[Gen-Info] Gentechnik verteuert gemeinsame Landmaschinen-Nutzung

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Sa Jul 1 00:04:39 CEST 2006


Hallo Leute!

Die Mitinitiatorin der Unterschriften Kampage 'Pro Gen-Moratorium'
(www.gen-moratorium.de), Ute Daniels, wies bereits in einem Artikel
am 18.06.2003 darauf hin, daß die sogenannte Koexistenz zu 
unüberwindlichen Problemen bei der Nutzung von Erntemaschinen führt:
"Wie BBC-online vermeldet, ist inzwischen nachgewiesen, daß
sich Gen-Pflanzen auch durch Anhaftungen von Samen an
landwirtschaftlichen Maschinen über weite Strecken verbreiten können. 
Laut einer französischen Studie ist diese unkontrollierte Verbreitung 
sogar gravierender als die durch Pollenflug, dessen Auswirkung in einer 
deutschen Risiko-Studie (siehe Artikel v. 13.05.2003) untersucht wurde. 
Sowohl mit dieser als auch der neueren Studie von WissenschaftlerInnen
der Universität Lille, die eine Ausbreitung genmanipulierter Pflanzen 
über mehr als 1,5 Kilometern vom ursprünglichen Feld entfernt nachweisen 
konnte, wird die bislang von der Politik vertretene Philosophie der 
Sicherheitsabstände vollends obsolet."

Nun ist - Dank einer neuen Studie der AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche
Landwirtschaft - diese Erkenntnis glücklicher Weise auch bis zur
'Frankfurter Rundschau' durchgedrungen. Siehe den unten einkopierten
Artikel.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net
                                 

Frankfurter Rundschau, 28.06.06

Gentechnik verteuert gemeinsame Landmaschinen-Nutzung

Die gemeinsame Nutzung von Landmaschinen ist unter Bauern weit verbreitet. Die 
Gentechnik auf dem Acker aber setzt den kostengünstigen Gemeinschaften Grenzen: 
Die ständig nötige Reinigung der Mähdrescher ist unpraktikabel und geht ins 
Geld.

Frankfurt - In einer Studie kommt die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche 
Landwirtschaft (AbL) zu dem Ergebnis, dass bei jeder Ernte von konventionellem 
Mais zusätzliche Kosten von mindestens 200 Euro bis maximal fast 2000 Euro 
entstehen, wenn der Mähdrescher zunächst auf einem Gen-Acker eingesetzt war. 
Nur mit einer aufwendigen Säuberung könne eine Verschleppung von gentechnisch 
veränderten Organismen (GVO) vermieden und eine nachfolgende Ernte unter den 
Schwellenwert von 0,9 Prozent Gen-Partikel gedrückt werden. Dabei verweist die 
Autorin der Studie, Mute Schimpf, auf die Vorgaben der Lebensmittelverarbeiter 
und Mühlen, die nur eine Verunreinigung von maximal 0,1 bis 0,3 Prozent 
dulden.

War der Mähdrescher zunächst auf einem Gen-Acker und fährt anschließend auf 
ein konventionell bewirtschaftetes Feld, dann sei eine gründliche Reinigung 
von rund zwei Stunden Dauer erforderlich, rechnet die Autorin vor. Selbst bei 
einer Schnellreinigung stiegen die Erntekosten um 150 Prozent. Bei einer 
eigentlich erforderlichen Grundsäuberung stiegen die Dreschkosten auf das 
Zwölffache - und auch dann blieben noch jede Menge Körner im Fahrzeug 
zurück. Je nach Größe der gentechnischen Felder müsste der Ertrag eines 
drei Hektar großen Feldes um 65 Prozent steigen, um die Zusatzkosten der 
Reinigung einzufahren.

US-Forscher gingen sogar davon aus, dass erst nach einer fünfstündigen 
Reinigung der Maschine sowie einer zweiten vollständigen Füllung des 
Korntanks als "Spülung" Verunreinigungen von deutlich unter einem Prozent 
erreicht werden könnten. Europäische Forscher, berichtet die AbL, gingen 
davon aus, dass ein Mähdrescher nach einer Gen-Mais-Ernte acht Hektar 
konventionellen Mais geerntet haben müsste, damit die zweite Ernte einen 
GVO-Anteil von 0,4 Prozent erreicht.

Dabei bleibt auf Grund der unklaren Bestimmungen des geltenden 
Gentechnik-Rechts offen, wer diese zusätzlichen Kosten zu bezahlen 
hat. Die Lohnunternehmer, so Franz-Josef Dohle, der im Sauerland mit 
fünf Mähdreschern für Berufskollegen auf die Felder fährt, müssten 
diese Kosten auf die Landwirte abwälzen. Nur auf wen? Den Gen-Bauern 
oder den konventionellen Landwirten? Das Gentechnik-Gesetz, bedauert 
die Studien-Autorin Schimpf, verlange zwar, dass herkömmlich arbeitenden 
Bauern keine Mehrkosten entstehen sollten. Das Gesetz aber sei in diesem 
Punkt "sehr schwammig formuliert". Dohle hält zwischen zwei Ernten 
geschobene Reinigungen überdies für praxisfremd.

Regierung soll Vorgaben machen

In Deutschland werden nach Schätzung der AbL rund 80 bis 90 Prozent der 
Felder von gemeinsam genutzten Mähdreschern geerntet. Zum Teil stammten 
diese Ernter von gemeinschaftlich organisierten Maschinenringen oder 
würden von Lohnunternehmern gesteuert, manchmal aber auch ist es 
nachbarschaftliche Hilfe.

AbL-Geschäftsführer Georg Janßen verlangt von der Bundesregierung, sich 
bei der Regelung der Koexistenz der verschiedenen Anbauarten nicht allein 
auf die nötigen Abstände der Felder zu stützen. Zum Schutz einer 
unbelasteten Lebensmittelerzeugung fehlten "detaillierte Vorgaben für die 
Reinigung überbetrieblich genutzter Maschinen".
Stephan Börnecke

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/wirtschaft/aktuell/?em_cnt=915726




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