[Gen-Info] Imker gegen Gen-tech

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mo Feb 27 21:17:33 CET 2006


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Portrait

Der Schutzpatron der Honigtöpfe

Ein CSU-Mann unter Polizeibeobachtung. Gibt's nicht? Gibt's doch: Bei Manfred 
Hederer aus Utting am Ammersee - einst Polizist, heute Berufsimker - schaut 
schon mal die Polizei vorbei, um seine Staatstreue zu prüfen. Denn Hederer 
verhält sich auffällig, trotz Schnauzer, Krawatte und CSU-Parteibuch: Vehement 
kämpft er für die 700.000 deutschen Bienenvölker, deren Halter und die Reinheit 
des Honigs. Und das bedeutet: auch mal gegen Staat und "Agrarlobby".

Vor allem Genmais steht in der Kritik seines Verbands, des Deutschen Berufs- und 
Erwerbsimkerbundes DBIB - und so kam es, dass er und der DBIB vorigen Sommer auf 
einer Website zitiert wurden, die zur Zerstörung eines Genmais-Felds in 
Brandenburg aufrief. Das wiederum notierten staatliche Überwachungsstellen und 
schickten Hederer zwei Kripo-Beamte ins Haus. Ob der Imker und seine zumeist 
ebenfalls gentechnikfeindlichen Kollegen schon länger beobachtet wurden, ist 
nicht bekannt.

Nach dem halbstündigen Sondierungsgespräch vermeldete das Polizeipräsidium 
Oberbayern: "Es ist kein Anfangsverdacht für eine strafbare Handlung gegeben." 
Hederer sei nicht erkennbar aktiv an Straftaten beteiligt. "Weitere Kontakte 
durch die Polizei oder eine Befragung durch den Verfassungsschutz fanden nicht 
statt." Bisher. Denn Hederer will weiter gegen genverändertes Saatgut kämpfen, 
das seine Bienen in den Honig tragen: "Wir machen auf allen Linien weiter!", 
sagte er der taz. Gewalt sei zwar nicht das seine, und das habe er auch den 
Feldzerstörern gesagt, "aber ein bisserl Rabatz find ich schon richtig, die 
Staatsstruktur macht schließlich auch Druck".

Inzwischen ist Hederer nicht nur Chef des DBIB, der rund 550 der etwa 3.500 
Berufsimker vertritt, sondern auch im Präsidium des Hobbyimkerverbands, der 
einen Großteil der 100.000 Imker vertritt. "Das ist eine wahlentscheidende 
Lobby." Und die will er für das Thema Gentechnik sensibilisieren. "Ich lass mich 
doch nicht einschüchtern von zwei Beamten, des waren sowieso Superkerle. Und die 
Oberen können mich nicht ängstigen."

Mehr bedrücken ihn die Verquickungen von Saatgutherstellern und Politik - auch 
in Bayern, auch in seiner Partei. "Ich führe intensive Gespräche mit den Grünen, 
das Einzige, wo ich nicht weiterkomme, sind meine Amigofreunde." Aber das wird 
sich auch ändern: Der 58-Jährige ist frisch gewählt als Vorstand der AG Umwelt 
im CSU-Kreisverband Landsberg am Lech. "Jetzt wird sich unser Kreisvorsitzender, 
der Wissenschaftsminister Thomas Goppel, mit mir und dem Thema auseinander 
setzen müssen", sagt der Mann der Bienen. Und lacht kampflustig. MAX HÄGLER

taz vom 16.2.2006, S. 2
http://www.taz.de/pt/2006/02/16/a0100.1/text




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