[Gen-Info] Koexistenz: Neue EU-Regelung unzureichend

DNR Redaktionsbüro info-berlin at dnr.de
Mo Feb 23 14:28:59 CET 2004


Koexistenz: Neue EU-Regelung unzureichend
Grüne EU-Abgeordnete gegen Kommissionsvorschlag

Die Mitglieder der Grünen/EFA im EU-Par­lament haben sich Ende Januar gegen
den Vorschlag der EU-Kommission ausgesprochen, der Zulassung von Gen-Mais
die Tore zu öffnen. Zur Begründung sagten die Abgeordneten, die Kommission
lasse außer Acht, dass die Regelungslage auch nach der neuen EU-Gesetzgebung
nicht auf dem Stand der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse sei. Vor der
Einführung müssten erst grundlegend neue Regeln für die Koexistenz entworfen
werden, die diese auch faktisch ermöglichten. Das Haftungsregime für Schäden
aus dem Anbau von Gentech-Pflanzen müsse auf europäischer Ebene klar
geregelt sein.

EU-Ökolandbau-Strategie von Koexistenz-Debatte überschattet

Die EU bereitet im Moment eine "Strategie" vor, wie der Ökologische Landbau
in der EU besser gefördert werden könnte. Auf einer diesbezüglichen Anhörung
der EU-Kommission trat die Frage der Koexistenz von Gentechnik-Anbausorten
mit dem ökologischen Anbau ebenfalls in den Vordergrund.

Umweltverbände wie Friends of the Earth International haben die
EU-General­direk­tion Landwirtschaft scharf für ihre
Biotechnologie-freundliche Politik kritisiert. Wissenschaftliche Ergebnisse
hätten gezeigt, dass eine Koexistenz im Grunde unmöglich sei. Wenn der
Gentech-Anbau auf dem heutigen Stand der fachlichen Praxis eingeführt werde,
sei mit der Kontamination sowohl des ökologischen als auch des
konventionellen Anbaus zu rechnen.

Friends of the Earth fordern für die EU-Ökolandbau-Strategie darüber hinaus:

-  Klare Richtlinien für die Koordination nationaler Strategien;
-  Eine Informationskampagne, die den europäischen Bürgern die Vorteile
   ökologisch erzeugter Nahrungsmittel und des biologischen Landbaus auf die
   Umwelt und die Gesundheit näherbringt;
-  Das volle Ausschöpfen der Möglichkeiten der GAP-Reform.

Meacher: "Schlechter Kuhhandel" von Bio- gegen Gen-Landwirtschaft

Die deutschen Umweltverbände stehen nach Ansicht von Gentechnik-kritischen
Initiativen jetzt vor der Entscheidung, ob sie weiter für ein vom Ansatz her
verfehltes Koexistenz-Konzept oder für den Erhalt des Gen-Moratoriums
kämpfen wollen. Der Mitte letzten Jahres wegen seiner Gentech-kritischen
Haltung vom britischen Premier Tony Blair entlassene Umweltminister Michael
Meacher bezieht in dieser strategisch entscheidenden Frage klar Position: Es
gehe um die Entscheidung, ob eine prosperierende Bio-Landwirt­schaft für
eine risikobehaftete Gentech-Landwirtschaft geopfert werden soll.

EU-Agrarkommissar Fischler kündigte die Veröffentlichung des Vorschlags für
die EU-Ökolandbau-Strategie der EU für Mitte April an. (du)


Friends of the Earth Europe (FoEE), Adrian Bebb,
Rue Blanche 15, B-1050 Bruxelles
Tel. 01609 / 490 1163
info at foeeurope.org
www.foeeurope.org

Informationen über die Anhörung zur Europäischen Ökolandbaustrategie:
www.europa.eu.int/comm/agriculture/events/organic/index_en.htm

Papier des belgischen Rats für Bio­sicherheit:
www.biosafety-council.be/docs/BAC_2004_SC_084.pdf

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