[Gen-Info] Umpfluegen statt Gen-Mais ernten?

Lucia Kronauer-Dietsche lucia.kronauer-dietsche at t-online.de
Mo Mai 21 09:24:58 CEST 2007


Wie kann sicher gestellt werden, dass der BUND und Greenpeace, Robin 
Wood und andere dies als Anlass zu "massiven" Presseerklärungen und 
Veröffentlichungen dies öffentlich machen. Wirkung würde meiner Meinung 
nach besonders auch die Lokalseiten der Tageszeitungen bringen, da die 
Landwirte dort direkt angesprochen würden.
Es nützt - praktisch gesehen -  wenig, wenn wir uns hier hauptsächlich 
im Internet austauschen wo die breite Öffentlichkeit nicht hergestellt 
werden kann.

Die Frage ist: Wer klärt die Veröffentlichung mit wem ab?

Lucia Kronauer-Dietsche



Am 21.05.2007 um 00:33 schrieb Klaus Schramm:

> Umpflügen statt Gen-Mais ernten?
>
> Brigitte Zarzer 21.05.2007
> Das Bundesamt für Verbraucherschutz verbietet den Verkauf von MON 
> 810-Saatgut
> kurz nach der Aussaat
> Ein Bescheid des Bundesamtes für Verbraucherschutz ([extern] BVL) 
> sorgt derzeit
> für Verwirrung unter Landwirten. Die amtliche Anweisung verbietet 
> nämlich die
> Abgabe des genveränderten Mais-Saatguts der Linie MON 810 von [extern] 
> Monsanto,
> solange der Konzern keinen umfassenderen Plan zur Beobachtung der
> Umweltauswirkungen vorlegt. Begründet wird das Verkaufsverbot mit neuen
> Informationen über mögliche Risiken, etwa für Nichtzielorganismen. 
> Doch dieses
> Jahr wurde bereits ausgesät. Nach Auffassung des Berliner 
> Rechtsanwalts Achim
> Willand müssten jetzt die Landesbehörden Konsequenzen ziehen. Sie 
> könnten
> Landwirte beispielsweise anweisen, ihre Felder umzupflügen.
>
> Etwa 0,2 Prozent der gesamten Mais-Anbaufläche in Deutschland wurden 
> dieses Jahr
> mit gentechnisch verändertem Mais bestellt. Die überwiegend verwendete
> Monsanto-Linie MON 810 ist insektenresistent und soll vor dem 
> Maiszünsler
> schützen. Die Aussaat ist unter anderem in Frankreich und Deutschland 
> genehmigt.
> In Österreich, Ungarn, Polen und Griechenland wurde MON 810 schon 
> verboten. Ob
> die fünf durch das deutsche Bundessortenamt zugelassenen MON 
> 810-Sorten auch
> über eine gentechnikrechtliche Zulassung verfügen, ist seit längerem 
> strittig.
> Nach Auffassung des Berliner Anwaltsbüros Gaßner, Groth, Siederer & 
> Coll
> ([extern] GGSC) "ergibt sich aus der maßgeblichen französischen 
> Zulassung", dass
> "lediglich die in Frankreich verwendeten Saatgutsorten, nicht aber die
> hierzulande angebauten Sorten der Linie MON 810 zugelassen wurden". 
> Darüber
> hinaus hat MON 810 nach Europäischem Recht eigentlich nur eine 
> Genehmigung für
> eine bestimmte Übergangszeit. Nach den neuen, strengeren Vorschriften 
> zur
> Lebensmittelsicherheit wurde er nämlich bis dato noch nicht 
> abschließend
> geprüft.
>
> Wie auch immer, in Deutschland ist MON 810 derzeit die einzige in 
> größerem
> Maßstab kommerziell angebaute GV-Pflanze. Der Bescheid (Anm. er liegt 
> der
> Redaktion vor) aus dem Bundesminister Horst Seehofer unterstelltem Amt 
> sorgte
> deshalb für einige Aufregung. Das Schreiben selbst hat es nämlich 
> durchaus in
> sich. Denn es rückt den GV-Mais, den die Abnehmer in der 
> Landwirtschaft bisher
> als ausreichend geprüft einschätzten, in die Nähe einer Risikokultur. 
> So heißt
> es darin etwa im Hinblick auf mögliche Gefahren für 
> Nichtzielorganismen, wie
> Schmetterlinge oder andere Insekten:
>
> Erst mit jüngeren Untersuchungen wurde deutlich, dass und in welchem 
> Ausmaß das
> Bt-Toxin über die Pflanze in höhere Nahrungskettenglieder gelangt. 
> (...) Diese
> neuen und zusätzlichen Informationen (...) geben berechtigten Grund zu 
> der
> Annahme, dass der Anbau von MON 810 eine Gefahr für die Umwelt 
> darstellt.
>
> Das Unternehmen wird deshalb aufgefordert, einen Plan für eine 
> "eingehendere
> Überwachung als es bisher der Fall ist", vorzulegen. Darunter fallen 
> u.a. die
> Erhebung von Daten zur "Exposition des Bt-Toxins in der Umwelt (z.B. 
> über
> Pollen, Silage, Pflanzenreste im Boden)" oder auch die Prüfung der 
> "Entwicklung
> von Sekundärschädlingen". Die Risikomomente wurden als so schwerwiegend
> eingeordnet, dass die unmittelbare Vollziehung des Bescheids 
> angeordnet wurde.
>
> Wegen der unmittelbar bevorstehenden Aussaat war eine sofortige 
> Entscheidung im
> öffentlichen Interesse aus Zeitgründen erforderlich, vgl. § 28. Abs. 2 
> Nr. 1 des
> Verwaltungsverfahrensgesetzes.
>
> Der mit 27. April 2007 datierte Bescheid kam dennoch zu spät. Denn es 
> wurde
> bereits gesät. Der Zeitpunkt der Aussendung sorgt für einige 
> Spekulationen in
> Fachkreisen. War es ein Versehen oder wurde die Aussendung bewusst
> hinausgezögert? Christoph Then von Greenpeace meint dazu gegenüber 
> Telepolis:
>
> Der Zeitpunkt ist unbegreiflich. Die Landwirte werden allein gelassen 
> mit der
> Feststellung, dass sie ein Produkt anbauen, das Risiken für die Umwelt 
> bergen
> könnte. Aber weder der Staat noch die Firma übernehmen die 
> Verantwortung und
> entsorgen das Saatgut. Seehofer hätte den Erlass im Februar oder März 
> rausgeben
> müssen. So kann man nur sagen: Diese politischen Handlungen entbehren 
> der
> notwendigen Glaubwürdigkeit und Sinnhaftigkeit.
>
> Eine Sprecherin des [extern] Landwirtschaftsministeriums verweist 
> allerdings
> gegenüber Telepolis darauf, dass "aufgrund der Witterungslage heuer 
> bereits sehr
> früh ausgesät wurde". Allerdings stammen die in dem Bescheid 
> angeführten neuen
> wissenschaftlichen Erkenntnisse zu möglichen Risiken bereits aus den 
> Jahren 2005
> und 2006. Warum nicht bereits im Januar oder Februar, also rechtzeitig 
> vor der
> diesjährigen Aussaat, reagiert wurde, ist deshalb nicht ganz 
> nachvollziehbar.
>
> Müssen Landesbehörden vorsorglich handeln?
>
> Die entscheidende Frage lautet nun, was passiert mit der diesjährigen 
> Saat?
> Monsanto könnte gegen den Bescheid Einspruch erheben und einen 
> Eilantrag auf
> Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung stellen. Nach 
> Einschätzung des
> Rechtsanwalts Dr. Achim Willand von der Kanzlei GGSC, die erst 
> kürzlich für
> Imker Schutzmaßnahmen vor GV-Mais am Verwaltungsgericht Augsburg 
> durchsetzen
> konnte, haben aber vor allem die zuständigen Landesbehörden jetzt 
> dringenden
> Handlungsbedarf. "Der Bescheid zeigt ja eine klare Verdachtslage auf. 
> Und da
> muss die Frage nach der Vorsorgepflicht gestellt werden", so Willand im
> Telepolis-Gespräch. Die Landesbehörden könnten etwa ein Umpflügen der 
> bereits
> bestellten Felder anordnen.
>
> Anders sieht man das im Seehofer-Ministerium. Pressesprecherin, Dr. 
> Ursula
> Huber, stellt gegenüber Telepolis klar:
>
> Unser Ministerium hat einen Erlass an das BVL geschickt, das BVL hat 
> einen
> Bescheid an Monsanto geschickt. Unser Erlass erfolgte aufgrund neuerer
> wissenschaftlicher Erkenntnisse, die ein besseres Monitoring angeraten
> erschienen ließen. - Der Bescheid der BVL an die Firma Monsanto 
> betrifft
> Saatgut, das ab dem Zeitpunkt des Zugangs des Bescheides an Monsanto 
> verkauft
> wurde/wird. Das bedeutet: Saatgut, das bereits bei den Landwirten ist 
> oder
> bereits im Boden ist, ist nicht mehr betroffen.
>
> Monsanto wiederum [extern] behauptet, dass bereits jetzt ein 
> Monitoring-Programm
> betrieben werde, "das den zukünftig geforderten Auflagen voll und ganz
> entspricht." Dem [extern] widerspricht, und auch im 
> Landwirtschaftsministerium
> kennt man bis dato nur die diesbezügliche Erklärung der
> Monsanto-Presseaussendung.
>
> Ob die Landwirte mit MON 810 ein wirklich "sicheres Produkt" 
> (Monsanto) erworben
> haben, könnte erst die Auswertung eines umfassenden Monitorings 
> beweisen. Indes
> mehren sich aber die Hinweise, dass es Risiken gibt. Erst unlängst 
> machte
> Greenpeace auf starke Schwankungen des Bt-Toxins bei MON 810 
> aufmerksam. Das
> hätten eigene Untersuchungen ergeben, aber auch eine Studie des
> Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum, Rheinpfalz. "Zwischen den 
> Pflanzen
> konnten Schwankungen im Giftgehalt bis zum Hundertfachen gemessen 
> werden. Es
> zeigt sich wieder einmal, wie unberechenbar diese Technologie in 
> Wahrheit ist",
> erklärt Christoph Then von Greenpeace zu den eigenen Untersuchungen.
>
> Die Ursachen für diese Effekte sind nicht geklärt. Möglicherweise 
> reagieren die
> Pflanzen auf Umwelteinflüsse, eventuell ist das eingebaute Gen auch 
> nicht
> stabil. Bezüglich des MON 810-Anbaus in Deutschland der Saison 2007 
> fordert
> Then: "Unterpflügen und Entschädigung an die Landwirte zahlen!"
>
> http://www.heise.de/tp/r4/artikel/25/25323/1.html
>
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