[FoME] Ergebnisse: Wem nutzt die Diskussion? Wenn Community-Building zum Geschäftsmodell wird // Veranstaltung in Berlin
Nina Molter
nina.molter at dw.com
Fr Jun 28 15:24:13 CEST 2019
Liebe FoME-Liste,
in der vergangenen Woche fand eine Veranstaltung von DW Akademie und taz
Panter Stiftung zum Thema Community-Building in Berlin statt. Hier haben
wir die wichtigsten Punkte für Sie zusammengefasst:
Wem nutzt die Diskussion? Wenn Community-Building zum Geschäftsmodell wird
Können Medienhäuser Community-basierte Finanzierungsmodelle nutzen und
gleichzeitig journalistische Unabhängigkeit wahren? Um diese Frage ging es
beim Auftakt der Gesprächsreihe „Media Freedom Talks“ der DW Akademie in
Kooperation mit der taz Panter Stiftung in Berlin.
Wie viel zahlen Sie im Monat für Online-Journalismus? Beteiligen Sie sich
regelmäßig an Debatten im Netz? Vor Beginn der Diskussion am Mittwochabend
in der taz-Kantine beantwortete das Publikum per App Fragen zum eigenen
Medienkonsum. Ein Ergebnis: nur ein kleiner Teil zahlt aktuell für
digitale Nachrichtenangebote, und kaum einer der Anwesenden gibt dabei
mehr als 10 Euro aus.
Darüber, wie es dennoch funktionieren kann mit Bezahlmodellen und der
Einbindung von Communities, diskutierten anschließend Tamar Kakulia,
Projektmanagerin der DW Akademie aus Georgien, Juliane Metzker,
Redakteurin von Perspective Daily, Hisham Allam von der Maharat Foundation
in Ägypten und Livia Garrigue von Mediapart in Frankreich. Die Diskussion
wurde von Jaafar Abdul Karim (DW, Shababtalk) moderiert.
Hochwertiges Storytelling und konstruktiver Journalismus
„Überspitzt könnte man sagen, die Beziehung zwischen Journalisten und der
Gesellschaft funktioniert wie eine Ehe: Wir sind voneinander abhängig, es
läuft vielleicht nicht immer perfekt und jede Seite muss bereit sein,
Kompromisse einzugehen“, so Tamar Kakulia. In Georgien begleitete sie den
Aufbau eines Projekts der DW Akademie zu Media Viability. Sie und ihr Team
führten anhand der App VideoMetrics-Zuschauerbefragungen zum Programm
verschiedener Lokalsender durch. „Unsere Befragung hat klar gezeigt: Die
Menschen haben ein starkes Bedürfnis danach, ihre eigene Meinung
abzugeben. Sie wünschen sich unterschiedliche Perspektiven bei der
Berichterstattung und erwarten ein hochwertiges Storytelling.“
Juliane Metzker schreibt für das Online-Magazin „Perspective Daily“, das
nach den Prinzipien des konstruktiven Journalismus funktioniert. Auf der
Seite erscheint täglich ein neuer Beitrag. Für eine Jahresgebühr können
Mitglieder Beiträge lesen und kommentieren sowie ausgewählte einzelne
Artikel kostenfrei mit Nicht-Mitgliedern teilen. „Wir Journalisten
schreiben unsere Beiträge und nehmen anschließend auch an der Diskussion
teil. Für uns ist die Interaktion mit unseren Lesern ein wichtiger Teil
unserer Arbeit“, so Metzker. Steigende Nutzerzahlen und eine starke
Beteiligung der Community zeigten, dass konstruktiver Journalismus auf
eine Leerstelle reagiere: „Unsere Nutzerinnen und Nutzer melden uns
zurück, dass sie dankbar sind für unser Angebot, dass sie sich durch unser
Medium bestärkt fühlen.“
Unabhängigkeit – eine Frage der Finanzierung?
Für Livia Garrigue von der französischen Internetzeitung Mediapart bietet
gerade die Finanzierung durch Leserinnen und Leser die Möglichkeit,
unabhängig zu agieren. Bei Mediapart zahlen Nutzer je nach Einkommen
zwischen fünf und neun Euro pro Monat und erhalten Zugang zu aktuellen
Online-Ausgaben und einem Archiv. „In Frankreich ist ein großer Teil der
Medien im Besitz von Wirtschaftsunternehmern, die wiederum eng mit
politischen Entscheidungsträgern vernetzt sind. Dank der Finanzierung
durch die Leser haben wir eine größere Unabhängigkeit als viele der
anderen großen Medienhäuser. Natürlich können wir es nicht immer allen
recht machen, aber das ist Teil des Jobs“, sagt Livia Garrigue.
Für Hisham Allam, Medientrainer aus Ägypten, ist der finanzielle Aspekt
nur ein Grund, die Community miteinzubeziehen. „Es ist unsere Aufgabe,
verlässliche investigative Recherchen zur Verfügung zu stellen. Dazu
brauchen wir nicht nur eure Spenden und euer Geld. Wir brauchen eure
Leaks, ihr müsst uns erzählen, was passiert“, so Allam, der als Mitglied
des International Consortium of Investivative Journalists (ICIJ) an der
Veröffentlichung der Panama Papers beteiligt war.
Auch wenn aktuell nicht absehbar sei, wie sich communitybasierte
Plattformen zukünftig weiterentwickeln, so das gemeinsame Fazit der
Panelisten, zeige der Erfolg der verschiedenen Modelle, dass bei den
Leserinnen und Lesern ein großer Bedarf nach einer diversen
Medienlandschaft besteht, die auch das Feedback der Community mit
einbeziehe. Es ist wichtig, in einem geschützten Rahmen und im engen
Austausch mit den Journalisten über gesellschaftliche Themen zu
diskutieren.
Die Veranstaltung war Teil der Reihe „Media Freedom Talks –
Zukunftsgespräche zur Medienentwicklung“. Mit wechselnden Partnern
organisiert die DW Akademie Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen der
Medienentwicklungszusammenarbeit.
Die Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung finden Sie hier:
https://www.facebook.com/669240916596907/videos/2135087333455593
Weitere Informationen zum Thema Media Viability: https://p.dw.com/p/3IydB
Mit freundlichen Grüßen
Nina Molter
Redakteurin
Information and Editorial Services
DW Akademie
Deutsche Welle (DW)
Kurt-Schumacher-Str. 3
53113 Bonn
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