[FoME] Studie über digitale russischsprachige Öffentlichkeiten in Deutschland
F.v.Franque
mail at von-franque.com
Do Jul 12 15:10:01 CEST 2018
Liebe Liste,
anbei eine Lese-Empfehlung für Interessierte an Potentialen russischer
Einflussnahme in Deutschland.
Wer wissen möchte, wie sich russischsprachige Personen/Migrant*innen in
Deutschland digital u.a. über Politik informieren - und von wem sie sich
informieren lassen, dem sei eine neue Studie des Zentrums für
Osteuropa-Studien in Berlin empfohlen.
Kommunikationsnetzwerke (Posts/Reposts) wurden für 2015-2018, aber auch
anlässlich konkreter politischer Ereignisse (Bundestagswahl, Fall Lisa,
anhaltender Ukraine-Konflikt etc.) mit Hilfe von Gephi ausgewertet und
graphisch dargestellt.
anbei ein *Download-Link zur Studie:
https://www.zois-berlin.de/publikationen/zois-report/zois-report-22018/*
Die Studie ist Teil des Projektes /„//Postsowjetische Migranten in
Deutschland und transnationale Öffentlich//keiten auf Social Media//“/
wurde auf die Frage fokussiert, wie und inwiefern sich unter Beteiligung
postsowjetischer Migrant*innen in Deutschland transnationale,
russisch-deutsche Öffentlichkeiten mittels Social Media entwickeln.
Vertiefende Forschung ist in Arbeit.
*Worum gehts? *
Russischsprachige Migrant*innen weisen Züge einer fragmentierten
digitalen Diaspora auf. (...) Bezogen auf das politische Potenzial
bedeutet dies, dass ICT-vermittelte Netzwerke sowohl die Mobilisierung
der politischen Opposition in der Migration und aus der Migration heraus
in Russland, als auch die Mobilisierung russischsprachiger Minderheiten
in Deutschland und anderen europäischen Ländern durch den russischen
Staat fördern. „Digitalisierte Diasporas“ werden auch innerhalb des
politischen Systems des Aufnahmelandes mobilisiert, wenn auch in
Deutschland das politische Engagemen der postsowjetischen Migrant*innen
im Vergleich zum Beispiel zur türkeistämmigen Bevölkerung begrenzter ist.
Kaum überraschend bestätigt die Studie u.a. die hohe Popularität der
beiden russischen Social Media Plattformen Odnoklassniki und VR-Kontakte.
Auf eine bestimmte politische Ausrichtung wurde die Studie nicht
festgelegt, es ließen sich allerdings nur populistische bis radikale
Akteur*innen der Rechten, und, im kleineren Ausmaß, der Linken finden.
Zwar gibt es kein "geschlossenes Ökosystem" sowjetisch-deutscher“
Online-Communities, in Sub-Netzwerken lässt sich allerdings ein hoher
Vernetzungsgrad feststellen, der v.a. durch die Übernahme von Inhalten
aus denselben Quellen stammt.(...)
Staatliche russische Positionen üben so in bestimmten
identitätsbezogenen und politischen Online-Gruppen inhaltlich Einfluss
auf Gruppen im „deutschen“ Segment von VKontakte aus.
Die deutschen, politischen Accounts auf VKontakte sind im
rechtspopulistischen bis rechtsradikalen Bereich oder alternativ in der
Nähe bestimmter Akteur*innen der Partei Die Linke zu verorten. Dabei
findet sich eine Vermischung anti-amerikanischer, xenophober und
pro-russischer "Volksdiplomatie" Rhetorik.
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Friederike von Franqué
-------------- nächster Teil --------------
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