[IMI-List] [0292] EU-Militärdirektorium / Neuer AUSDRUCK / SIPRI-Institut zu Rüstungsexporten
Informationsstelle Militarisierung
imi at imi-online.de
Di Aug 19 13:28:13 CEST 2008
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Online-Zeitschrift "IMI-List"
Nummer 0292 .......... 12. Jahrgang ........ ISSN 1611-2563
Hrsg.:...... Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V.
Red.: IMI / Christoph Marischka / Jürgen Wagner
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Archiv: ....... http://www.imi-online.de/mailingliste.php3
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Liebe Freundinnen und Freunde,
in dieser IMI-List finden sich
1) eine Studie zum neu gegründeten European Council on Foreign Relations
und dessen Vorschlägen, ein militärisches Kerneuropa auch ohne den
Vertrag von Lissabon durchzusetzen;
2) Links zu allen Texten der August-Ausgabe des AUSDRUCK;
3) Ein IMI-Standpunkt zum neuen SIPRI-Jahrbuch 2008 mit vielen Zahlen zu
weltweiten Rüstungsausgaben und –exporten.
1) Lissabon-Vertrag hin oder her – das militärische Kerneuropa soll kommen!
In einer neuen IMI-Studie stellt Jürgen Wagner das European Council on
Foreign Relations vor.
Zusammenfassung:
Aufgrund der irischen Ablehnung des Lissabonner Vertrages ist eines
seiner Hauptanliegen akut gefährdet: die Forcierung des
EU-Militarisierungsprozesses. Aus diesem Grund werden derzeit Pläne
ausgearbeitet, wie Kernbestandteile des Vertrages dennoch umgesetzt
werden könnten. Dies betrifft vor allem die so genannte „Ständige
Strukturierte Zusammenarbeit“, die faktisch die Bildung eines Kerneuropa
im Militärbereich ermöglichen würde. Damit würden die
sicherheitspolitischen Entscheidungsbefugnisse in der Europäischen Union
auf wenige einflussreiche EU-Mitgliedsstaaten konzentriert.
Angesichts des drohenden Scheiterns des Lissabonner Vertrages
präsentierte der neu gegründete European Council on Foreign Relations
nun einen Vorschlag, wie ein solches EU-Militärdirektorium auch ohne
neuen EU-Vertrag umgesetzt werden könnte. Da hiermit eine weitere
erhebliche Machtverschiebung zugunsten der EU-Großmächte einhergehen
würde, setzt sich diese Studie kritisch mit dem gesamten
Kerneuropakonzept und vor allem mit den jüngsten Überlegungen zu dessen
„Rettung“ auseinander.
Lissabon-Vertrag hin oder her – das militärische Kerneuropa soll kommen!
IMI-Studie 2008/08
http://www.imi-online.de/download/Studie-Kerneuropa.pdf
Jürgen Wagner, 13.8.2008
2) August-Ausgabe des AUSDRUCK erschienen
Soeben ist die August-Ausgabe des IMI-Magazins erschienen. Enthalten
sind u.a. Artikel zu den EU-Einsätzen in Tschad und Guinea-Bissau sowie
zur zivil-militärischen Zusammenarbeit in Afghanistan und im Rahmen der
EM 2008.
Die komplette Ausgabe zum download:
http://www.imi-online.de/download/AusdruckAugust2008.pdf
INHALTSVERZEICHNIS
EU-MILITARISIERUNG
-- Tobias Pflüger
Die Agenda der Französischen Ratspräsidentschaft
http://www.imi-online.de/download/TP-Aug08-Lissabon.pdf
-- Christoph Marischka
Der Albtraum Sicherheit - Europäische Sicherheitsforschung
http://www.imi-online.de/download/CM-Aug08-SForschung.pdf
-- Jürgen Wagner
Orwell im Tschad: Wie Österreich und die Europäische Union
Militäreinsätze über die Entwicklungshilfe querfinanzieren
http://www.imi-online.de/download/JW-Aug08-Tschad.pdf
-- Christoph Marischka
Was kostet Guinea-Bissau? Guinea-Bissau als Brüssler Kolonie
http://www.imi-online.de/download/CM-Aug08-GuineaB.pdf
-- Christoph Marischka
Tschad: Die EUFOR als Brandbeschleuniger
http://www.imi-online.de/download/CM-Aug08-Tschad.pdf
ZIVIL-MILITÄRISCHE ZUSAMMENARBEIT
-- Jürgen Wagner
Experimentierfeld Afghanistan: Die dauerhafte Institutionalisierung
Zivil-militärischer Aufstandsbekämpfung
http://www.imi-online.de/download/JW-Aug08-Afghanistan.pdf
-- Uwe Reinecke
Sicher ins Finale: Der Einsatz von Soldaten bei der Fußball-EM
http://www.imi-online.de/download/UR-Aug08-EM.pdf
FRANKREICH
-- Thomas Mitsch
Großer Krieg in naher Zukunft? Das französische Verteidigungsweißbuch 2008
http://www.imi-online.de/download/TM-Aug08-Frankreich.pdf
3) IMI-Standpunkt zum neuen SIPRI-Jahrbuch 2008 mit vielen Zahlen zu
weltweiten Rüstungsausgaben und –exporten
Die Geschäfte laufen gut
Das SIPRI-Jahrbuch 2008 über Rüstung und internationale Rüstungsexporte
IMI-Standpunkt 2008/049
http://www.imi-online.de/2008.php3?id=1809
19.8.2008, Thomas Mitsch
Die Geschäfte laufen gut
Das SIPRI-Jahrbuch 2008 über Rüstung und internationale Rüstungsexporte
Das Stockholmer Institut zur Internationalen Friedensforschung (SPIRI)
hat Anfang August sein Jahrbuch 2008 vorgestellt. Eine Zusammenfassung
kann Im Internet heruntergeladen werden:
http://yearbook2008.sipri.org/files/SIPRIYB08summary.pdf
Das Stockholmer Friedensinstitut ermittelte die größten Waffenexporteure
der Welt. Der von den USA ausgerufene „Krieg gegen den Terror“ hat die
weltweiten Rüstungsausgaben auf neue Rekordhöhen getrieben. Wie das
SIPRI feststellte, wurden 2007 umgerechnet 1,3 Billionen US$ und damit
pro Kopf der Weltbevölkerung 202 US$ für militärische Zwecke ausgegeben,
davon 1,04 Billionen US$ von den wohlhabendsten Nationen. In den
vergangenen zehn Jahren sind die Militärhaushalte damit weltweit um 45
Prozent gestiegen.
Fakten und Zahlen:
Von den zehn größten Waffenproduzenten im Jahr 2006 stammen alleine 6
aus den USA gefolgt von den europäische Firmen BAE Systems
(Großbritannien, Platz 3), EADS (v.a. Frankreich und Deutschland, Platz
7), Finmeccanica (Italien, Platz 9) und Thales (Frankreich Platz 10).
Alleine Boing tätigte Waffenverkäufe in Höhe von 30.690 Mio. US$ gefolgt
von Lockheed mit 28.120 Mio. US$, BAE Systems machte 24.060 Mio. US$
Umsatz, EADS 12.600 Mio. US$ und Finmeccanica 8.990 Mio. US$.
2007 stiegen die weltweiten Militärausgaben auf ein Rekordniveau.
Insgesamt wuchsen die Umsätze der Waffenkonzerne gewaltig und
demonstrierten damit, wie gewinnbringend der Handel mit Kriegsmaterial
ist. Das Militär verschlingt 2,5 Prozent des globalen Sozialprodukts.
45 Prozent aller offiziellen weltweiten Rüstungsausgaben entfielen 2007
auf die USA, wo sie auf den höchsten Wert seit dem 2. Weltkrieg stiegen.
Seit den Terroranschlägen von 2001 sind sie in den Vereinigten Staaten
um 59 Prozent gestiegen. Grund hierfür sind laut dem Jahrbuch die Kriege
im Irak und in Afghanistan sowie der „Krieg gegen den Terror“.
Mit 36,9 Milliarden US$ liegt Deutschland in der Rangliste der Länder
mit den höchsten offiziellen Militärausgaben auf dem sechsten Platz und
hat damit einen Anteil von drei Prozent an den weltweiten Ausgaben.
Hinter den mit großem Abstand führenden USA mit jährlichen Ausgaben von
547 Milliarden US$ folgen Großbritannien mit 59,7 Mrd. US$, China mit
58,3 Mrd. US$ und Frankreich mit 53,6 Mrd. US$. Sie gaben damit jeweils
etwa ein Zehntel des US-Betrages für militärische Zwecke aus.
Waffenexporte:
80% der globalen Waffenexporte fallen auf nur fünf Länder zurück, unter
diesen fünf „größten“ Waffenexporteuren befinden sich neben Deutschland
die USA, Russland, Frankreich und Großbritannien.
Das Institut stellte beim internationalen Waffenhandel einen Anstieg um
sieben Prozent für die Zeit von 2003 bis 2007 gegenüber der Zeit von
2002 bis 2006 fest. Deutschland ist mit einem Weltmarktanteil von zehn
Prozent drittgrößter Rüstungsexporteur der Welt. 63% der Gewinne der 100
größten Rüstungsfirmen entfielen auf US-amerikanische und 29% auf
westeuropäische Unternehmen. Die größten Gewinne erzielten die
Hersteller von gepanzerten Fahrzeugen wegen des Irak-Krieges und die
Anbieter von High-Tech-Elektronik sowie in Russland die Hersteller von
Flugzeugen.
Rüstungskontrolle und Atomwaffenarsenale:
Die Notwendigkeit neuer Anstrengungen bei der Rüstungskontrolle ergibt
sich für das Friedensinstitut auch aus den nach wie vor gigantischen
Arsenalen an Atomwaffen. Acht Staaten verfügen hier über gefechtsbereite
Sprengköpfe, während Vereinbarungen über Rüstungskontrolle oder
Nicht-Weiterverbreitung „entweder schwanken oder kaum Fortschritte
machen“, heißt es im Jahrbuch. Es wird außerdem festgestellt, dass alle
Unterzeichner des Atomwaffensperrvertrages mittlerweile neue Atomwaffen
entwickeln würden oder angekündigt hätten, dies zu tun. Indien, Pakistan
und Israel, die Nichtmitglieder sind, würden allesamt an neuen
Trägersystemen arbeiten. Das Institut berichtet über ein Gesamtarsenal
von gut 25.000 nuklearen Sprengköpfen, von denen mehr als 10.000 sofort
auf Raketen oder Flugzeugen eingesetzt werden könnten. Davon entfielen
im Januar 2008 insgesamt 5.189 auf Russland und 4.075 auf die USA.
Kritisch kommentiert das Jahrbuch den Austritt Moskaus aus dem Vertrag
über Konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE). Hiervon gehe eine sehr
große Gefahr aus, heißt es.
Laut dem Direktor des Stockholmer Friedensinstituts, Bates Gill, gebe es
dennoch einen zunehmenden Konsens, dass Abrüstungsschritte notwendig
seien. Solche Maßnahmen lägen ebenso im Interesse von Regierungen wie
der Weltöffentlichkeit. Besonders wichtig sei dabei eine weitere
Abrüstung auf Seiten der beiden größten Atommächte USA und Russland.
Ja zur Weltmacht EUropa:
Bates Gill sieht in der Möglichkeit der „Wiederbelebung der
internationalen Rüstungskontrolle“ eine Chance, der internationalen
Aufrüstung entgegen zu wirken. Dafür gebe es in den kommenden zwei
Jahren mit Blick auf mögliche neue politische Führungen in Ländern wie
Russland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Japan, und vor allem
demnächst in den USA „neue Chancen und Öffnungen“, falls die USA
mitspielten.
Wie das SIPRI zu dieser optimistischen Einschätzung kommt, wird jedoch
nicht weiter begründet. Ausdrücklich wird auch der EU-Reformvertrag
begrüßt, der ja immerhin die europäische Rüstungsagentur EDA auf eine
rechtliche Grundlage stellt, die Mitgliedsstaaten zu Aufrüstung
verpflichtet und einen EU-Militäretat („Anschubfonds“) ermöglicht:
„Die EU nahm das Lissabon-Abkommen an, das weitgehend die wichtigsten
Bestandteile des abgelehnten Verfassungsvertrages 2004 verfechtet, vor
allem in Sachen der Außen- und Sicherheitspolitik... . Die EU kann sich
jetzt ihr erhebliches Potential zunutze machen, indem sie die neuen
Rechtsstrukturen in politisches Handeln umsetzt.“
Lapidar wird mit einem Satz festgestellt: „Die Herausforderungen der
transatlantischen Partnerschaft sind zunehmend global.“ Mit diesem Satz
verortet sich das Stockholmer Institut nicht nur selbst innerhalb der
transatlantischen Sicherheitspolitik, sondern es spricht sich auch für
eine Art Weltinnenpolitik mit den USA und der EU im Zentrum aus.
Entsprechend werden auch militärische Friedensmissionen in „Scheiternden
Staaten“ (zu denen auch ISAF in Afghanistan gezählt wird) prinzipiell
für notwendig erachtet und ein Ausbau der entsprechenden Strukturen
gefordert. Mit einem Rüstungs-kritischen Ansatz ist das freilich schwer
zu vereinbaren.
Trends im aktuellen Konfliktgeschehen:
Ekaterina Stepanova behauptet auf der Grundlage der UDCP-Datenbank
(Uppsala Conflict Data Project), dass die Zahl der „Major Conflicts“
(Hauptkonflikte) im letzten Jahrzehnt zurückginge, was aber weitgehend
der Definition diese „Major Conflicts“ geschuldet ist. Sie stellt
demgegenüber aber einen deutlichen Trend zur Entstaatlichung und
Internationalisierung von Konflikten sowie zu Stammesfehden und
allgemeinen Gewaltsituationen, also hin zu so genannten „Neuen Kriegen“
fest, die nach den Definitionen des UDCP nicht als Kriege oder
bewaffnete Konflikte gezählt werden. Diese drohten sich jedoch weiter
auszudehnen, weshalb auch verstärkt Friedensmissionen nötig würden.
Hauptproblem sei das Scheitern von Staaten, die Lösung bestehe
entsprechend in State-Building. Dabei müsse man sich aber evtl. mit
Akteuren einlassen, die eine andere Agenda verfolgen, als man selbst:
„...Staatliche Schwäche war einer der kritischen Faktoren, welcher die
Zersplitterung und die wachsende Widerspenstigkeit der Waffengewalt im
Jahr 2007 förderte. Um Gewalt in schwachen, konfliktgeschädigten Staaten
zu verringern, sollten die Anstrengungen zur Unterstützung des Aufbaus
staatlicher Strukturen, welche Funktionalität mit lokaler Rechtmäßigkeit
verbinden, als vorrangige Aufgabe gesehen werden. Im Inland entstandene
Bewegungen, welche beträchtliche Unterstützung in der Bevölkerung
genießen und breite gesellschaftliche, politische und
sicherheitsrelevante Programme verfolgen, sind am besten in der Lage,
diese Verbindung zu erreichen - auch wenn ihre Ideologien und Programme
sich deutlich von denen der führenden internationalen Akteure
unterscheiden.“
Im letzten Jahr blieb die Zahl der Kriege laut Definitionen und Daten
des UDCP unverändert. Insgesamt gab es demnach vierzehn bewaffnete
Konflikte. Auf den Philippinen und in Somalia seien zwei Konflikte
hinzugekommen, während in Burundi und Uganda zwei bewaffnete Konflikte
beendet werden konnten. Die größten bewaffneten Konflikte waren demnach
in Afrika (Somalia), Amerika (Kolumbien, Peru, USA), Asien (Afghanistan,
Indien, Myanmar, Philippinen, Sri Lanka), Europa (Tschetschenien) und im
Mittleren Osten (Irak, Israel, Türkei).
Friedensmissionen:
2007 waren 150.651 Soldaten und 18.816 „zivile“ Kräfte – v.a. Polizisten
– aus 119 Staaten in „Friedensmissionen“ im Einsatz, mehr als je zuvor
(41% davon in Afrika). 22 Missionen mit 90.305 Einsatzkräften werden von
der UN geführt, drei mit 57.930 von der NATO (davon 41.741 in
Afghanistan), 7.371 Kräfte sind in AU-„Friedenseinsätzen“ und 5.900 in
solchen der EU. In Europa waren 20, in Afrika 18, im Mittleren Osten und
Asien jeweils 10 und in Amerika 3 Friedensmissionen tätig.
Die Notwendigkeit von mehr und komplexeren Einsätzen wird ganz am Beginn
des Textes festgestellt – nicht hergeleitet, sondern festgestellt. Dafür
müssten mehr und unterschiedliche Organisationen besser miteinander
koordiniert werden. Darunter - theoretisch - auch die Regierungen,
Führer und Bevölkerungen vor Ort - doch deren Einbeziehung kann, wird
sogleich festgestellt, den Erfolg der Mission auch behindern.
Die Bemühungen der UN, die Vorbereitungen für Einsätze zu verbessern,
werden folgendermaßen zusammengefasst:
„Die Vereinten Nationen haben 2007 als Teil ihrer umfassenderen und
längerfristigen Reformstrategie ´Friedenswahrung 2010´ die vollständige
Umsetzung des IMPP (Integrated Missions Planning Process) angestrebt.
Der IMPP zielt darauf ab, einen sequentiellen, kohärenten und
einheitlichen Rahmen für die Zeit vor der eigentlichen Mission und die
Übergangsplanung von UN-Operationen zu bieten.“
Das Dilemma des SIPRI
Die politische Bewertung des SIPRI-Jahresberichts überrascht vor dem
Hintergrund immens wachsender Rüstungsausgaben und -exporte:
„In den nächsten ein bis zwei Jahren wird die Diskussion und Debatte
über die Vorteile der Rüstungskontrolle und Abrüstung auf deutlich
höherer Ebene stattfinden. ...Stimmen aus dem gesamten politischen
Spektrum erkennen wieder den Wert der Rüstungskontrolle angesichts der
drohenden Gefahren für die Menschheit. Obwohl sich die Vorwärtsbewegung
enormen Hindernissen gegenüber sieht, wird sich in den kommenden Jahren
ein neues Fenster der Möglichkeiten noch weiter öffnen, um konstruktive
Fortschritte bei der Rüstungskontrolle und Abrüstung zu realisieren.“
Wenn die erste Welt militärisch intervenieren soll, dann sind ihre
Rüstungsausgaben (die schließlich 79% der weltweiten Rüstung ausmachen)
auch schwer zu kritisieren. Dieses Dilemma für das SIPRI zeigt sich auch
daran, dass das Institut auf die neueren Varianten des Rüstungsexportes
durch die erste Welt in Form von Polizeiausbildungen und
Sicherheitssektorreformen kaum eingeht, sie als State-Building
allenfalls implizit begrüßt. Das SIPRI scheint diesem Dilemma entkommen
zu wollen, indem es vor dem Hintergrund steigender Rüstungsausgaben über
sich öffnende Möglichkeitsfenstern und einem sich herausbildenden
Konsens über die Notwendigkeit von Rüstungskontrolle spekuliert.
Thomas Mitsch