[Gen-Streitfall] Percy Schmeiser verliert gegen Monsanto
Sabine Altmann
Sabine.Altmann at Wagner-Solartechnik.De
Mo Mai 24 11:52:36 CEST 2004
Percy Schmeiser verliert gegen Monsanto
Quelle: http://www.heise.de/tp/deutsch/special/leb/17492/1.html
Brigitte Zarzer 24.05.2004
Das kanadische Höchstgericht bestätigt Gen-Patent, erlässt aber dem Farmer
Schmeiser
sämtliche Strafzahlungen
In dem jahrelangen Rechtsstreit um angebliche Saatgutpiraterie entschied der
kanadische
Supreme Court vergangenen Freitag zugunsten des Biotech-Konzerns Monsanto.
Für den
Farmer Percy Schmeiser hielten die Höchstrichter zumindest ein
Trostpflaster bereit. Er braucht
keine Schadenersatzzahlungen an den Konzern leisten. Während Umweltschützer
dennoch von
einem traurigen Tag für Bauern auf der ganzen Welt sprechen, freut sich die
Biotech-Industrie.
Die "David gegen Goliath"-Schlacht, wie sie Percy Schmeiser selbst
bezeichnet, begann bereits
1998. Damals entdeckten sogenannte "Gen-Spione" des Agro-Konzerns Monsanto
auf den
Feldern von Schmeiser "Roundup Ready"-Raps, auf den Monsanto ein Patent
hält. "Die in Raps
eingebaute Roundup Ready-Technologie bietet Schutz gegen 145 verschiedene
Arten von
Unkräutern und Ungräsern", so die Darstellung des Konzerns. Dazu verkauft
Monsanto auch
gleich das passende Unkrautvertilgungsmittel "Roundup Ultra", mit dem die
Felder behandelt
werden müssen, um den optimalen Ertrag zu erzielen. Mit
Roundup-Package-Verträgen macht
Monsanto vor allem in Kanada und den USA gute Geschäfte.
Percy Schmeiser allerdings betreibt seit Jahrzehnten konventionellen
Rapsanbau und wollte mit
Monsanto nichts zu tun haben. Vor Gericht versicherte er, niemals Saatgut
des Konzerns gekauft
oder wissentlich gesät zu haben. Vielmehr wären seine Felder durch
Pollenflug kontaminiert
worden ( Vom Winde verweht oder Saatgutpiraterie?). Dass er dafür
Lizenzgebühren an den
Konzern zahlen sollte, sah Schmeiser nicht ein. Doch Monsanto gewann in
erster Instanz und
der Farmer wurde zu empfindlichen Schadensersatzzahlungen verdonnert.
Schmeiser startete
eine Gegenoffensive. Es sei doch eher so, dass seine Felder gentechnisch
verunreinigt worden
wären und eigentlich Monsanto Strafzahlungen an den konventionellen Farmer
zahlen müsste,
lautete zunächst die Verteidigungslinie.
Schmeiser, inzwischen zu einer Leitfigur der Anti-Gentech-Bewegung
avanciert, zog bis vor den
Obersten Gerichtshof. Unterstützung kam von zahlreichen NGOs und sogar eine
kanadische
Provinz klinkte sich in den Prozess ein ( Genetische Information soll nicht
patentierbar sein).
Dabei ging es letztlich nicht mehr nur um den Einzelfall Schmeiser. Es
sollte auch ein Zeichen
gegen die aggressive Durchsetzungspolitik der Gentech-Konzerne gesetzt
werden und gegen die
zunehmende Abhängigkeit des Landbaus von Multis wie Monsanto.
In der letzten Gerichtsrunde konzentrierten sich die Anwälte Schmeisers nun
auf die
Schlüsselfrage nach der Patentierbarkeit von genetisch veränderten Pflanzen.
Sie
argumentierten vor dem Supreme Court, dass Saatgutkonzerne niemals Patente
auf ganze
Pflanzen haben können. Das Gericht hatte nämlich in einem ähnlich gearteten
Fall der "Harvard
Maus" so geurteilt, dass ein Patent an einem höheren Lebewesen nicht als
Erfindung gelten
kann und es daher nicht patentierbar sei ( Kein Aus für die Onkomaus). Eine
wie immer geartete
genetische Veränderung reiche alleine nicht aus.
In einer denkbar knappen - fünf zu vier Stimmen - Entscheidung fiel das
Urteil am vergangenen
Freitag dennoch zugunsten Monsantos aus. Der Supreme Court folgte zwar der
Argumentation
der Anwälte Schmeisers, dass eine Pflanze ebenso eine höhere Lebensform
darstellt. Aber das
Patent würde lediglich das Gen betreffen. Der Richterspruch - der noch nicht
auf der offiziellen
Homepage des SCOC veröffentlicht wurde - wird in kanadischen Medien im
Orginal-Wortlaut
zitiert:
By cultivating a plant containing the patented gene and composed of the
patented cells without
license, [the Schmeisers] thus deprived Monsanto of the full enjoyment of
its monopoly.
Allerdings scheinen auch die Richter das Vorgehen Monsantos nicht voll und
ganz gut zu
heißen. Denn entgegen den Urteilen in unterer Instanz ersparten die
Höchstrichter Percy
Schmeiser im jetzigen Letzturteil immerhin Zahlungen von mehr als 200.000
kanadischen Dollar.
Weder die Gerichtskosten noch die von Monsanto ursprünglich geforderten
19.000 Dollar
Schadenersatzzahlungen muss der Farmer übernehmen. Insofern könne er, dem
Urteil auch
etwas Positives abgewinnen, bemerkt Schmeiser in einer Stellungnahme auf
seiner Homepage:
Das Gericht hat sehr wohl bemerkt, dass meine Profite immer dieselben
waren, unabhängig
davon, ob konventioneller Raps oder Roundup Ready Raps auf meinen Feldern zu
finden war.
Er gehe außerdem davon aus, dass es Monsanto in Hinkunft schwerer haben
wird, Farmer zu
verklagen. In Zukunft müsse der Konzern beweisen, dass ein Bauer von RR-Raps
profitiert
hätte. Insgesamt hätte er "gemischte Gefühle" angesichts des Entscheids des
Supreme Court. Er
müsse die Entscheidung akzeptieren und für ihn sei die Schlacht vorerst
vorbei, so Schmeiser.
Allerdings erhoffe er sich von der Regierung, dass sie Gesetze zum besseren
Schutz der Bauern
schaffe.
Monsanto und der Branchenverband der Biotechnologie in Kanada begrüßten die
Entscheidung.
Damit würde mehr Sicherheit für die Forschung geschaffen. Greenpeace Kanada
hingegen will
klarere gesetzliche Regelungen. Den Entscheid des Gerichts kritisiert die
Umweltschutzorganisation deutlich schärfer als Schmeiser selbst. Die Richter
hätten der "Gen-
Verseuchung" durch Monsanto einen Freibrief erteilt, so die kanadischen
Umweltaktivisten. Auch
in Zukunft könnte der Konzern ungestraft agieren und die Kontamination der
kanadischen
Landwirtschaft würde weiter voranschreiten, ohne dass konventionelle Farmer
eine rechtliche
Handhabe hätten. Die Haftungsfrage bliebe nach wie vor unberührt.
Das ist eine schlechte Nachricht für die Landwirte weltweit. Monsantos
Gen-Raps verseucht seit
Jahren die Felder im westlichen Kanada, weil es unmöglich ist, den
Gen-Pollen aufzuhalten.
Monsanto hat eine unkontrollierbare Pflanze eingeführt, ohne gegenüber den
Landwirten oder
der Öffentlichkeit dafür verantwortlich zu sein. Mit dem Urteil werden
Bauern Monsanto
ausgeliefert: Ohne die Kontamination verhindern zu können, sollen Bauern
plötzlich Gebühren
für Gen-Pflanzen bezahlen, die sie nie auf ihren Äckern haben wollten.
Der Fall zeigt exemplarisch, welche Folgen ein zügelloses Patentrecht haben
kann. Und er
macht deutlich, welche Gefahr von Firmen wie Monsanto ausgeht, wenn sie je
die Herrschaft
über das Saatgut erlangen sollten. Unsere Antwort kann nur sein, dass wir
weiter für ein Stopp
von Patenten auf Leben streiten werden!
Die ausführliche Stellungnahme von Greenpeace Deutschland zu diesem Fall im
fernen Kanada
kommt wohl nicht von ungefähr. Denn für Europa stehen künftig ähnliche
Probleme an. Die
bisher getroffenen Regelungen über Sicherheitsabstände in der kleinteilig
strukturierten
europäischen Landwirtschaft gelten als unbefriedigend, die Probleme der
Koexistenz von
konventionellem Landbau und Bestellung mit GVOs sind nach Meinung von
Bauernvertretern,
Umweltschützern und diversen anderen Organisationen alles andere als gelöst.
Und wer wird in
Europa bei ähnlichen Musterprozessen, die - sobald sich GVOs im Landbau
etablieren - zu
erwarten sind, zur Kasse gebeten werden? Der Bauer dessen Pflanzen
GV-verunreinigt wurden
oder Konzerne wie Monsanto, die eine Saat in die Welt setzen, welche
konventionellen Anbau
gefährden kann? Sollten die Beispiele Kanada und USA Schule machen, so sieht
der
europäische Bauer wohl einer düsteren Zukunft (mit Knebelverträgen der
Gentech-Konzerne?)
entgegen.
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