[FoME] Neues Programm für bedrohte Journalisten - ECPMF startet Journalists-in-Residence Programm
Katharina Mikulcak
mikulcak at ecpmf.eu
Fr Okt 16 16:33:38 CEST 2015
fyi: Bewerbungsphase gestartet.
Neues Schutzprogramm für unter Druck geratene Journalisten – ECPMF
‚Journalists in Residence’
(Leipzig) Pressefreiheit sollte in europäischen Ländern eine
Selbstverständlichkeit sein. Jedoch sind Journalisten auch hier immer wieder
ernsten Gefahren ausgesetzt: Drohungen, Haftstrafen, Hausdurchsuchungen,
Anschlägen und im schlimmsten Fall sogar Mord.
Hinzu kommen subtilere Bedrohungen wie wirtschaftlicher Druck,
Gesetzgebungen, langwierige Gerichtsverfahren, Überwachung, abgelehnte Visa
oder Druck auf Redaktionen, um kritische Themen zu verhindern.
Das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) hat deshalb
ein Schutzprogramm ins Leben gerufen, das unter Druck geratenen europäischen
Journalisten vorübergehend einen sicheren Arbeitsort in Leipzig bietet. Das
ECPMF stellt eine Unterkunft, ein monatliches Stipendium, eine
Krankenversicherung und einen Arbeitsplatz.
„Immer wieder geraten Journalisten, die sensible Themen anpacken, in das
Visier der Mächtigen. Die Liste der europäischen Journalisten, die derzeit
oder in der Vergangenheit bedroht wurden oder werden ist lang und wächst
ständig. Darunter Anna Politkowskaja, Roberto Saviano, Hans-Martin Tillack,
Oleg Kashin, Dušan Miljuš, Khadija Ismajilowa, um nur Einige zu nennen“,
erklärt Lutz Mükke, Managing Director des ECPMF.
„Manchmal bleibt gefährdeten Journalisten nur die Option, ihr Land für eine
Zeit zu verlassen und aus der Schusslinie zu gehen. Es ist dann die einzige
Möglichkeit, um ihre Arbeit fortzusetzen und vor dem Gefängnis beschützt zu
werden. Unser Programm kann stark gefährdete Kollegen von permanentem Druck
befreien und die Aufmerksamkeit auf ihren Fall lenken“, führt Lutz Mükke
weiter aus.
In Leipzig – einem historischen Ort im Kampf für Presse- und
Meinungsfreiheit – können die Journalisten zwischen sechs und zwölf Monaten
leben und arbeiten, je nach Einzelfall und Bedrohungslage. Alle Reise- und
Visakosten sowie Krankenversicherung und Unterkunft auf dem Gelände der
Medienstiftung der Sparkasse Leipzig übernimmt das ECPMF. Darüber hinaus
erhalten die Journalisten ein monatliches Stipendium in Höhe von 1000 Euro
und die Möglichkeit, über das ECPMF zu veröffentlichen.
Journalisten, die sich für das Programm bewerben möchten, müssen bestimmte
Kriterien erfüllen. Unter anderem sollten sie bereits seit mindestens fünf
Jahren investigativ arbeiten und einen Nachweis über ihre Gefahrensituation
erbringen. Sie sollten keiner bestimmten politischen Bewegung angehören und
möglichst in der Lage sein, nach dem Programm in ihrem Heimatland ihre
Arbeit für die Pressefreiheit fortzusetzen.
Die erste Bewerbungsrunde hat begonnen. Die Kandidaten werden von den
ECPMF-Vorständen, denen erfahrene Journalisten, Wissenschaftler,
Gewerkschafter und Juristen angehören, ausgewählt.
Für die Gestaltung des Programms hat sich das ECPMF Unterstützung von den
erfahrenen Organisationen International City of Refugee Network (ICORN) und
der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte geholt.
„Solche Programme sind nicht einfach und stellen eine Organisation vor große
Herausforderungen, vor allem personell. Die Menschen, die in einem
Schutzprogramm aufgenommen werden sind oft traumatisiert und blicken in eine
unsichere Zukunft. Zudem können viele die Sprache des Gastlandes nicht.
Deshalb ist viel Einsatz und Fingerspitzengefühl nötig“, erklärt Peter
Ripken, Vorsitzender von ICORN, das mehr als 50 europäische Städte vertritt.
„Wir freuen uns deshalb über jede neue Initiative und eine Zusammenarbeit
mit bisherigen Projekten. Denn ein starkes Netzwerk bietet für bedrohte
Menschen einen zusätzlichen Schutz“, so Ripken weiter.
Informationen zum Programm und zum Bewerbungsverfahren erhalten Sie unter
http://ecpmf.eu/get-help/journalists-in-residence
<http://ecpmf.eu/get-help/journalists-in-residence> (Englisch) oder per
Mail an: info at ecpmf.eu <mailto:info at ecpmf.eu> .
European Centre for Press and Media Freedom (ECPMF)
Dr. Lutz Mükke
Projektmanager
Menckestraße 27
04155 Leipzig/Deutschland
Tel: +49 341 20040313
Fax: +49 341 562 96 63
press at ecpmf.eu
www.ecpmf.eu
Europäisches Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF)
Am 24. Juni 2015 gründeten Vertreter von 25 Journalistenorganisationen,
Medienunternehmen und -gewerkschaften sowie Medienwissenschaftler und
-anwälte aus 16 europäischen Ländern das ECPMF (European Centre for Press
and Media Freedom) in Leipzig. Unter anderem gehören die European Federation
of Journalists, Index on Censorship, Scoop, Journalisten helfen
Journalisten, Axel Springer SE, die Media Legal Defence Initiative,
Westminster University, Gruner + Jahr, Journalismfund und SEEMO zu den
Gründungsmitgliedern.
In seiner Dimension und Struktur ist das ECPMF weltweit einmalig. Ziel ist
es, die vielen verschiedenen Medienfreiheitsinitiativen in Europa zu einen
und gemeinsam aktiv zu werden.
Das Journalists-in-Residence Programm des ECPMF wird von der Europäischen
Kommission, der Medienstiftung Sparkasse Leipzig, der Stadt Leipzig und dem
Freistaat Sachsen unterstützt.
www.ecmpf.eu <http://www.ecmpf.eu>
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