[Gen-Info] "Superunkraut" durch Gen-Raps
Klaus Schramm
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Mo Aug 29 21:24:46 CEST 2005
24.08.2005
"Superunkraut" durch Gen-Raps
Forscher warnen: Anbau manipulierter Sorten kann katastrophale Folgen für die
Landwirtschaft nach sich ziehen
Wenn in Deutschland in größerem Umfang genmanipulierter Raps angebaut würde,
könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern ein schwer zu bekämpfendes
Problemunkraut entstehen und der herkömmliche Rapsanbau gefährdet werden.
Bremen · Noch ist gentechnisch veränderter Raps in Deutschland nicht allgemein
zugelassen, sondern wird erst in Freilandversuchen erprobt. Falls die
manipulierten Sorten in größerem Stil eingesetzt werden, droht nach Ansicht des
nationalen Forschungsverbundes GenEERA eine schleichende Ausbreitung auf
herkömmliche Felder. Auf diese Gefahr haben die Wissenschaftler jetzt in der
Bremer Universitätszeitschrift impulse hingewiesen.
Im Forschungsverbund GenEERA (Generische Erfassung und Extrapolation der
Rapsausbreitung) kooperieren Biologen, Umweltforscher, Agrarwissenschaftler und
Geologen aus fünf deutschen Hochschulen und dem Öko-Institut Freiburg. Im
Auftrag des Bundesforschungsministeriums entwickelten sie ein Computermodell zur
möglichen Ausbreitung von Gen-Raps in Norddeutschland, einem Hauptanbaugebiet
der gelb blühenden Ölpflanzen. Demnach würde ein weit verbreiteter
Gen-Raps-Anbau dazu führen, dass nach zehn Jahren nur noch ein Drittel der
konventionellen Rapsfelder in den betroffenen Regionen frei von Gen-Raps wäre.
Wie der Bremer Biologe Richard Verhoeven auf Nachfrage der FR erläuterte,
spielen dabei zwei Mechanismen eine Rolle: Zum einen bleiben bei jeder Ernte
versehentlich etwa zehn Prozent der langlebigen Samen auf dem Feld liegen. In
den nächsten Jahren könnten daraus wieder Gen-Rapspflanzen wachsen, auch wenn
auf dem Feld inzwischen konventioneller Raps angebaut werde. Bei den künftigen
Ernten würden beide Sorten miteinander vermengt. "Das kommt dann alles in einen
Topf", sagt Verhoeven.
Zum anderen könnte der konventionelle Raps unkontrolliert mit Gen-Raps gekreuzt
werden: Dessen Blütenpollen können herkömmliche Pflanzen noch in mehreren
Kilometern Entfernung befruchten und dadurch die manipulierte Erbinformation auf
sie übertragen.
Ein solcher Gen-Transfer droht auch auf anderer Ebene: Nach Ansicht der Forscher
könnten sich die neuen Rapssorten auch mit verwandten Wildkräutern kreuzen. Dann
entstünde ein Problemunkraut, das sich nicht mehr mit Herbiziden bekämpfen
ließe, da es genauso wie der Gen-Raps unempfindlich gegen herkömmliche
Unkrautvernichtungsmittel wäre. Denn das ist die zentrale Eigenschaft der
manipulierten Sorten: Sie sind gegen bestimmte Pflanzenschutzmittel
(Total-Herbizide) resistent. Daher könnten die Bauern ihr Unkraut rundum mit der
chemischen Keule bekämpfen, ohne dabei auch den Gen-Raps anzugreifen. Wenn nun
allerdings auch Unkraut resistent würde, wäre die Vernichtung wesentlich
aufwändiger.
Dass diese Befürchtung nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt ein neuer Befund
aus Großbritannien, über den jetzt die Tageszeitung Guardian berichtete. Demnach
übertrug sich bei einem Feldversuch mit Gen-Raps dessen Herbizid-Resistenz auf
entfernt verwandte Wildpflanzen. Weil die se nun nicht mehr mit
Unkrautvernichtungsmitteln zu bekämpfen sind, bezeichnet der Guardian die
Pflanzen als "Superunkraut".
Eckhard Stengel
http://www.frankfurterrundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_we
lt/?sid=cbf84eb4943d526c5e8ac7155a058da9&cnt=715753
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