[Gen-Info] Ende des Gen-Mais-Moratoriums in Mexiko
klausjschramm at t-online.de
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Mo Mär 16 21:46:03 CET 2009
IPS - 12.03.2009
Mexiko: Grünes Licht für Versuche mit Gen-Mais
- Produzenten in den Startlöchern
Von Diego Cevallos
Mexiko-Stadt, 12. März (IPS) - Mexiko hat nach einem zehnjährigen
Moratorium den Anbau von Genmais für Forschungszwecke erlaubt. Die
weltgrößten Saatgutproduzenten stehen bereits Schlange, um sich die
Konzessionen für bisher zwölf Projekte zu sichern. Die Feldversuche
wollen
sie sich bis 2012 ganze 382 Millionen US-Dollar kosten lassen.
In Kraft trat die Entscheidung am 9. März, drei Tage, nachdem sie von
der
Regierung des konservativen mexikanischen Staatspräsidenten Felipe
Calderón veröffentlicht worden war. Nach Ansicht der Gegner der
biotechnologischen Landwirtschaft wird der Beschluss die Dominanz der
transnationalen Konzerne erhöhen und die genetische Vielfalt der
einheimischen Criollo-Maissorten beeinträchtigen.
"Die Aktivisten sind mit dem Versuch gescheitert, den Anbau von
Genmais im
Namen aller mexikanischen Bauern zu verhindern", sagte Fabrice
Salamanca
von 'Agrobio México', dem Zusammenschluss der in Mexiko vertretenen
Biotechnologiekonzerne. Mitglied ist neben 'DuPont', 'Monsanto',
'Syngenta' und 'Dow' auch das deutsche Unternehmen 'Bayer'.
Aussaat im Norden
Salamanca erwartet, dass die Genehmigungen zum Beginn der
Feldversuche ab
August ausgegeben werden. Alle zwölf Vorhaben sollen im Norden
Mexikos
durchgeführt werden, wo Hybridmais industriell angebaut wird. Der
Süden
des Landes mit seiner Vielfalt an Maissorten bleibt hingegen
verschont.
Die Feldversuche sind zudem an etliche Bedingungen geknüpft. So darf
die
Anbaufläche höchstens zwei Hektar groß sein, muss in mindestens 200
Meter
Entfernung von anderen Feldern liegen und von natürlichen
Schutzwällen wie
Bäumen umgeben sein. Darüber hinaus muss die Rispe entfernt und der
Pollenflug verhindert werden und die Ernte nach dem Ende der
Forschungsarbeiten verbrannt werden.
Die Biotechnologische schleust unter anderem Gene artfremder
Organismen in
das Erbgut von Nahrungsmittelpflanzen, um diese gegen Schädlinge und
extreme Klimabedingungen resistent zu machen. Was Befürworter als
Chance
für die Ernährungssicherheit propagieren, kritisieren die Gegner als
noch
nicht absehbare Gefahr für Mensch und Natur.
Tatsächlich sind in den vergangenen Jahren einige genetisch
veränderte
Maissorten in Verruf geraten. So wurde das US-amerikanische Produkt
'Starlink' im Jahr 2000 vom Markt genommen, weil es bei Verbrauchern
Allergien verursacht hatte. Der von Monsanto patentierte Mais 'MON-
863'
wiederum verursachte bei Ratten Gesundheitsschäden.
Auflagen
Das Regierungsdekret vom 6. März hat das Biosicherheitsgesetz von
2005
reformiert und erweitert. Neben der Genehmigung der Feldversuche hält
es
die Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft dazu an, den Schutz der
wildwachsenden und gezüchteten Criollo-Sorten mit Hilfe von
Förderprogrammen zu gewährleisten. Für den Fall, dass sich der
umstrittene
Genmais mit herkömmlichen Sorten vermischt, sieht der Beschluss die
Zerstörung der Felder vor.
Nach Ansicht der Sprecherin des Lateinamerika-Büros der kanadischen
'Action Group on Erosion, Technology and Concentration' (ETC), Silvia
Ribeiro, wurde das Biosicherheitsgesetz auf Druck und ganz in Sinne
der
transnationalen Agrarkonzerne verändert - ein Vorwurf, den Salamanca
nicht
gelten lässt. Ebenfalls widersprach er Anschuldigungen, Regierung und
Bauern seien bestochen worden.
Obwohl die Aussaat von transgenem Mais seit 2001 verboten ist, werden
in
Mexiko immer wieder Spuren von manipulierten Sorten entdeckt - auch
im
Süden, der den traditionellen Criollo-Arten vorbehalten ist. "Uns ist
bekannt, dass einige Bauern im Norden auf Bitten transnationaler
Konzerne
Genmais illegal angepflanzt haben", sagte Miguel Columba von der
Demokratischen Bauernfront des nordmexikanischen Bundesstaates
Chihuahua.
Von Maisimporten abhängig
Seit langem bemühen sich staatliche Einrichtungen wie 'Agrodinámica
Nacional' um die offizielle Genehmigung zum Anbau von Genmais. Als
Argument führen sie höhere und qualitativ bessere Maisernten an.
Derzeit
produziert Mexiko auf einer Fläche von 8,5 Millionen Hektar jährlich
21
Millionen Tonnen Mais. Mehr als drei Millionen mehrheitlich arme
Bauern
pflanzen Criollo-Mais oder andere herkömmliche und traditionell
weiterentwickelte Arten an.
Bisher ist es Mexiko nicht gelungen, die Binnennachfrage nach dem
Mais zu
decken. Die Versorgungslücke wird mit rund zehn Millionen Tonnen
US-Importmais geschlossen, der in der Regel an das Vieh verfüttert
wird.
Die internationale Umweltorganisation 'Greenpeace', nationale
Bauernverbände und mexikanische Forschungsinstitute haben in den
vergangenen Jahren etliche Protestaktionen gegen den Anbau von
Genmais
organisiert. Sie beschuldigen die Multis, die Bauern mit ihrem
Saatgut in
die Abhängigkeit zu bringen. Denn den Gensaat-Kunden ist es nicht
erlaubt,
einen Teil der Ernte für die nächste Aussaat einzubehalten. Darüber
hinaus
fürchten die Kritiker, dass die biotechnologische Landwirtschaft der
Artenvielfalt den Garaus macht. (Ende/IPS/kb/2009)
Links:
http://www.agrobiomexico.org.mx
http://www.etcgroup.org/en
http://www.sinmaiznohaypais.org
http://www.unionccs.net
http://www.ipsenespanol.net/nota.asp?idnews=91516
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