[Gen-Info] Pollenflug
Klaus Schramm
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Mo Jul 3 23:59:32 CEST 2006
Bayerischer Erprobungsanbau
Zweifel an der friedlichen Koexistenz von genmanipulierten und anderen Pflanzen
29. Jun. 2006
Nach Darstellung des Umweltinstituts München http://www.umweltinstitut.org/
"kontaminiert" genmanipulierter Mais gentechnikfreie Pflanzen "weitaus stärker
und über wesentlich größere Distanzen als bislang propagiert". Das gehe aus dem
letztjährigen so genannten Erprobungsanbau mit genmanipuliertem Bt-Mais in
Bayern hervor. Demnach käme es bei einer Entfernung von 20 Metern zu einer
Kontamination von gentechnikfreien Pflanzen durch genmanipulierte von bis zu
neun Prozent. Die "Kennzeichnungsschwelle" für Kontaminationen von 0,9 Prozent
werde teilweise sogar erst bei 75 Metern Entfernung unterschritten. Der
bayerische Landwirtschaftminister Miller habe diese Ergebnisse am gestrigen
Mittwoch in Freising bekannt gegeben. Während die CSU jetzt nach Auffassung der
Wissenschaftler "langsam zurückrudert", fordern sie "das endgültige Aus für
transgene Pflanzen".
Der Bericht über den Erprobungsanbau sollte offenbar bereits im Frühjahr
veröffentlicht werden, war aber nach Darstellung des Umweltinstituts "auf Grund
der brisanten Ergebnisse monatelang zurückgehalten worden". Die bayerische
Staatsregierung müsse nun einräumen, dass Kontamination über Pollenflug in einem
viel weiteren Radius stattfände "als Gentechnik-Befürworter in Industrie und
Politik bislang zugeben wollten".
Ursprünglich sei von den an den Untersuchungen beteiligten Wissenschaftlern nach
ersten Ergebnissen im Anbaujahr 2004 behauptet worden, dass die
Kennzeichnungsschwelle von 0,9 Prozent Verunreinigung bereits ab einem Abstand
von 20 Metern unterschritten werde. "Diese Ergebnisse sind durch die neuen
Zahlen widerlegt", so das Umweltinstitut München. "Die bisher propagierten
Mindestabstände zur Einhaltung des Schwellenwertes reichen bei weitem nicht
aus", meinen die Wissenschaftler des umweltorientierten Instituts.
Selbst Minister Miller setze sich nun für einen Mindestabstand von 150 Metern zu
gentechnikfreien Kulturen ein. Die derzeitigen Gentechnik-Pflanzen böten laut
Miller auch keine ökonomischen oder pflanzenbaulichen Vorteile für die
bayerischen Bauern. Zusammenfassend rate die Staatsregierung derzeit allen
Landwirten vom Anbau von Gen-Mais ab.
"Zu der Erkenntnis, dass Pollen weiter fliegen als gedacht, hätte man auch
kommen können, ohne die Umwelt mit transgenem Material zu verschmutzen",
kritisiert Andreas Bauer vom Umweltinstitut München. "Aber wenigstens gibt es
jetzt einen Beweis dafür, dass die angestrebte Koexistenz insbesondere für
unsere bäuerliche Landwirtschaft nicht möglich ist." Es gehe nicht darum, ob der
Sicherheitsabstand 20, 200 oder 2000 Meter betrage, so Bauer. "Die CSU muss
ihren Eiertanz jetzt beenden und für alle Zeiten aus der Genmanipulation
aussteigen."
Ergebnisse des "Erprobungsanbaus" hätten außerdem auch gezeigt, "dass Honig und
Pollen in weit höherem Maß Maispollen enthalten als bisher vermutet". In 35 von
36 Proben hätten Maispollen nachgewiesen werden können. Zwei Pollenproben hätten
sogar die Kennzeichnungsschwelle überschritten und seien zu 5 Prozent mit
genverändertem Material belastet gewesen.
Welche Auswirkungen Bt-Mais auf Bienen habe, sei - entgegen der Aussagen des
Ministers - "weitgehend unklar", so Bauer. Bisherige Untersuchungen wiesen auf
gesundheitliche Risiken für Bienenvölker hin. Er verweist auf eine Einschätzung
des Berufsimkers Walter Haefeker vom Vorstand des Deutschen Berufs- und
Erwerbsimkerbundes: "Die wenigen Studien über die Gefährlichkeit von
Gen-Pflanzen für Bienen zeigen, dass die Tiere geschädigt werden und die Zukunft
der Imkerei somit bedroht ist. Die Aussagen der bayerischen Staatsregierung,
eine Schädigung von Bienen sei wissenschaftlich widerlegt, sind eine Farce."
Sein Vorwurf ist weitreichend: "Politik und Industrie haben die Ergebnisse
einfach uminterpretiert."
Der so genannte "Erprobungsanbau" war im vergangenen Jahr auf den bayerischen
Staatsgütern Baumannshof, Neuhof, Grub und Schwarzenau durchgeführt worden.
Bt-Mais enthält ein Giftgen aus dem Bodenbakterium Bacillus thuringiensis.
Dieses Gift soll die Maispflanze vor dem Maiszünsler schützen, einem
Schadinsekt, das in industriellen Maismonokulturen auftritt.
http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=13901
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