[Grundeinkommen-Info] Rezension - Chr. Willenberg: Sammelband zum Grundeinkommen

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Sa Jan 23 00:11:15 CET 2010


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Rezension
 
Christoph Willenberg: Sammelbandzum Grundeinkommen 
Jens-Eberhard Jahn (Hrsg.). 2009. TA ANANKAIA EUPORISTA.Texte zum Bedingungslosen Grundeinkommen. Festschrift für Ronald Blaschke zum50. Geburtstag. Freiberg, ZAS.
(Rezension erschienen in „Sachsens Linke“ im Dezember 2009)
 
Bei einer Tagung der Evangelischen Akademie in WittenbergEnde 2008 beschloss eine Handvoll TeilnehmerInnen, zum 50. Geburtstag eines derprominentesten deutschen Grundeinkommensexperten eine Festschrift zu erstellen:für Ronald Blaschke, den ehemaligen Sprecher der Sächsischen Armutskonferenz,nunmehr seit über vier Jahren Mitarbeiter bei Katja Kipping im Bundestag. Vierder 10 AutorInnen des Bandes kommen aus Sachsen, drei AutorInnen sind, wieBlaschke selbst, Gründungsmitglieder des Netzwerks Grundeinkommen. Abgesehendavon könnten die AutorInnen und ihre Beiträge unterschiedlicher kaum sein: Linke,Grüne, Linksliberale, Christdemokraten und Christen singen mehrstimmig einLoblied aufs Grundeinkommen:
Der erste Beitrag stammt vom Herausgeber des Bandes,Jens-Eberhard Jahn, Mitglied im SprecherInnenrat der BAG Grundeinkommen bei derPartei DIE LINKE. Sein unterhaltsamer Beitrag führt breit und facettenreich indas Thema ein. Katja Kipping, stellvertretende Vorsitzende der Partei DIE LINKE,lässt den Begriff „Arbeit“ Revue passieren und problematisiert dessenStellenwert für gesellschaftliche Anerkennung. Der bayrische evangelischeTheologe Ulrich Schneider-Wedding nimmt uns mit auf einen Ritt durch dieGeistesgeschichte von der Antike bis heute. Dabei beleuchtet er inhistorisch-kritischer Weise die Wachstumsideologie. Der überaus spannendeBeitrag übt sich dazu in einer Ehrenrettung des „verfemten“ Philosophen Epikur.Dies ist nahe liegend, denn die Festschrift trägt als doch etwas sperrigenTitel ein Epikur-Zitat: „Ta anankaia euporista“ - „Das Notwendige ist leicht zuverwirklichen“. Natürlich gibt ein solcher Titel dem Buch einen Hauch vonExklusivität und lässt potentielle Leser eher zurückschrecken. Zu Unrecht, wieauch die weiteren Artikel in diesem Sammelband zeigen: Ragna Krbetschek,Psychotherapeutin aus Freiberg und im SprecherInnenrat der BAG Grundeinkommenbei der Partei DIE LINKE, stellt die Frage nach den individuellen,psychologischen Voraussetzungen, um verantwortungsvoll mit einemBedingungslosen Grundeinkommen umgehen zu können. Franz Segbers,altkatholischer Sozialethiker aus Hessen, beschreibt das Grundeinkommen alsethisch-kulturellen Gegenentwurf zu den Zwängen der Arbeits- undWachstumsgesellschaft. Michael Opielka stellt das Grundeinkommen aus grünerSicht vor, der thüringische Staatssekretär Hermann Binkert gibt eine Einführungin das christdemokratische „Althaus-Modell“. Maik Hosang vom Lebensgut Pommritzstellt Überlegungen zu philosophischen Voraussetzungen für ein Grundeinkommenan und Stefan Wolf, Sprecher der BAG Grundeinkommen bei der Partei DIE LINKE,erklärt erst einmal, was Sozialismus und Grundeinkommen miteinander zu tunhaben.
Abgerundet werden die Beiträge durch ein Interview mitSusanne Wiest, der im Frühjahr 2009 eine der erfolgreichsten Petitionen an denBundestag gelang. Ihre Forderung: ein Bedingungsloses Grundeinkommen.
Das Buch ist – mit wenigen Einschränkungen – gut, informativund kurzweilig zu lesen. Seine Stärke ist die Vielfalt der Ansätze und derAutorInnen. Ein aktuelleres Buch zur Grundeinkommensdebatte in Deutschland gibtes derzeit auf dem deutschen Büchermarkt nicht. Mit 8,50 € ist der Preis fürdie 142 Seiten inklusive Biographie und Bibliographie Ronald Blaschkes auch durchausmoderat. 
Jens-Eberhard Jahn (Hrsg.). 2009. TA ANANKAIA EUPORISTA.Texte zum Bedingungslosen Grundeinkommen. Festschrift für Ronald Blaschke zum50. Geburtstag. Freiberg, ZAS.
Zu beziehen ist das Buch über den Buchhandel oder direkt beimVerlag ZAS-Freiberg (info at zas-freiberg.de). 
 


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