigeren Sachwalter und der Aufstand im Land 
eröffnet die Chance, einen solchen zu installieren. Auf der anderen 
Seite ist aber keineswegs ausgemacht, dass sich am Ende der 
Auseinandersetzung eine pro-westliche Regierung durchsetzt, weshalb das 
westliche Hauptinteresse darin besteht, über eine militärische 
Involvierung einen Fuß in die Tür zu bekommen, um die weiteren 
Ereignisse maßgeblich mitbestimmen zu können.

Eine westliche Militärintervention ist nicht nur mit massiven Risiken 
behaftet, sondern sie würde auch jegliche emanzipatorische und 
progressive Lösung des Konfliktes in Libyen erheblich erschweren, wenn 
nicht gar unmöglich machen. Denn der Westen hat ausschließlich seine 
eigenen Interessen im Blick, nicht die der unterdrückten libyschen 
Bevölkerung. Hierüber scheinen sich auch große Teile der 
Aufstandsbewegung im Klaren zu sein, die ganz im Gegensatz zu ihren – 
vermeintlichen – Unterstützern im Westen eine Intervention von außen 
strikt ablehnen.


Vom westlichen Saulus zum Paulus?

Muammar Gaddafi hat eine bemerkenswerte Karriere hinter sich, innerhalb 
seiner mittlerweile 42jährigen Diktatur wandelte er sich von einem 
westlichen Hassobjekt allerersten Ranges zu einem wichtigen 
Kooperationspartner. Einstmals war Gaddafi sogar ein Hoffnungsträger für 
viele Linke in und außerhalb des Landes, als dieser 1969 gegen den 
damaligen libyschen König Idris putschte: „Der Umsturz wurde im Land als 
ein Akt der Entkolonialisierung verstanden. Gaddafi ließ alle 
ausländischen Militärstützpunkte schließen, darunter die riesige US-Air 
Base Wheelus, die Ölindustrie wurde verstaatlicht und sämtliche 
Italiener wurden zur Ausreise gezwungen. […] Muammar al-Gaddafi wurde in 
jenen Schichten des Landes, die politische Veränderungen überhaupt 
wahrnahmen, zunächst als Revolutionär und Befreier akzeptiert.“[1] 
Soweit ersichtlich setzte Gaddafi zumindest anfangs sozialpolitisch auf 
eine progressive Politik: „[So] verdoppelte der Revolutionsrat als eine 
der ersten Maßnahmen den Mindestlohn, senkte die Mieten um 30-40% und 
verhängte ein Preiserhöhungsverbot - bereits von Beginn an sollte dem 
verarmten Land ein künftiges Teilhaben am Wohlstand signalisiert werden.“[2]

Kaum verwunderlich also, dass sich im Laufe der 1970er die Konfrontation 
mit den USA sukzessive zuspitzte, 1978 erließen die Vereinigten Staaten 
erstmals ein Embargo auf militärische Güter (sowie teils auf 
Landwirtschaftsausrüstungen und Elektronikteile). Vor allem aufgrund der 
libyschen Verwicklung in Terroranschläge verschärften sich die Konflikte 
ab dem Amtsantritt Ronald Reagans, der Gaddafi mit dem „personifizierten 
Bösen auf Erden“ gleichzusetzen schien, nochmals erheblich.[3] Bereits 
1981 erließ Washington ein Handelsembargo und es kam zu ersten 
militärischen Scharmützeln. Den Höhepunkt erreichten die Konflikte mit 
den Luftangriffen vom 15. April 1986, die offiziell als Vergeltung für 
den Anschlag auf die Berliner Diskothek "La Belle" stattfanden, für den 
die libysche Führung mit verantwortlich gemacht wurde. Ziel der 
Operation war es, Gaddafi zu liquidieren, was allerdings nicht 
gelang.[4] Im Jahr 1992 verhängten die Vereinten Nationen darüber hinaus 
auch multilaterale Sanktionen, sodass es westlichen Firmen nahezu 
unmöglich war, im Land zu operieren.[5]

So fand sich Gaddafi für viele Jahre weit oben auf der Liste westlicher 
Staatsfeinde, was sich ab 1999 aber ändern sollte. Was den 
Gesinnungswandel Gaddafis verursachte, ob es das Interesse war, 
westliche Bündnispartner gegen die wachsende innenpolitische Opposition 
zu gewinnen oder ob andere Ursachen ausschlaggebend waren, kann an 
dieser Stelle nicht geklärt werden.[6] Jedenfalls hatten scheinbar 
bereits in den 90er Jahren Verhandlungen über eine Neujustierung des 
konfrontativen Verhältnisses begonnen, die am Ende des Jahrzehnts 
Früchte abwerfen sollten.[7] So überstellte Gaddafi 1999 zwei libysche 
Staatsangestellte, die der Verwicklung in das Lockerbie-Attentat 
bezichtigt wurden, wofür die Vereinten Nationen ihre Sanktionen gegen 
Libyen im Gegenzug suspendierten. Der Wegfall der UN-Sanktionen 
ermöglichte europäischen Konzernen den Einstieg ins dortige Geschäft, 
weshalb sich in der Folge zahlreiche EU-Staatschefs regelrecht die 
Klinke in die Hand drückten. Im März 2004 besuchte Englands damaliger 
Premierminister Tony Blair Libyen, dem im Oktober desselben Jahres 
Gerhard Schröder auf dem Fuße folgte. Gaddafi wurde von Präsident 
Nicolas Sarkozy 2007 mit allen Ehren in Frankreich empfangen und 2009 
änderte Silvio Berlusconi beim G8-Gipfel in Italien extra die 
Sitzordnung, damit der libysche Diktator den Ehrenplatz zu seiner Linken 
bekommen konnte (rechts saß Barack Obama).[8] Neben der wirtschaftlichen 
„Öffnung“ erwies sich Gaddafi vor allem auch bei der brutalen 
Migrationsabwehrpolitik der Europäischen Union als überaus williger und 
nützlicher Komplize.[9]

Während EU-Konzerne also begannen, in Libyen „gute“ Geschäfte zu machen, 
wurde dies US-Firmen durch die fortbestehenden US-Sanktionen verboten. 
Aus diesem Grund formierten sich bereits im Jahr 2000 zahlreiche 
wichtige US-Konzerne unter dem Dach der „US-Libya Business Association”, 
um Lobbying für eine Aufhebung der US-Sanktionen zu betreiben.[10] 
Nachdem Gaddafi 2003 bekanntgab, Libyen hätte zwar an 
Massenvernichtungsmitteln gearbeitet, sei aber zur Aufgabe der Programme 
bereit, normalisierten sich auch die Beziehungen zu den USA rasch. Kurz 
darauf wurde damit begonnen, die US-Sanktionen schrittweise zu lockern 
und nachdem Libyen 2006 von der Liste der den Terror unterstützenden 
Staaten gestrichen worden war, wurden sämtliche Sanktionen aufgehoben, 
was auch US-Firmen endgültig den Einstieg ins Libyen-Geschäft 
ermöglichte.[11]

Nun konnten also die Geschäfte richtig losgehen, insbesondere auch, weil 
Gaddafi im Laufe der Jahre auf einen neoliberaleren Kurs umschwenkte und 
alles tat, um ausländische Investoren anzulocken. Insbesondere wurde der 
vormals strikt nationalisierte Energiesektor für ausländische Firmen 
geöffnet. Von 2000 bis 2010 wurde zudem ein Drittel der Staatsbetriebe 
privatisiert und laut Regierungsangaben vom April 2010 sollte in den 
Folgejahren „100 Prozent der Wirtschaft der Kontrolle privater 
Investoren übergeben werden.“[12] Kein Wunder also, dass der 
Internationale Währungsfonds Gaddafi noch Ende 2010 hervorragende Noten 
für seine Wirtschaftspolitik ausstellte. In einem Bericht hieß es: „Der 
Ölsektor profitiert weiter vom Bekenntnis zu ausländischen 
Direktinvestitionen.“ Weiter lobte der Bericht die „zahlreichen 
wichtigen Gesetze […] zur Modernisierung der Wirtschaft“ sowie die 
„Bemühungen, die Rolle des Privatsektors in der Wirtschaft zu 
vergrößern.“[13]

Ob gewollt oder ungewollt, diese „Wirtschaftsreformen“ trugen sicherlich 
nicht zur Verbesserung der sozialen Situation im Land bei. Generell ist 
von der Sozialpolitik, die zumindest am Anfang der Gaddafi-Ära eine 
wichtige Rolle spielte, wenig übrig geblieben: „Libyen ist das reichste 
nordafrikanische Land. […] Aber dies spiegelt sich nicht in der 
wirtschaftlichen Situation des durchschnittlichen Libyers wider […] Die 
Arbeitslosenquote beträgt überraschende 30% und die 
Jugendarbeitslosigkeit 40-50%. Das ist die höchste in Nordafrika. […] 
Auch andere Entwicklungsindikatoren zeigen, dass wenige der Petrodollars 
zum Wohlbefinden der 6,5 Millionen Libyer ausgegeben wurden. Das 
Bildungsniveau ist geringer als im benachbarten Tunesien, das über wenig 
Öl verfügt, und die Analphabetenrate ist mit 20% überraschend hoch. […] 
Vernünftige Wohnungen sind nicht zu bekommen und ein generell hohes 
Preisniveau belastet die Haushalte noch zusätzlich.“[14]

Gleichzeitig ging Gaddafi innenpolitisch brutal gegen Kritiker vor, wie 
ein Blick in den Jahresbericht von „Amnesty International“ zeigt: „Die 
Rechte auf freie Meinungsäußerung, Vereinigungs- und 
Versammlungsfreiheit blieben stark eingeschränkt. Die Behörden zeigten 
wenig Toleranz gegenüber abweichenden politischen Meinungen. Personen, 
die Kritik an der Menschenrechtspolitik der Regierung übten, wurden 
bestraft.“[15] Nun sind schwere Menschenrechtsverletzungen für die USA 
oder die Europäische Union selten ein Grund, nicht mit einem Regime 
bestens zu kooperieren, solange die Kasse stimmt. Auch Gaddafi machte 
hier keine Ausnahme, wie vor allem die schamlose Zusammenarbeit bei der 
Migrationsabwehr zeigt. Angesichts der anderen Bereiche, in denen der 
libysche Diktator innerhalb der letzten zehn Jahre westlichen Interessen 
ebenfalls weit entgegengekommen ist, drängt sich die Frage auf, weshalb 
er gleich zu Beginn des Aufstands – ganz im Gegensatz zu den Diktatoren 
Ägyptens und Tunesiens – vom Westen fallengelassen wurde wie eine heiße 
Kartoffel, ja mehr noch, weshalb offensichtlich darüber nachgedacht 
wird, militärisch beim Sturz des Diktators nachzuhelfen.


Westliche Interessen und Gaddafi als unsicherer Kantonist

Zunächst gilt es festzuhalten, dass sich Gaddafi deutlich von seinen 
kürzlich abgesetzten Spießgesellen in Ägypten und Tunesien 
unterscheidet. Während Hosni Mubarak und Zine el-Abidine Ben Ali 
eindeutig westliche Marionettenfiguren waren, trifft dies für Gaddafi 
nicht zu. Für ihn stand und steht stets die eigene Agenda im 
Vordergrund, für die er auch immer wieder bereit war, sich mit dem 
Westen anzulegen.[16] Kurz, Gaddafi war und ist ein (zu) unsicherer 
Kantonist, insbesondere, nachdem die jüngsten Ereignisse ihn zu einer zu 
großen Bedrohung der westlichen Interessen gemacht haben – insbesondere 
im wichtigsten Bereich, dem Ölsektor.

Die Relevanz der libyschen Ölvorkommen steht außer Frage, sie sind mit 
44,3 Mrd. Barrel die größten Afrikas. Besonders für die Europäische 
Union, die 10% ihrer Ölversorgung aus Libyen deckt, ist das Land von 
enormer Bedeutung. Im Falle Italiens machen die Libyen-Importe sogar 24% 
des Gesamtbedarfs aus, bei Frankreich sind es 10% und Deutschland 
importiert 6% aus dem nordafrikanischen Land.[17] Allein deshalb besteht 
ein großes Interesse an Stabilität und die ist mittlerweile mit Gaddafi 
angesichts der Breite der Aufstandsbewegung auf absehbare Zeit nicht 
mehr zu bekommen. Zudem fiel infolge der Konflikte zwischenzeitlich etwa 
die Hälfte der libyschen Ölproduktion weg, was zu einem sprunghaften 
Anstieg des Weltölpreises führte, der zwischenzeitlich auf 120 Dollar 
pro Barrel kletterte. Anhaltende Konflikte würden den Ölpreis weiter 
unter Druck setzen und damit eine erhebliche Belastung für die Ökonomien 
der Industrieländer darstellen. Zwar sank der Preis zwischenzeitlich 
wieder etwas, dennoch warnte der österreichische Wirtschaftsminister 
Reinhold Mitterlehner davor, im Zuge der Auseinandersetzungen in Libyen 
bestünde die Gefahr, dass der Ölpreis auf 130-150 Dollar steigen könnte: 
„Das würde zweifellos Ängste vor einer neuerlichen Rezession schüren. 
Deshalb brauchen wir baldmöglichst Klarheit über die politische 
Situation in den Maghreb-Staaten.“[18]

Ein weiterer Aspekt, bei dem sich Gaddafi als zunehmend hinderlich 
erwiesen hatte, betrifft die Profitinteressen der Ölindustrie. Noch im 
Jahr 2008 titelte „Die Zeit“: „Alle wollen Libyens Öl. Unter Libyens 
Wüste lagern fossile Brennstoffe in riesigen Mengen. Ausländische 
Konzerne balgen sich um den Reichtum.“[19] In der Tat haben westliche 
Firmen erhebliche Summen in den libyschen Ölsektor investiert bzw. 
Verträge mit astronomischen Summen abgeschlossen – insgesamt ist von 
einer Gesamtvolumen in Höhe von über 50 Mrd. Dollar die Rede. So 
unterschrieb etwa die italienische ENI 2007 einen Vertrag, der ihr bei 
einer Investitionssumme von 28 Mrd. Dollar Öl- und Gasversorgungsrechte 
bis ins Jahr 2047 garantiert; die britische BP bezahlte im selben Jahr 
allein für das Explorationsrecht auf einer Fläche von 55.000 
Quadratkilometern über 900 Mio. Dollar und plant in den kommenden Jahren 
bis zu 20 Mrd. Dollar zu investieren; und die amerikanische Exxon zahlte 
2008 für Explorationsrechte 97 Mio. Dollar.[20] Auch die deutsche RWE 
sicherte sich Öl- und Gaskonzessionen im Sirte-Becken und hat vor, etwa 
700 Mio. Dollar zu investieren, während die BASF-Tochter Wintershall mit 
einem Investitionsvolumen von 2 Mrd. Dollar in Libyen engagiert ist.[21]

Doch der Euphorie folgte schnell eine große Ernüchterung, denn so ganz 
war auf Gaddafi dann doch kein Verlass, wie Meldungen aus dem Jahr 2009 
zeigen: „Der libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi erwägt 
angesichts sinkender Mineralölpreise einen außergewöhnlichen Schritt. 
Laut der spanischen Zeitung ‚El Pais‘ sagte er bei einem Treffen mit dem 
spanischen König Juan Carlos in Tripolis, er schließe nicht aus, 
Einrichtungen internationaler Ölkonzerne in seinem Land zu 
verstaatlichen. Zwar hoffe er nicht, das tun zu müssen, möglicherweise 
würden ihm die sinkenden Preise aber keine andere Wahl lassen.“[22] Als 
Gaddafi 2009 dann tatsächlich „Eigentum“ der in Libyen operierenden 
kanadischen Ölfirma Verenex verstaatlichte[23], war der Unmut groß, wie 
ein Branchenreport aus demselben Jahr zeigt: „Wenn Libyen die 
Nationalisierung von Privatbesitz androhen kann; wenn es bereits 
verhandelte Verträge neu aufmacht, um sein Einkommen zu vergrößern oder 
‚Tribut‘ von Firmen zu extrahieren, die hier arbeiten und investieren 
wollen; […] dann wird den Unternehmen die Sicherheit verweigert, die sie 
für langfristige Investitionen benötigen. […] Libyen hat es versäumt, 
eine stabile Plattform bereitzustellen.“[24]

Aus Sicht der Ölindustrie bietet sich also mit dem Aufstand die 
Möglichkeit, sich des Diktators zu entledigen, umso mehr, da er 
angesichts der Situation vor Ort ohnehin nicht mehr Herr der Lage zu 
sein scheint: „Als Gaddafi das libysche Öl kontrollierte, war er der 
Mann. Nun, da er es nicht mehr länger unter Kontrolle hat, ist er 
entbehrlich.“[25] Dass Gaddafi gehen muss, scheint jedenfalls 
mittlerweile aus westlicher Sicht unabdingbar geworden zu sein. So 
äußerte sich der britische Premierminister David Cameron am 1. März 
2011: „Für die Zukunft Libyens und seiner Bevölkerung muss das Regime 
von Colonel Gaddafi enden und er muss das Land verlassen. Hierfür werden 
wir jede mögliche Maßnahme ergreifen, um Gaddafis Regime zu isolieren, 
es von Geld abzuschneiden, seine Macht zu verringern und 
sicherzustellen, dass jeder, der für Misshandlungen in Libyen 
verantwortlich ist, dafür zur Rechenschaft gezogen werden wird.“[26]

Andererseits bestehen in den Reihen der Ölmultis auch große Sorgen, dass 
aus den Auseinandersetzungen eine Regierung hervorgehen könnte, die sich 
womöglich sogar noch unaufgeschlossener gegenüber ihren Profitinteressen 
erweisen könnte als es das Gaddafi-Regime war, wie etwa das Magazin 
Fortune befürchtet: „Unglücklicherweise könnten diese großen Deals mit 
hoher Wahrscheinlichkeit wertlose Papierfetzen werden, sollte Gaddafi 
das Land verlassen müssen. Jede Regierung, die an die Macht gelangen 
wird, wird zweifellos eine Neuverhandlung der Verträge wollen, was zu 
weniger Profiten aufseiten der Ölfirmen führen könnte. Eine neue 
Regierung könnte sogar die Industrie vollständig nationalisieren und 
alle Ausländer aus dem Land werfen.“[27]

Wie man es also dreht und wendet, für die Ölindustrie und die westlichen 
Regierungen besteht Handlungsbedarf. Ohne den Aufstand hätte man wohl 
mit Gaddafi leben und sich irgendwie arrangieren können: mit einem 
Bürgerkrieg und fortgesetzten Unruhen, die nicht nur die Ölversorgung 
gefährden, sondern auch die „Flüchtlingsgefahr“ erhöht, jedoch nicht. 
Und schon gar nicht will man zulassen, dass sich in Libyen eine 
Regierung etabliert, der womöglich das Wohlergehen der Bevölkerung mehr 
am Herzen liegt, als das ihrer Führungseliten und westlichen Komplizen. 
Auch wenn die Aufstandsbewegung sicher keineswegs nur aus progressiven 
Gruppen besteht, allein die Möglichkeit, dass sich diese durchsetzen, 
käme aus westlicher Sicht einem Horrorszenario gleich, das unbedingt 
verhindert werden muss: „Was zu dieser neuen libyschen Revolution 
geführt hat, ist die Degeneration des Regimes, das aus der Revolution 
von 1969 hervorging, in eine kapitalistische Vetternwirtschaft. Der 
populäre Charakter der neuen Revolution ist unbestreitbar, es ist aber 
alles andere als sicher, welche Art von Regime daraus hervorgehen wird. 
Dieselben gierigen und mächtigen westlichen Interessen, die das 
Gaddafi-Regime zuerst angriffen und dann aufpäppelten, bereiten einen 
Kurswechsel vor, indem unter anderem eine militärische Intervention in 
Betracht gezogen wird.“[28]


Interventionsgeschrei und militärische Planspiele

In den USA erschienen bereits unmittelbar nach Ausbruch des Aufstandes 
zahlreiche Artikel, die für ein bewaffnetes Eingreifen in der ein oder 
anderen Form plädierten.[29] Prominent wahrgenommen wurde vor allem ein 
gemeinsamer Brief vom 25. Februar 2011, der von 40 US-Außenpolitikern 
unterzeichnet wurde, darunter zwölf, die in der Bush-Regierung teils 
hohe Posten innehatten. Er forderte Präsident Barack Obama auf, „sofort“ 
militärische Maßnahmen zum Sturz des Gaddafi-Regimes vorzubereiten.[30] 
Auch in linksliberalen Medien wie der „New York Times“ wurde für einen 
Krieg getrommelt. Dort erschien am 27. Februar ein Artikel, in dem davor 
gewarnt wurde, dass infolge der Auseinandersetzungen Chaos ausbrechen 
und sich im Zuge dessen Al-Kaida im Land festsetzen könne. Um dies zu 
verhindern sei es erforderlich, „eine fremde Schutztruppe“ für eine Zeit 
lang im Land zu stationieren – sprich: es zu besetzen.[31] Die 
US-Regierung selbst schlug bereits am 22. Februar harte Töne an, indem 
Präsident Barack Obama das berühmte „all options are on the table“ 
betonte, mit dem stets signalisiert wird, dass eine Militärintervention 
ernsthaft in Betracht gezogen wird.[32]

Auf der anderen Seite des Atlantiks bot u.a. der linksliberale Guardian 
Ian Birrel, dem ehemaligen Redenschreiber David Camerons, eine Plattform 
für seine Kriegspropaganda: „Die einzige Lösung ist eine rasche 
Intervention, angeführt vielleicht von Ägypten oder Tunesien, deren 
Armeen sich in den letzten Wochen Respekt erworben haben, um Gaddafi aus 
seiner Basis zu jagen und seinem entsetzlichen Regime ein Ende zu 
setzen.“[33] Kein Wunder, dass auch Cameron selbst an der Spitze der 
Scharfmacher steht: „Wir schließen die Nutzung militärischer Mittel in 
keiner Weise aus.“[34] Bereits früh wurde denn auch gemeldet, dass die 
EU ernsthaft an Angriffsoptionen arbeite: „Die EU-Staaten ziehen 
Diplomaten zufolge für den Fall einer Katastrophe für die Menschen in 
Libyen Militäraktionen in Betracht. ‚Wir machen Notfallpläne mit 
verschiedenen Szenarien, das ist eine Möglichkeit, an der wir arbeiten‘, 
sagte ein EU-Diplomat am Donnertag [24.02] in Brüssel.“[35]

Doch es blieb keineswegs allein beim Säbelrasseln. Sowohl die Vereinten 
Nationen als auch die Europäische Union verhängten Sanktionen. 
Frankreich und Großbritannien äußerten die Absicht, die Aufständischen 
unterstützen zu wollen und Italien kündigte einen Nicht-Aggressionspakt 
mit Libyen auf. Deutschland setzte als allererstes militärische Mittel 
ein, wenn auch „nur“, um 144 Personen aus dem Land zu evakuieren. 
Seither befinden sich drei deutsche Kriegsschiffe permanent vor Ort. 
Auch die USA verlegten Kriegsschiffe in die Region, darunter ein 
Zerstörer und ein Flugzeugträger, um für alle Eventualitäten gewappnet 
zu sein.[36] Laut Pentagon-Sprecher David Lapan arbeiten 
US-Militärplaner an „verschiedenen Notfallplänen [und] an der Verlegung 
von Kräften, um zur Flexibilität in der Lage zu sein, wenn einmal eine 
Entscheidung getroffen wurde.“[37]

Daniel Korski vom einflussreichen „European Council on Foreign 
Relations“ liefert einen Überblick über die derzeit in Betracht 
gezogenen Militäroptionen. In einem Artikel forderte er die westlichen 
Staaten dazu auf, den NATO-Militärausschuss anzuweisen, mit der 
Ausarbeitung militärischer Einsatzpläne für sechs Szenarien zu beginnen: 
„eine Flugverbotszone; eine Evakuierungstruppe zur Rettung europäischer 
Staatsangehöriger; eine Truppe, um Öl und Energieeinrichtungen zu 
schützen; Luftunterstützung für Regierungsgegner; und, schlussendlich, 
eine größere Interventionstruppe zum Schutz der Libyer.“[38] Doch 
Militärexperten weisen lautstark darauf hin, dass jede dieser Optionen 
mit erheblichen Risiken verbunden ist und der Erfolg - gerade im Lichte 
der vergangenen Interventionen – keineswegs garantiert werden könne. In 
aller Deutlichkeit kritisierte etwa der prominente Militärexperte Andrew 
Exum das Kriegsgetrommel: „Ich bin entsetzt darüber, dass liberale 
Interventionisten weiter vorgaukeln, es sei einfach, humanitäre Krisen 
und regionale Konflikte durch die Anwendung militärischer Gewalt zu 
lösen. So leichtfertig über diese Dinge zu sprechen spiegelt ein sehr 
unreifes Verständnis der Grenzen von Gewalt und der Schwierigkeiten und 
Komplexitäten heutiger Militäroperationen wider.“[39] Angesichts dessen 
scheint – vorläufig – vieles darauf hinzudeuten, dass man sich zunächst 
auf eine der vermeintlich „unproblematischsten“ dieser 
Militäroperationen konzentrieren dürfte.


Flugverbotszone: Die Machtfrage ins Ausland verlagern

Inzwischen deutet alles darauf hin, dass eine Flugverbotszone in Libyen 
errichtet werden wird: „Einige Nato-Staaten bereiten nach Angaben von 
Diplomaten Krisenpläne für eine Flugverbotszone über Libyen vor. Modell 
für die Pläne sei die Flugverbotszone, welche die Nato in den neunziger 
Jahren über dem Balkan eingerichtet habe.“[40] Wer aber eine 
Flugverbotszone einrichtet, der muss diese gegebenenfalls auch 
militärisch durchsetzen – und das bedeutet einen Krieg zu führen. Vor 
allem die libyschen Boden-Luft-Raketen bereiten den westlichen Militärs 
Kopfzerbrechen, sie müssten wohl vor Beginn einer solchen Operation 
ebenso wie die Luftwaffe ausgeschaltet werden.[41] „Zunächst einmal 
bedeutet dies einen direkten militärischen Eingriff in die Souveränität 
eines Landes und kommt in diesem Sinne faktisch einer Kriegshandlung 
gleich. […] Oder wie es der amerikanische Verteidigungsminister Gates am 
Mittwoch [2. März] vor einem Kongressausschuss sagte: ‚Lasst uns die 
Dinge beim Namen nennen. Die Einrichtung einer Flugverbotszone beginnt 
zunächst mit einem Angriff, bei dem die Luftabwehr zerstört wird.‘“[42] 
Auch der Chef des amerikanischen Zentralkommandos, James Mattis, 
betonte, man müsse "die Luftabwehr außer Kraft setzen, um eine 
Flugverbotszone einzurichten." Man dürfe sich keinen Illusionen 
hingeben: "Dies wäre ein Militäreinsatz und nicht etwa die einfache 
Ansage, dass niemand mehr Flugzeuge einsetzen dürfe."[43]

Man sollte außerdem nicht vergessen, dass die Flugverbotszonen, 1991 
über dem Nordirak (Operation Provide Comfort) und 1993 über Bosnien und 
Herzegowina (Operation Deny Flight), ein Einsatz, der hier offenbar als 
Vorbild dienen soll, beide in eine westliche Militärintervention mitsamt 
anschließender Besatzung mündeten.[44] Ein hellsichtiger Artikel wies 
sowohl auf die eigentliche Intention als auch auf die Folgen hin, die 
mit der Errichtung einer Flugverbotszone einhergehen würden: „Letztlich 
handelt es sich um eine Entscheidung mit politischen Folgen. Mit einem 
Mandat für den Lufteinsatz würde die Machtfrage ins Ausland verlagert. 
Wer aber einmal mitmacht, der gerät auf die schiefe Ebene, der wird sich 
nicht mehr entziehen können, sollte Gaddafi über Wochen oder gar Monate 
Widerstand leisten oder ein Guerilla-Krieg ausbrechen. Dann würde der 
Druck steigen, auch für einen Bodeneinsatz.“[45]

Ein praktisches Anschauungsbeispiel, auf welche Weise die „Machtfrage 
ins Ausland verlagert“ werden kann, liefert Jürgen Chrobog, ehemals 
Staatssekretär im Auswärtigen Amt, gibt an: "Es muss eingegriffen 
werden. […] Ich halte eine Flugverbotszone für unausweichlich.“ Hierfür 
und auch für weitergehende Militärmaßnahmen sei „eigentlich“ eine 
Mandatierung des Sicherheitsrates erforderlich, wogegen sich vor allem 
Russland und China sträuben: „Doch wenn wir sie nicht kriegen, muss man 
überlegen, wie weit man sonst vorgehen kann und wo eine Rechtsgrundlage 
ist, und ich sagte ja, ein Hilfsersuch auch der Menschen vor Ort, der 
Menschen in Bengasi […] könnte letzten Endes aus humanitären Gründen 
vielleicht auch als ausreichend angesehen werden.“[46]

So einfach ist es also: im Namen der Humanität folgt man dem Ruf der 
Opposition in Bengasi und aufgrund der hehren Absichten können dabei 
auch die Vereinten Nationen übergangen und damit das Völkerrecht 
gebrochen werden. Ganz so simpel ist die Sache jedoch nicht, denn 
innerhalb der libyschen Aufstandsbewegung reicht das Spektrum der 
Meinungen von der strikten Ablehnung jeglicher westlichen Einmischung 
über die ausschließliche Befürwortung einer Flugverbotszone bis hin zu 
vereinzelten Forderungen nach einer westlichen Militärintervention, 
wogegen sich aber die große Mehrheit kategorisch ausspricht. Indem 
selektiv auf die Kräfte gesetzt wird, die ohnehin aufgeschlossen 
gegenüber einer westlichen Involvierung sind, werden so auch 
pro-westliche Elemente innerhalb der Aufstandsbewegung systematisch 
gestärkt und für die Zukunft aufgebaut.


Intervention: Not in our Name!

Auf westlicher Seite hat bereits fieberhaft die Suche nach geeigneten 
„Kooperationspartnern“ innerhalb der Aufstandsbewegung begonnen. Man 
wolle der Opposition jegliche „Hilfe“ zur Verfügung stellen, heißt es in 
den westlichen Hauptstädten, wohl nicht zuletzt auch deshalb, weil man 
anders als etwa in Ägypten oder Tunesien über wenig Kontakte durch 
politische Stiftungen oder militärische Kooperationsprogramme 
verfügt.[47] Eine Militärintervention soll demzufolge wahrscheinlich vor 
allem die Möglichkeit eröffnen, einen Fuß in die Tür zu bekommen, um den 
Fortgang der Dinge maßgeblich mitbestimmen zu können.

Wohl nicht zuletzt deshalb wird eine westliche Militärintervention 
innerhalb der Aufstandsbewegung mehrheitlich abgelehnt. So berichtete 
Lourdes Garcia-Navarro aus Bengasi: „Sie wollen nicht gerettet werden, 
sie wollen keinerlei militärische Intervention. Sie sagen, sie hätten 
dies alleine vollbracht und sie würden sich Moammar Gaddafi selbst vom 
Hals schaffen.“[48] Hafiz Ghoga, Sprecher des neuen „National Libyan 
Council”, bestätigt den Eindruck des Journalisten: „Wir lehnen eine 
ausländische Intervention vollständig ab. Der Rest von Libyen wird vom 
Volk befreit werden.“[49] Auch der Vorsitzende des „National Libyan 
Council”, Mustafa Abdul Dschalil, machte deutlich: "Wir wollen keine 
ausländischen Soldaten hier."[50] Ein Blick auf die andere vom Westen 
„befreiten“ Länder – Kosovo, Afghanistan, Irak – genügt, um sich die 
„Nebenwirkungen“ eines Militäreinsatzes bewusst zu machen: „Das Beispiel 
des Irak beängstigt jeden in der arabischen Welt“, so Abeir Imneina, 
Politikprofessorin an der Universität in Bengasi. „Wir wissen sehr 
genau, was mit dem Irak geschehen ist, der von heftiger Instabilität 
geplagt wird. In diese Fußstapfen zu treten ist in keiner Weise 
attraktiv.“[51]

Muammar Gaddafi ist ein Verbrecher und er gehört vor Gericht – besser 
früher als später. Eine westliche Militärintervention zu fordern, heißt 
jedoch den Bock zum Gärtner machen, sie könnte auf absehbare Zeit 
jeglicher Perspektive auf eine progressive Regierung in Libyen den 
Dolchstoß versetzen: „Untrennbar mit den Forderungen nach demokratischen 
Freiheiten verbunden ist ein tiefgehendes Verlangen nach Unabhängigkeit 
und Selbstbestimmung. […] Eine Militärintervention würde nicht nur eine 
Gefahr für Libyen und seine Bevölkerung bedeuten, sondern auch für die 
Kontrolle [ownership] dessen, was bislang eine vollständig organische, 
hausgemachte Demokratiebewegung in der gesamten Region war.“[52] Leider 
scheint es genau das Ziel zu sein, diese demokratische Bewegung in den 
Griff zu bekommen, denn wenn die Europäische Union wirklich ein 
Interesse hätte, der Bevölkerung in Libyen und der Region zu helfen, so 
hätte sie schon längst die Grenzen geöffnet, anstatt ihre 
Grenzschutzagentur FRONTEX zur Abwehr verzweifelter Menschen in Stellung 
zu bringen. Wie schamlos sich in dieser Frage verhalten wird, sollte all 
denen zu denken geben, die nun im Namen der Menschenrechte buchstäblich 
zu den Waffen rufen.


Anmerkungen:

[1] Kister, Kurt: Muammar al-Gaddafi. Letztes Gefecht eines alten 
Revolutionärs, Süddeutsche Zeitung, 23.02.2011.
[2] Vrabl: Andreas: Libyen: Eine Dritte Welt - Revolution in der 
Transition, Diplomarbeit, Universität Wien, Juli 2008, S. 7: 
http://othes.univie.ac.at/846/1/2008-07-30_9951900.pdf
[3] Vrabl 2008, S. 48.
[4] Libyen: Reagan beging "abscheuliches Verbrechen", RP Online, 06.06.2004.
[5] „Auslöser für weitergehende Sanktionen gegen Libyen war die 
Bekanntmachung der USA und Großbritanniens am 14. November 1991, dass 
zwei Libysche Geheimdienstoffiziere mit direktem Auftrag von Gaddafi für 
den Lockerbie-Anschlag verantwortlich seien und man dafür stichhaltige 
Beweise hätte. Über dem schottischen Ort Lockerbie explodierte am 21. 
Dezember 1988 eine Boeing 747 durch eine Bombe, 270 Menschen starben, 
davon elf am Boden.“ (Vrabl 2008, S. 78).
[6] Vgl. Vrabl 2008, S. 88ff.
[7] How Gaddafi became a Western-backed dictator, Peters Notepad, 
24.02.2011: 
http://peterb1953.wordpress.com/2011/02/24/how-gaddafi-became-a-western-backed-dictator/ 

[8] Krause-Jackson, Flavia: Berlusconi's `Slavish' Courtship of Qaddafi 
Haunts Italy, Bloomberg, 23.02.2011.
[9] „Menschenrechtsorganisationen und Journalisten berichten seit Jahren 
regelmäßig von den brutalen Praktiken, denen Migranten in Libyen 
ausgesetzt sind. Dass die Flüchtlinge festgehalten, zu Hunderten in 
Container gepfercht und in Lager in der Wüste transportiert werden, wo 
man sie ohne genügend Nahrung in völlig überfüllte Zellen sperrt - 
Fläche pro Flüchtling: oft ein halber Quadratmeter -, gehört zum Alltag. 
Glaubwürdige Berichte belegen darüber hinaus, dass es in den 
Flüchtlingslagern immer wieder zu körperlicher Folter und zur Ermordung 
der Internierten kommt. Dass unerwünschte Migranten zuweilen in 
menschenleeren Wüstengebieten an der Grenze des Landes ausgesetzt werden 
- ohne überlebensnotwendige Ausrüstung und Nahrung -, kommt Mord ebenso 
gleich wie der gelegentliche Beschuss von Flüchtlingsbooten durch die 
libysche Küstenwache.“ (Der Zerfall eines Partnerregimes, 
German-Foreign-Policy.com, 23.02.2011).
[10] Zu den Firmen gehören ExxonMobil, BP, ConocoPhillips, Chevron, 
Marathon Oil, Occidental Petroleum, Shell, and Hess Corporation. The 
non-energy firms lobbying on Libya include Boeing, Caterpillar, Dow 
Chemical, Fluor Corporation, Halliburton, Motorola und Raytheon.
[11] Vgl. Vrabl 2008, S. 105.
[12] Libya to privatise half of economy in a decade, Reuters, 02.04.2010.
[13] Zaptia, Sami: Another Positive IMF Report on Libya's Economic 
Progress, Tripoli Post, 18.11.2010: 
http://www.tripolipost.com/articledetail.asp?c=2&i=5121
[14] Africa Online News zitiert bei How Gaddafi became a Western-backed 
dictator, Peters Notepad, 24.02.2011: 
http://peterb1953.wordpress.com/2011/02/24/how-gaddafi-became-a-western-backed-dictator/ 

[15] Amnesty Report 2010: Libyen: 
http://www.amnesty.de/jahresbericht/2010/libyen?destination=node%2F2971
[16] Nazemroaya, Mahdi Darius: Libya: Is Washington Pushing for Civil 
War to Justify a US-NATO Military Intervention? Globalresearch.ca, 
24.02.2011.
[17] Import Dependence on Libyan Oil, Strategic Forecast, 22.02.2011.
[18] Disruption to Libyan oil supply highlights need for EU energy 
diversification, Deutsche Welle, 01.03.2011.
[19] Alle wollen Libyens Öl, Zeit Online 26.02.2008.
[20] Sanati, Cyrus: Big Oil's $50 billion bet on Libya at stake, 
Fortune, 23.02.2011.
[21] Der Zerfall eines Partnerregimes (II), German-Foreign-Policy.com, 
25.02.2011.
[22] Öl: Gaddafi plant Verstaatlichung, Die Presse, 26.01.2009.
[23] Walkom, Thomas: Libyan oil, not democracy, fuelling the West, The 
Star, 03.03.2011.
[24] Zweig, Stefan: Profile of an Oil Producer: Libya, Heatingoil.com, 
29.09.2009: 
http://www.heatingoil.com/wp-content/uploads/2009/09/profile-of-an-oil-producer-libya.pdf 

[25] Walcom 2011.
[26] Mulholland, Hélène: Libya crisis: Britain mulling no-fly zone and 
arms for rebels, says Cameron, The Guardian, 28.02.2011.
[27] Sanati 2011.
[28] How Gaddafi became a Western-backed dictator, Peters Notepad, 
24.02.2011: 
http://peterb1953.wordpress.com/2011/02/24/how-gaddafi-became-a-western-backed-dictator/ 

[29] Vgl. etwa Liberating Libya. The U.S. and Europe should help Libyans 
overthrow the Gadhafi regime, Wall street Journal, 23.02.2011; oder 
Vandewalle, Dirk: After Gaddafi, Newsweek, 27.02.2011.
[30] Lobe, Jim: Neo-Con Hawks Take Flight over Libya, Inter Press 
Service 25.02.2011.
[31] MacFarquhar, Neil: The Vacuum After Qaddafi, New York Times, 
27.02.2011.
[32] Obama says U.S. readying full range of options on Libya, Reuters, 
24.02.2011.
[33] Birrel, Ian: On Libya we can't let ourselves be scarred by Iraq, 
The Guardian, 23.02.2011.
[34] Kampf um Kontrolle libyscher Städte, Tagesschau.de, 01.03.2011.
[35] Welt Online: Live-Ticker Libyen: 
http://www.welt.de/politik/ausland/article12631912/Deutsche-Marine-schickt-Kriegsschiffe-nach-Libyen.html 

[36] Die Fahne der Abhängigkeit, German-Foreign-Policy.com, 02.03.2011.
[37] US repositioning forces around Libya-Pentagon, Reuters, 28.02.2011.
[38] Korski, Daniel: What Europe needs to do on Libya, European Council 
on Foreign Relations, 25.02.2011.
[39] Lobe 2011. Vgl. für eine Einzelkritik jeder derzeit überlegten 
Einsatzoption Gupta, Susil: Libya: Dreams of Western Intervention, 
Antiwar.com, 26.02.2011.
[40] Erste Schritte zu Flugverbotszone über Libyen, Neue Züricher 
Zeitung, 02.03.2011.
[41] Vgl. Hanover, Jason/White, Jeffrey: U.S.-NATO Intervention in 
Libya: Risks and Benefits, Washington Institute PolicyWatch #1763, 
24.02.2011.
[42] Flugverbotszone kann Massaker am Boden nicht verhindern, Neue 
Züricher Zeitung, 03.03.2011. Auch vom „European Council on Foreign 
Relations“ wird eingeräumt: „Eine europäische Involvierung, selbst die 
Erzwingung einer Flugverbotszone, wäre ein kriegerische Handlung.“ 
(Korski 2011)
[43] "Ohne Militäreinsatz keine Flugverbotszone", tagesschau.de, 02.03.2011.
[44] Marischka, Christoph: Per Flugverbotszone in den Krieg in 
Nordafrika? IMI-Standpunkt 2011/013.
[45] Süddeutsche Zeitung – Deutschland Flugverbot birgt Gefahren, 
01.03.2011.
[46] Flugverbotszone in Libyen ist "unausweichlich", Jürgen Chrobog, 
Ex-Diplomat, zu Handlungsmöglichkeiten, Deutschlandfunk, 03.03.2011: 
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1402117/
[47] „Unübersichtlich gestaltet sich nach wie vor die Suche nach neuen 
Kooperationspartnern, die - aus deutscher Sicht - an die Stelle des 
Gaddafi-Regimes treten könnten. Die Mechanismen, auf die die 
Bundesrepublik in vergleichbaren Fällen zurückgreifen kann, 
funktionieren im libyschen Falle nicht: Einrichtungen wie das 
Goethe-Institut oder Büros der parteinahen Stiftungen, die in anderen 
Ländern Kontakte zu den Eliten auch jenseits der jeweiligen Regierungen 
herstellen, konnte Berlin in Tripolis nicht etablieren. Die FDP-nahe 
Friedrich-Naumann-Stiftung etwa, die beispielsweise in Ägypten seit 
Jahren Beziehungen zur jetzt hoffnungsfrohen Opposition unterhält, hat 
sich um Libyen bislang nicht gekümmert. Die SPD-nahe 
Friedrich-Ebert-Stiftung versuchte mehrfach, sich von Tunesien aus in 
Libyen zu etablieren, scheiterte jedoch: Ihre Anträge seien von der 
Regierung in Tripolis "im Endeffekt" nie entschieden worden, berichtet 
ein Nahost-Experte der Organisation.“ (Die Fahne der Abhängigkeit, 
German-Foreign-Policy.com, 02.03.2011).
[48] Libyan Rebels Close In On Tripoli, National Public Radio, 
27.02.2011: 
http://www.npr.org/2011/02/28/134101354/libya-rebels-control-closest-city-to-capital 

[49]Libya rebels form council, oppose foreign intervention, Reuters, 
28.02.2011.
[50] EU treibt Gaddafi in die Enge, Stern.de, 28.02.2011.
[51] World powers edge closer to Kadhafi solution, AFP, 01.03.2011.
[52] Milne, Seumas: Intervention in Libya would poison the Arab 
revolution, The Guardian, 02.03.2011.



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