[Gen-Info] [FR] Gatersleben: Fuer Gen-Weizen sollen schuetzenswerte Pflanzen weichen (fwd)

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Mär 9 22:50:58 CET 2007


Hallo Leute!

Sicherlich sind nicht alle BefürworterInnen der Agro-Gentechnik
Verbrecher. Mit Blick auf die Vorgänge bei Gatersleben fragen sich
allerdings manche: Wo bleibt da Seehofer mit seinen schönen Worten?

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Gen-Weizen

Schützenswerte Pflanzen sollen weichen

Versuche mit Gen-Weizen bedrängen die Samenbank für Kulturpflanzen in 
Gatersleben: Der Bund verlangt, die Vermehrung der alten Saaten zu verlagern.

VON STEPHAN BÖRNECKE

Die Samenbank des Leibniz-Instituts Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung 
(IPK) in Gatersleben in Sachsen-Anhalt beherbergt einen großen, lebendigen 
Schatz: Dort lagern, gut gekühlt, 148 000 Muster von 2500 Kulturpflanzen, 
darunter allein 64 000 Varietäten seltener Getreidesorten. Um sie zu erhalten, 
werden die Sorten von Zeit zu Zeit auf umliegenden Beeten vermehrt.

Das Institut und Partnerfirmen unternehmen auf IPK-Flächen inzwischen aber auch 
Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen, etwa mit Gen-Erbsen 
als Pharma-Futter für Schweine oder mit Weizen, dessen Protein-Gehalt aufgepeppt 
wurde. Kritiker wie der Verein zur Erhaltung und Reaktivierung von Nutzpflanzen 
(Vern), der mit Pflanzen aus Gatersleben arbeitet, sehen die alten Landsorten 
durch mögliche Auskreuzungen gefährdet, wenn Pollen von Gen-Weizen auf 
schützenswerte Arten treffen.

Der Verein, den Bauern-, Züchter-, Umwelt- und Ärzteinitiativen unterstützen, 
hat jetzt gegen das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit 
(BVL) als Genehmigungsbehörde geklagt. Das BVL habe das von den Genpflanzen 
ausgehende Risiko für die Bewahrung der Eigenschaften der alten Getreidesorten 
nicht ausreichend berücksichtigt. Es fehle ein zuverlässiger Schutz für alte 
Sorten.

Da selbst das BVL ein Risiko in dem auf zwei Jahre angelegten Gen-Weizen-Versuch 
nicht ausschließt, hatte das Amt Vorbehalte gegen den Freisetzungsversuch am 
Standort der Samenbank geäußert. Doch das Institut hielt am Gen-Weizen-Projekt 
fest. Daraufhin reagierte das BVL mit einer ungewöhnlichen Forderung: Nicht der 
Gen-Weizen, der seit dem Herbst auf gerade 0,12 Hektar wächst, müsse umsiedeln, 
sondern die Vermehrungsflächen der Samenbank, die 25 Hektar umfassen, sollten 
umquartiert werden.

Das Amt verlangt von dem je zur Hälfte vom Land Sachsen-Anhalt und vom Bund 
finanzierten IPK, "Überlegungen" zu unterbreiten, "welche Maßnahmen Sie 
ergreifen wollen, um die Vermehrung" der alten Sorten an einen neuen Standort zu 
verlagern. Wie das IPK auf diese Forderung reagiert, bleibt offen. Es lehnte am 
Mittwoch eine Stellungnahme ab.

Geht es auf die Forderung des Bundesamtes ein, mutiert das 90 Hektar große 
Institutsgelände endgültig zum Dorado der Gentech-Industrie und zum Zentrum der 
Biotechnologie-Offensive des Landes Sachsen-Anhalt. Die soll das Land zu einem 
"führenden Life Science-Standort" ausbauen. Inzwischen siedelten sich auf dem 
Gelände vier Biotech-Firmen an, darunter die BASF-Tochter Sungene und das 
Unternehmen Novoplant, dessen Versuche mit Gen-Erbsen in die Kritik gerieten.

Vern und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) verlangen von 
Landwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU), das "verantwortungslose Treiben" 
des Bundesamtes und den Freisetzungsversuch zu stoppen. Damit würde er sich um 
die Bewahrung des Kulturerbes in Gatersleben verdient machen.

Frankfurter Rundschau vom 8.3.2007

http://www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=8b061879e8c85881aabf
9f26f49f918d&em_cnt=1090031




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