[Gen-Info] Fw: [taz] Seehofer verschiebt Verschaerfung des Gentechnik-Gesetzes

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Di Jul 18 21:03:14 CEST 2006


Hallo Leute!

Da das folgende (unten einkopierte) e-mail im header zugleich eine Reihe 
weiterer Adressen enthielt, veröffentliche ich es auf diese Weise.
Der darin weitergeleitete 'taz'-Artikel ist mal wieder typisch dafür,
wie subtil in der 'taz' die "rot-grüne" Gentech-Politik der Jahre 1998
bis 2005 positiv dargestellt wird. Es ist zumindest keine Tatsachen-
beschreibung, sondern eine Wertung, wenn das von Ministerin Künast
vorgelegte Gentechnik-Gesetz einmal indirekt als scharf, einmal
als restriktiv bezeichnet wird. Zu bestreiten ist wohl kaum, daß es
auf die Einführung der sogenannten Koexistenz abzielte...

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


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<info at umweltbund.de> schrieb am 18.07.06:


Gefunden in der TAZ

Gruß Fridolin

http://www.taz.de/pt/2006/07/08/a0092.1/text

Pollenflug irritiert sogar Seehofer

Landwirtschaftsminister Seehofer hat das Gentechnik-Gesetz bisher nicht 
verschärft. Dabei sollte es eigentlich spätestens gestern fertig sein - zur 
Sommerpause des Parlaments. Doch die bäuerliche CSU-Basis hält nicht viel 
von Genmais

Der Druck auf Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) kommt aus der Heimat: 
Sein Wahlkreis Ingolstadt-Eichstätt erklärt sich zur gentechnikfreien 
Region. Sein Wählerreservoir, der Bayerische Bauernverband, verdammt die 
Designer-Gewächse per Entschließung. Und CSU-Generalsekretär Markus Söder 
fordert ein "Moratorium für den kommerziellen Genmais-Anbau". Nun zögert 
Seehofer.

Dabei wollte Seehofer den Genmais eigentlich hoffähig machen. So schnell wie 
möglich wollte er das restriktive Gentechnikgesetz der ehemaligen rot-grünen 
Bundesregierung neu fassen. Seine Vorlage wurde spätestens für gestern 
erwartet - am letzten Tag vor der parlamentarischen Sommerpause. Doch 
Seehofer hat seine Gentech-Novelle auf Herbst verschoben.

Grund für die Verzögerung: Genpollen können sich vom Acker machen. Bislang 
ist unklar, wer für die möglichen Schäden aufkommt. Die Saatgutindustrie 
weigert sich, in einen Haftungsfonds einzuzahlen. Seehofer klagt enttäuscht: 
"Die Wirtschaft beteiligt sich nicht." Zudem hat der Minister seine 
Einstellung geändert. Bei einer Gesprächsreihe mit Bauern, Forschern und 
Umweltschützern zweifelte er am "Sinn von Genmais". Seehofer sieht 
neuerdings Risiken - offenbar auch für sich selbst.

High-Tech-Gewächse sind unpopulär: Rund 80 Prozent der Deutschen verschmähen 
sie. Auch Wissenschaftler sind skeptisch. Allerdings haben sie bisher weder 
für den Menschen noch die Umwelt Gefahren bewiesen. So hoffen 
Gentechnikfirmen, wie der US-Konzern Monsanto, die Abneigung noch zu kippen. 
Sie finden prominente Unterstützer - zum Beispiel Udo Pollmer. Der 
Lebensmittelexperte, in vielen Talkshows gefragt, hält die Ängste der 
Genkritiker für irrational. "Die Gentechnik ist nur eine besonders präzise 
Züchtung." Bisher würde das Erbgut radioaktiv bestrahlt, um Mutationen 
hervorzurufen. Die Eigenschaften der Pflanzen würden so lange verändert, bis 
zufällig eine gute Sorte herauskommt.

Beatrix Tappeser, Genexpertin beim Bundesamt für Naturschutz, weist diese 
Argumentation zurück - "sie ist alt und falsch". Züchter arbeiteten, so die 
Wissenschaftlerin, schon lange nicht mehr mit Radioaktivität. Mittlerweile 
sei das Erbgut sehr gut entschlüsselt. Die Biologen müssten nur eine 
pilzresistente Pflanze herauspicken - und gezielt mit einer ertragreichen 
Art kreuzen.

Doch Udo Pollmer hat ein weiteres Argument pro Gentechnik parat: Genmais 
produziere ein Insektengift, "das auch Biobauern versprühen". Tappeser 
kontert: "Nur der Ursprung ist derselbe" - immer liefert der Bacillus 
thuringiensis das Gift. Aber: Das Bakterium sei nur in der Genpflanze aktiv, 
in der Biopflanze nicht. Grund: Die Gentechniker bauen das Erbgut des 
Bacillus in einen Mais ein. Das Gift, das so entsteht, wirkt, sobald die 
Pflanze gegessen oder gefressen wird. Die Biobauern hingegen spritzen den 
Bacillus in getrockneter Form. Erst im Darm der gefräßigen Raupe wird er 
aktiv - vorher nicht. Also auch im Menschen? "Nein, die Chemie passt nicht", 
meint Tappeser, "der Magen ist zu sauer."

Biomais hat mit Gentechnik nichts zu tun. Allein die Bauern können sich kaum 
vor der Gentechnik schützen. Das zeigen neue Studien aus Seehofers Heimat: 
Bei den Feldversuchen in Bayern flogen die Genpollen weiter als gedacht. 20 
Meter breite Sicherheitszonen zu den nächsten Feldern halfen nicht. Das 
manipulierte Erbgut fand sich in der Umgebung wieder.

Minister Seehofer vertritt nun diese Devise: Forschen, nicht anbauen. Das 
gibt Streit: Die CDU, aber auch Teile der SPD, wollen Genäcker.

taz vom 8.7.2006, (TAZ-Bericht), HANNA GERSMANN
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