[Gen-Info] Gen-Rasen nicht rueckholbar

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Aug 18 23:37:51 CEST 2006


12.08.2006

Ausbruch aus dem Golfplatz

Genveränderter Rasen breitet sich in den USA aus

Ein gentechnisch verändertes Gras bahnt sich momentan im US-Bundesstaat Oregon 
den Weg in die Freiheit. Das Gentech-Gras hat sich schon bis in eine Entfernung 
von 3,8 Kilometer weit von seinem Ursprungsort ausgebreitet. Das von der Firma 
Scotts Company für Golfplätze entwickelte Gras trägt ein bakterielles Gen, das 
ihm Widerstandskraft gegenüber dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup verleiht.

Die für die Untersuchung beauftragten Wissenschaftler um Jay Reichman vom 
Environmental Protection Agency Lab in Corvallis fanden neun der "Ausbrecher" 
unter 20.400 getesteten Gräsern in einem Radius von bis zu 3,8 Kilometern um den 
Ort, an dem das Gras gezüchtet wurde. Die Forscher konnten nachweisen, dass das 
Gras durch die Übertragung von Pollen Kreuzungen mit Wildpflanzen gebildet hat 
und sich auch über Saatgut ausgebreitet.

  Das Problem bei der genveränderten Grassart ist, dass es sich um eine 
mehrjährige Pflanze handelt. Das bedeutet, sie wächst jedes Jahr wieder nach, im 
Gegensatz zu den meisten anderen gentechnisch veränderten Pflanzen wie Mais und 
Sojabohne, die nur ein Jahr überleben. Hinzu kommt, dass das Gras im Gegensatz 
zu den meisten anderen Gentech-Pflanzen viele nahe Verwandte in der Umwelt hat, 
so dass sie die genetische Veränderung an Wildkräuter übertragen kann.

  Das Ziel bei der Entwicklung des gegen "Roundup" resistenten Grases war es, 
Golfrasen frei von Unkräutern zu halten. Nur die Pflanzen mit der gentechnisch 
erzeugten Resistenz überleben, wenn der Rasen mit dem Mittel besprüht wird. 
Jedes andere Kraut verdorrt. Daher gehe von den nun entkommenen Pflanzen aber 
auch keine akute Gefahr für die Umwelt aus, sagen die Wissenschaftler. Denn die 
Resistenz verleiht den Pflanzen nur dort einen Vorteil, wo das 
Pflanzenschutzmittel "Roundup" eingesetzt wird. Im schlimmsten Fall kann sich 
die "Roundup"-Resistenz auch auf Unkräuter übertragen und ein neues 
Unkrautvernichtungsmittel muss entwickelt werden.

  Die Ausbreitung des genetisch veränderten Grases werten die Forscher dennoch 
als ein Beispiel für die schwere Kontrollierbarkeit grüner Gentechnik. Weitere 
Fälle dieser Art seien zu befürchten, so Reichmann - auch bei gentechnischen 
veränderten Pflanzen, die ein höheres Gefährdungspotenzial aufweisen als der 
gegen "Roundup" resistente Rasen.

New Scientist, 12. August, S. 9

  ddp/wissenschaft.de - Martin Vieweg

http://www.wissenschaft.de/wissen/news/268518.html




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