[Grundeinkommen-Info] Grundeinkommen-Info Nachrichtensammlung, Band 8, Eintrag 18 - Die Werner'sche Steuerlüge
Herbert Wilkens
hhwilkens at web.de
Sa Feb 24 11:40:40 CET 2007
Joachim Behncke hat in fast allem Recht. Natürlich ist es kein fiktives
Geld, das die Unternehmer dank der "Reformen" in den letzten Jahren
zusätzlich an sich bringen konnten. Und es ist auch klar, dass jeder,
auch Herr Werner, grundsätzlich seine Steuern zahlen muss.
Aber das ist nicht ganz der Punkt. Herr Werner rechnet seine
Produktpreise so aus, dass sie einerseits der Konkurrenzsituation am
Markt entsprechen und andererseits ihm einen befriedigenden Netto-Gewinn
(nach Steuern) bringen. Wenn er als Zielgröße nicht das Brutto- sondern
das Netto-Einkommen wählt, ist die Steuerzahlung ein interner
Kostenfaktor, der ihn nicht aufregen kann - jedenfalls so lange wie er
auskömmliche Preise erzielen kann. Die Denkweise entspricht dem
biblischen "gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist".
Problematisch an der Sichtweise ist, dass sie völlig ausblendet, was
gesamtgesellschaftlich von großer Bedeutung ist. Wie er selber in einem
Interview einmal sagte, kommt es für ihn nicht darauf an, ob jemand
Super-Reichtum erwirbt, sondern darauf, was er damit macht. Wie die
tägliche Anschauung zeigt, hat ein jahrelanges Gewährenlassen dazu
geführt, dass die Schere zwischen Arm und Reich in unakzeptabler Weise
auseinandergeklafft ist. Damit ist ja nicht nur das Geld an sich
ungleicher verteilt worden, sondern auch die Verfügungsmacht über
ökonomische, gesellschaftliche und politische Entscheidungen. Die Folge
war unter anderem der drastische Arbeitsplatzabbau in Deutschland, der
oft in erster Linie mit der Absicht begründet wurde, den Börsenwert der
Unternehmen zu steigern. Eine andere Folge der Reichtumskonzentration
zeigt sich in der massiven Einflussnahme der Unternehmen auf die Politik
in allen Bereichen z.B. über Organisationen wie INSM (Initiative neue
soziale Marktwirtschaft) oder die Bertelsmann-Stiftung mit all ihren
Verästelungen.
So richtig die grundsätzlichen Überlegungen Götz Werners zum Konzept des
Bedingungslosen Grundeinkommens sind, so verkehrt wäre es also, auf die
staatliche Umverteilung der Einkommen zu verzichten. Darüber hinaus ist
die überaus zupackende Konsumsteuer, die er zur Finanzierung des
Grundeinkommens vorschlägt, in technischer Hinsicht nicht zuende
gedacht. Mehr als 50% Mehrwertsteuer auf den Konsum ist ein so
verführerischer Anreiz zur Steuervermeidung, dass dem kaum
administrative Vorkehrungen gewachsen wären. Sozialbürokratie einsparen,
um die Zoll- und Steuerfahndung allgegenwärtig zu machen - das wollen
wir wohl alle nicht. Überdies gibt es wichtige Bereiche, die bei Götz
Werner ungeklärt sind. Was ist mit der Besteuerung von Dienstleistungen,
von Bankleistungen bis zur Wohnungsvermietung?
Fazit: Es sind keine Lügen, die Werner verbreitet, aber es ist ein
Übertünchen von gesellschaftlichen Problemen und ein in technischer
Hinsicht nicht handhabbares Finanzierungskonzept.
Herbert Wilkens
Berlin
grundeinkommen-info-request at listen.grundeinkommen.de schrieb:
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> Meldungen des Tages:
>
> 1. Die Wernersche Steuerlüge (rblaschke at aol.com)
>
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> Message: 1
> Date: Thu, 22 Feb 2007 10:31:26 -0500
> From: rblaschke at aol.com
> Subject: [Grundeinkommen-Info] Die Wernersche Steuerlüge
> To: Debatte-grundeinkommen at listen.grundeinkommen.de,
> grundeinkommen-info at listen.grundeinkommen.de
> Message-ID: <8C924ADA67A794B-1020-9BFF at WEBMAIL-RB03.sysops.aol.com>
> Content-Type: text/plain; charset="utf-8"
>
> Dies mailte Joachim Behncke zum Überdenken des Wernerschen MWST - Ansatzes. Gibt es ExpertInnen, die sich dazu äußern können? Ronald Blaschke
>
>
>
> ----- Original Message ----- From: j.behncke Sent: Thursday, February 15, 2007 8:13 PM Subject: Die Wernersche Steuerlüge
> Lieber Ludwig Paul, Ich glaube, es ist an der Zeit, als "Nichtbetriebswirt" diesem Unsinn, alle Steuern seien "umgelegt" und ein Unternehmer zahlt eigentlich keine Steuern, endlich einmal zu widersprechen, und zwar deshalb zu widersprechen, weil es soviele gutgläubige Leute nicht hinterfragen: Einfaches Beispiel: Ein Bäcker ( Personengesellschaft, zahlt als Unternehmenssteuer im wesentlichen die Einkommensteuer und die Gewerbesteuer, die ich hier mal außen vor nehme ) verkauft 1000 Brötchen zu 30 cent ( netto, mit der Umsatzsteuer wird er nicht belastet ). Er hat also einen Umsatz von 300?. Seine Kosten ( Materialeinsatz, Personal inklusive Lohnnebenkosten ) betragen 70%, d.h. 210?. Er hat also einen Gewinn von 90?. Auf diesen Gewinn zahlt er Einkommensteuer von, sagen wir 30%, d.h. 27?. Jetzt versucht er, die Steuern auf die Preise "umzulegen": Er verkauft im Folgemonat (jahr) die Brötchen für 2,7 cent mehr pro Stück. Im besten Fall verkauft er trotz der Preise
rhöhung dieselbe Anzahl von Brötchen, nämlich 1000 Stück. Macht einen Gesamtumsatz von 327 ?. Seine Kosten sind gleich geblieben, macht also einen gewinn von 327./.210=117 ?. Diesen Gewinn muß er wieder versteuern ( wie vergessen hier mal die Progression ): 30% von 117 macht: 35,10 ? die er in echtem Geld an das Finanzamt zu überweisen hat, selbiges bestreitet damit unter anderem den Bundeshaushalt, und aus diesem Geld wird z.B. der Straßenbau finanziert. Wieso zahlt der Bäcker keine Steuern? Weil er das Geld, was er verdient, von seinem Kunden bekommen hat? Das ist doch eine einfältige Geldflußbetrachtung. Der Gewinn ist eigentlich seins, und auf diesen Gewinn hat er Steuern zu zahlen, oder? Er kann nur durch Reduktion seiner Bemessungsgrenze, sprich Abschreibungen seine Steuerschuld verringern, sich aber nicht vom Brötchenkäufer finanzieren lassen. Ein paar Daten zu den Steuern, z.B. in 2002: Einkommensteuer ( für 90% unserer mittelständischen Unternehmer identisch
zur Unternehmenssteuer ): 138 Milliarden, Mehrwertsteuer 136 Milliarden, Körperschaftssteuer ( aufgrund der "genialen" Reform von rot-grün ): mickrige 3 Milliarden. Meinst Du, das ist alles funny money, fiktives Geld? Davon bestreitet der Staat seinen Haushalt. Der Verbraucher ist mit seiner Lohnsteuer und der Mehrwertsteuer und anderen indirekten Steuern beteiligt ( Sekt, Tabak etc. ) Aber kein Unternehmer kann Steuern "umlegen" und sich so von der Steuerzahlung befreien. Nicht einmal Friedrich Karl Flick konnte das ( seine Erben bekommen dieser Tage einen Batzen Geld aus einer Steuerabschlagszahlung zurück, die er vor 10 Jahren geleistet hatte. Mangels Erstellung eines Steuerbescheids durch die Finanzbehörden: wegen Verjährung. Das ist reales Geld ). Grüße Joachim
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