[Gen-Info] Rumänien: Aus für Gen-Soja

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Fr Aug 18 23:37:49 CEST 2006


Hallo Leute!

Hier und in den zwei folgenden e-mails einige interessante Artikel
der letzten 10 Tage.

Ciao
   Klaus Schramm
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09.08.2006 · 11:35 Uhr

Aus für Gen-Soja

Rumänien bereitet sich auf den EU-Beitritt vor
Von Ralph Ahrens

Noch immer wird das Für und Wider der Grünen Gentechnik in Deutschland 
kontrovers diskutiert. In Rumänien ist das anders. Es gilt als Eldorado für 
Gen-Pflanzen, ist zu einer Art Freilandversuchslabor geworden für amerikanische 
Agrarkonzerne, vor allem für den Anbau von Soja. Mit den paradiesischen 
Zuständen für die Agrarindustrie wird wohl bald Schluss sein. Denn Rumänien will 
in die EU und der gewerbliche Anbau von Gen-Soja ist hier verboten. 

Rumänien versucht, der Politik der Europäischen Union zu entsprechen. Und da die 
EU den Anbau von gentechnisch verändertem Soja nicht erlaubt, entschied die 
Regierung im Januar, den Anbau ab nächstem Jahr zu verbieten, dann wenn wir, wie 
wir annehmen, der EU beitreten.

erklärt Adrian Tibu, Sprecher des rumänischen Landwirtschaftsministerium. Seit 
1999 werden in Rumänien gentechnisch veränderte Sojabohnen geerntet, in 
Lebensmitteln verarbeitet sowie als Futtermittel eingesetzt, und in die EU 
ausgeführt. Inzwischen wachsen auf 70 bis 90 Prozent aller Sojafelder 
gentechnisch veränderte Bohnen - doch ein Großteil dieses Anbaus verstößt gegen 
geltendes rumänisches Recht. Denn das verlangt, dass die Landwirte die Behörden 
darüber informieren, wo sie gentechnisch verändertes Saatgut einsetzen. Und das 
haben viele nicht getan, erklärt Gabriel Paun von Greenpeace Rumänien.

In den letzten Jahren hat sich ein Schwarzmarkt für gentechnisch veränderte 
Sojabohnen entwickelt. Landwirte halten Teile ihrer Ernte zurück, um keine 
Lizenzgebühren an die Firmen zahlen zu müssen. Und sie nutzen diese Bohnen als 
Saatgut für sich selber oder verkaufen es an andere Landwirte.

Doch ab 2007 ist der Anbau dieser Pflanzen in Rumänien illegal und die Bauern 
müssen sich darauf einstellen. Einige von ihnen wie Nicolae Curduman, der einen 
Bauernhof südlich von Bukarest bewirtschaftet, waren frühzeitig informiert und 
haben bereits reagiert:

Wir haben uns auf das Verbot eingestellt. So wachsen in diesem Jahr auf 600 von 
1.400 Hektar bereits konventionelle Sojabohnen - und zwar um Saatgut 
herzustellen - für uns und für andere Landwirte. Ja, dies ist das letzte Jahr, 
in dem wir gentechnisch veränderte Sojabohnen anbauen.

Und diese Umstellung kann sich lohnen: Garantiert 'gentechnik-freies' Soja ist 
Mangelware. Im Hafen von Rotterdam wird dafür etwa fünf Prozent mehr bezahlt als 
für das übliche Soja. Doch die rumänische Sojawirtschaft ist noch nicht reif für 
den Export von Sojaprodukten in Länder wie Deutschland, meint Gabriel Paun von 
Greenpeace. Er steht in einem Supermarkt in Bukarest und hat Schokolade, 
Margarine und Babynahrung eingekauft.

Alle diese Produkte enthalten gentechnisch verändertes Soja. Auf keiner 
Verpackung wird aber darüber informiert, das widerspricht unseren Gesetzen. 
Enthält ein Lebensmittel mehr als ein Prozent Gen-Soja, muss gekennzeichnet 
werden. Aber niemand kontrolliert! Wie auch? Denn es fehlen Labore, die nach 
EU-Standards die notwendigen Tests durchführen können. Die Chance also, den 
Vertrieb gentechnisch veränderter Lebensmittel vom Acker bis zum Supermarkt 
verfolgen zu können, ist hier gleich null.

Das weiß die rumänische Regierung, erklärt Adrian Tibu vom 
Landwirtschaftsministerium. 

Wir müssen zugeben, dass wir das zurzeit nicht können. Wir haben verstanden, 
dass wir zum EU-Beitritt in der Lage sein müssen zu kontrollieren, ob 
Lebensmittel gentechnisch veränderte Produkte enthalten. Das betrifft aber nicht 
nur die hier hergestellten Produkte, sondern auch die Einfuhr von Lebensmitteln, 
die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten.

Doch Rumänien reagiert: Um für den EU-Beitritt 2007 gerüstet zu sein, will die 
Regierung noch in diesem Jahr sieben nach EU-Standards zertifizierte 
Laboratorien einrichten. Das ist ehrgeizig. Und Greenpeace will kontrollieren, 
ob der rumänische Staat auch wirklich das Anbauverbot von gentechnisch 
verändertem Soja durchsetzt und ob der Staat auch den Einsatz solcher Pflanzen 
in Lebensmitteln künftig überwacht.

(c) 2006 Deutschlandradio

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