[Grundeinkommen-Info] Die Logik von Hartz V und Grundsicherung mit Arbeitszwang
rblaschke at aol.com
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Mo Mär 12 13:09:21 CET 2007
Bitte beachten!
in taz vom Samstag, 10.03.2007
Katja Kipping pro - Andrea Nahles contra BGE
http://www.taz.de/pt/2007/03/10/a0154.1/text
auch http://www.taz.de/pt/2007/03/10/a0157.1/text
Fritz Kuhn zum BGE am 12.03.2007 in der taz
http://www.taz.de/pt/2007/03/12/a0081.1/text
Hier das komplette Interview mit Fritz Kuhn:
"Grundeinkommen hochgradig ungerecht"
Grünen-Fraktionschef Fritz Kuhn plädiert für mehr "Selbstbestimmung des
Einzelnen im bestehenden System"
taz: Herr Kuhn, viele Grünen-Mitglieder feiern das bedingungslose
Grundeinkommen als menschenfreundliche Vision. Sie finden es ungerecht.
Warum?
Fritz Kuhn: Wir brauchen eine neue Gerechtigkeitspolitik. Dabei muss es um alle
Facetten von Armut gehen - Mangel an Geld ebenso wie Mangel an Bildung. Das
Grundeinkommen, wie es der Drogerie-Unternehmen Götz Werner vorschlägt,
erscheint mir hochgradig ungerecht.
Was wäre ungerecht daran, dass jeder Bürger 1.000 Euro pro Monat bekommt?
Das würde 960 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Um diese Summe zu finanzieren,
müsste man den heutigen Sozialstaat quasi abschaffen. Bildungsangebote für
benachteiligte Jugendliche und anderes gäbe es dann nicht mehr. Man muss nicht
allen helfen, sondern den Schwächsten.
Grüne Befürworter des Grundeinkommens betonen, dass Geld und Bildung sich
nicht ausschließen.
Das ist ein positiver Ansatz. Trotzdem müssen die Befürworter darlegen, wie man
das alles bezahlen kann. Der Kampf gegen Armut ist konkret, oder er bleibt ein
leeres Versprechen. Wir sollten eher versuchen, das grüne Konzept der
bedarfsorientierten Grundsicherung weiterzuentwickeln. Mehr Selbstbestimmung
für den Einzelnen können wir auch im Rahmen des bestehenden Systems
erreichen.
Wer heute ein Jobangebot der Arbeitsagentur ablehnt, muss mit Sanktionen und
Geldkürzungen rechnen. Wollen Sie diese Drohung aufrechterhalten?
Viele Menschen empfinden Hartz IV als Entmündigung. Und das zu Recht. Die
Agentur müsste den Bedarf des Einzelnen individueller prüfen und den
Arbeitsuchenden mehr Angebote machen. Nicht die Schikane soll im Vordergrund
stehen, sondern die Förderung.
Sie plädieren für weniger Repression. Abschaffen wollen Sie sie aber nicht?
Wenn die Agentur den Arbeitslosen anspruchsvolle Qualifizierungs- und
Jobangebote machen und sie wirklich unterstützen würde, blieben am Ende nicht
mehr viele Menschen übrig, die nicht arbeiten wollen. Fast alle Menschen möchten
ja tätig sein - sofern ihre Würde respektiert wird.
Sanktionen - ja oder nein?
Eine wirklich am Bedarf ausgerichtete Grundsicherung macht diese Frage obsolet.
Es kommt darauf an, die vielfältigen Ursachen von Armut konkret anzugehen.
Einen Dauerarbeitslosen muss man anders unterstützen als einen Künstler, der
noch nicht von seiner Kunst leben kann.
INTERVIEW: HANNES KOCH
taz Nr. 8223 vom 12.3.2007, Seite 2, 88 Interview HANNES KOCH
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