[Gen-Streitfall] Codex Alimentarius - Sound science versus Vorsorgeprinzip

Tobias Doeppe tobias.doeppe at sprungbrett.org
Di Sep 2 15:12:27 CEST 2003


Hallo Wiebke, liebe Liste!

Wäre da ein wenig skeptischer in der Bewertung, was die 
Codex-Richtlinien angehen: 

>Ohne den Text genauer analysiert zu haben, scheint das ein 
> Standard, der den USA nicht gefallen kann, da diese auf 
> solche Risikoanalysen verzichten. Spannend dabei: Die 
> Codex-Standards werden vom SPS-Abkommen der WTO als 
> Grundlage zur Harmonisierung anerkannt.

Die USA führen auch Risikoanalysen durch, der Teufel steckt 
hier im Detail. Weiter unten wirds klarer:

>"Now, any country, regulatory body or other organization 
> or individual will be able to compare the risk 
> assessments of a given food derived from biotechnology 
> with the assessments done by other countries. As
> long as the science is sound, each country wishing to use 
> or introduce a given food derived from biotechnology will 
> not have to redo the analysis, but can move directly to 
> deciding how to manage the marketing of that food. 

Während es prinzipiell gut ist, dass mehr Risikoanalysen 
durchgeführt werden, ist die Crux der Bezug auf "sound 
science", also seriöse Wissenschaft. Demnach muss bewiesen 
werden, dass ein Lebensmittel gefährlich ist, was gerade 
bei Gen-Food äußerst schwierig ist. Im Vergleich zum 
Beispiel zum Hormonfall zwischen EU und USA hat sich NICHTS 
verändert - dort wurde das Einfuhrverbot der EU für 
illegitim befunden, weil die EU NICHT wissenschaftlich 
nachweisen konnte, dass eine Gefahr besteht.

Das Gegenkonzept, auf das gerade auch die Umweltbewegung 
pocht, ist das Vorsorgeprinzip, also die Umkehrung der 
Beweislast (es muss bewiesen werden, dass etwas sicher ist, 
bevor es zugelassen wird), und dass Maßnahmen ergriffen 
werden können BEVOR bewisen ist, dass eine Gefahr besteht.

Schon der Ausdruck "Risikoanalysen" besagt ja eigentlich, 
dass diese wirklich bestimmbar sind, die Erfahrung hat 
jedoch häufig gezeigt, dass dies gerade bei neuen 
Technologien nicht möglich ist, bzw. sich hier Wissenschaft 
häufig irrt.

Habe da gerade eine Diplomarbeit drüber geschrieben, wie 
sich das Vorsorgeprinzip von Rio nach Johannesburg geändert 
hat, unter besonderer Berücksichtigung des EInflusses der 
WTO, wer Interesse daran hat, dem maile ich sie gerne zu.

Liebe Grüsse
:o) Tobias







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