[Gen-Streitfall] Gentechnik im Saatgut? Die Entscheidung fällt in den nächsten Wochen!

Antje Hartmann Antje.U.Hartmann at gmx.de
Sa Sep 13 18:53:29 CEST 2003


GENTECHNIK IM SAATGUT? DIE ENTSCHEIDUNG FÄLLT IN DEN NÄCHSTEN WOCHEN!
 
Liebe Leute!

Ich weiss, dass Cancun im Moment sehr aktuell ist. Dennoch möchte ich Euch
auf eine ebenfalls dringliche Sache hinweisen. Am Freitag, den 5.9. hat die EU
Kommission einen Vorschlag für eine Gentechnik-Saatgut-Richtlinie vorgelegt:
Danach könnte Saatgut künftig 0,3 bis 0,7% gentechnisch veränderter Sorten
enthalten, ohne dass dies gekennzeichnet werden müsste. Am 22. September wird
sie den Vorschlag dem Ständigen Ausschuss für Saatgut vorlegen und im Oktober
(vermutlich am 20.) soll er dann darüber abstimmen. 

Welche Auswirkungen hätte diese Richtlinie? Wird eine Verunreinigung von
Saatgut durch gentechnisch veränderte Organismen (GVO) nicht gekennzeichnet, so
heißt das, dass die Landwirte nicht mehr entscheiden können, ob sie GVOs
anbauen oder nicht. Sie würden ihnen quasi ohne ihr Wissen aufgedrückt, ebenso
wie den Verbrauchern, die dann mit hoher Sicherheit Gentechnik in ihren
Lebensmitteln wieder finden. 70% der europäischen Bauern und Verbraucher wollen
keine Gentechnik, und trotzdem soll sie über eine Hintertür (verunreinigtes
Saatgut)eingeführt werden. Ein fatales Problem wäre das für die Bio-Bauern, die ja
per definitionem keine Gentechnik benutzen dürfen. Der im Juli festgelegte
Grenzwert für die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen in
Lebensmitteln von 0,9% würde weitaus schwieriger einzuhalten sein. Entlang
der gesamten produzierenden Lebensmittelkette würden enorme Kosten entstehen,
weil ständig nachgeprüft werden müsste, wie hoch der GVO-Anteil gerade ist.
Bisher lag dieser fast ausschließlich bei 0%, da eine Verunreinigung von
Saatgut faktisch nicht erlaubt war. Damit wäre es bei den geplanten Grenzwerten
von 0,3 – 0,7% jedoch vorbei.
Abgesehen davon würde es fast unmöglich, eine GV-Sorte wieder aus dem
Verkehr zu ziehen, falls sie sich später als gesundheits- oder umweltschädlich
erweisen sollte (vgl. Gen-Mais Skandal in den USA). Keine Kennzeichnung bedeutet
ja auch, dass diese Pflanzen unerkannt auf dem Feld und danach wahrscheinlich
auch in der Natur wachsen.

Die Regierungen müssen sich jetzt eine Meinung bilden und beschließen wie
sie abstimmen. Es sind also noch etwa 4 Wochen Zeit, die EU-Regierungen davon
zu überzeugen, sich statt für den Kommissionsvorschlag für ein Reinheitsgebot
im Saatgut zu entscheiden. Die Abstimmung folgt dem EU-Mehrheits-System: es
werden 62 von insgesamt 87 Stimmen benötigt. Deutschland hat in diesem System
10 Stimmen, auf die es entscheidend ankommen wird. Wenn Italien (10),
Österreich (4) und Luxemburg (2) gegen den Vorschlag stimmen, würden die 10
deutschen Stimmen zu einer Blockade ausreichen. Vor allem aber werden sich andere
Staaten (Frankreich, Belgien, Griechenland, Portugal, Dänemark) bei einer klaren
deutschen Position möglicherweise ebenfalls gegen den Vorschlag aussprechen.
Das wäre ein entscheidender Schritt in Richtung auf ein Reinheitsgebot.
   
  Seit über einem Jahr arbeitet die Initiative „Save Our Seeds“ der
Zukunftsstiftung Landwirtschaft an dieser Thematik (www.saveourseeds.org). Jetzt,
einige Wochen vor der Abstimmung über die Richtlinie, findet sozusagen der final
countdown dieser Arbeit statt. Daher ist es jetzt unheimlich wichtig, so
viele Leute wie möglich zu dieser Richtlinie zu informieren und ihnen
Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie sich bei den Entscheidungsträgern Gehör verschaffen
können. Die Initiative hat dafür verschiedene Wege vorbereitet. Was jetzt
fehlt, sind ein paar motivierte Menschen, die das Ganze in die Tat umsetzen.
Viel davon kann man ohne großen Aufwand von zu Hause aus tun. 

Wer von Euch in den nächsten Wochen ein wenig Zeit für diese dringende und
wichtige Sache geben möchte, den bitte ich, mir zu mailen
(info at saveourseeds.org). Jede Hilfe zählt im Moment. Ihr seid herzlich eingeladen, am Montag, den
15.09.03 um 19 Uhr in das Büro von Greenpeace, Chausseestr. 131, zu kommen.
Dort werden der Leiter der Kampagne (ehemaliger Gentech-Campaigner von
Greenpeace International) und ich über das weitere Vorgehen sprechen.  

Ich würde mich über Euer Engagement sehr freuen. 

Viele liebe Grüsse,

Antje 




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