[Gen-Info] 75.000 Einwendungen gegen gv-Erbsen in Gatersleben

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Di Mär 13 22:20:15 CET 2007


Umweltinstitut München

Pressemitteilung

Genpflanzen stoßen auf immer größeren Widerstand:
75.000 gegen Erbsen mit Mäuse-Genen
Umweltinstitut München fordert das Aus für riskanten Feldversuch in
Sachsen-Anhalt

Berlin/München, 12. März - Das Umweltinstitut München hat dem Bundesamt
für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heute in Berlin
75.000 Einwendungen gegen einen geplanten Feldversuch mit
genmanipulierten Pharma-Erbsen in Gatersleben (Sachsen-Anhalt)
übergeben. Andreas Bauer, Gentechnikexperte beim Umweltinstitut München,
forderte das BVL als zuständige Genehmigungsbehörde und
Landwirtschaftsminister Seehofer bei der Übergabe auf, den Antrag der
ostdeutschen Gentechnikfirma Novoplant abzulehnen. Nie zuvor gab es mehr
Einwendungen gegen einen Freisetzungsversuch.

Novoplant will im Frühjahr in Gatersleben manipulierte Erbsen anbauen,
die Gene von Mäusen enthalten. Nach Angaben der Firma produzieren die
Pflanzen ein Medikament gegen Durchfallerkrankungen von Schweinen. Die
Erbsen sollen zukünftig, als Ersatz für die mittlerweile verbotene
vorbeugende Gabe von Antibiotika, dem Futter von Schweinen beigemischt
werden. Pharmazeutikahaltiges Erbgut der Gen-Erbsen könnte jedoch, zum
Beispiel durch Insektenbestäubung, andere Erbsenfelder kontaminieren und
damit in die Nahrungskette gelangen.

"Pharma-Pflanzen stellen ein nicht abschätzbares Risiko für die Umwelt
und die Gesundheit von Mensch und Tier dar", sagte Bauer bei der
Übergabe der Unterschriften. "Da eine Verunreinigung von Lebensmitteln
durch Gen-Pillen vom Acker nicht ausgeschlossen werden kann, muss der
Anbau von Pharma-Pflanzen grundsätzlich verboten werden", so Bauer
weiter. Durch den Einbau von Tiergenen in Erbsenpflanzen überschreite
Novoplant jedes ethisch vertretbare Maß.

Der Anbau der Pharma-Erbsen ist auf dem Gelände der Genbank Gatersleben
geplant. Dort lagern die Samen von mehr als 140.000 traditionellen
Nutzpflanzen- und über 5500 Erbsensorten aus aller Welt. Davon werden
jährlich mehrere hundert zur Erhaltung ihrer Keimfähigkeit im Freiland
angebaut. Da der Abstand zu dem geplanten Gen-Acker lediglich 500 Meter
betragen soll, ist es absehbar, dass diese wertvollen und einzigartigen
Pflanzen gentechnisch verunreinigt werden. Der hochsensible Standort
Gatersleben, fordert Bauer, müsse grundsätzlich von Genpflanzen
freigehalten werden.

Das Umweltinstitut München kritisiert, dass die Firma Novoplant massiv
mit Steuergeldern gefördert wird, unter anderem vom
Bundesforschungsministerium. Darüber hinaus hatte Novoplant im
Genehmigungsantrag an das BVL ungünstige Ergebnisse eines
Fütterungsversuchs verschwiegen. Dieser Versuch hatte ergeben, dass die
Verfütterung der Erbsen an Schweine keinen positiven Effekt auf den
Verlauf der Infektion hat.

Harald Nestler, Vorstand beim Umweltinstitut München, fordert
Konsequenzen aus dem Erfolg der Unterschriftenkampagne: "Es ist auf
Dauer sicher schädlich für die Demokratie, wenn eine Technologie gegen
den Willen von 80 Prozent der Verbraucher und Landwirte durchgesetzt
werden soll." Die Sicherheit unserer Lebensmittel, so Nestler, dürfe
nicht auf dem Altar kurzfristigen Profitdenkens geopfert werden. "Herr
Seehofer sollte erkennen, dass er Verbraucherschutzminister und nicht
Genminister ist. Er muss diesem Spuk auf unseren Feldern endlich Einhalt
gebieten. Die Menschen wollen nicht zu Versuchskaninchen der
Genindustrie werden. Und sie möchten ihre Umwelt nicht für riskante
Experimente zur Verfügung stellen".

Bildmaterial finden Sie unter 
www.umweltinstitut.org/pharmaerbse
www.umweltinstitut.org/frames/all/m441.htm

Weitere Informationen:
Andreas Bauer, Dipl.-Ing. agr. (FH)




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