[FoME] Flüchtlingsberichterstattung: Journalismus - Empathie - Ethik
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Di Jun 23 10:32:08 CEST 2015
Flüchtlingsberichterstattung: Journalismus - Empathie - Ethik
Zu einem trimedialen Projekt des NDR
Eigendarstellung des NDR:
Protokoll einer Flucht
Stand: 09.06.2015 08:45 Uhr
Flucht aus Syrien: Ramis fünfmonatige Odyssee
Er hatte oft Todesangst, aber auch immer wieder unwahrscheinliches Glück:
Fünf Monate lang war der 31-jährige Rami (Name von der Redaktion geändert)
aus Syrien unterwegs, um nach Deutschland zu fliehen. Mehr als 4.000
Kilometer legte er zurück, passierte acht Grenzen.
Panorama 3 Reporter Nino Seidel hat Rami am Anfang seiner Flucht im
türkischen Mersin kennengelernt - und danach auf seiner Route regelmäßig
getroffen. Und immer wieder hat Rami auf seinem Weg selbst mit seinem Smartphone
Fotos gemacht und kleine Videos gedreht.
In einem trimedialen Projekt erzählt der NDR Ramis Flucht-Geschichte: im
Fernsehen bei Panorama 3, im Radio und Online.
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama3/Protokoll-einer-Flucht,fluch
tprotokoll184.html
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wo sind wir angekommen mit unser Anstrengung, Menschen bei uns
journalistisch für das Schicksal von Menschen zu interessieren, die zu uns wollen? Im
Dschungel-Camp? Das war meine erste Reaktion, als ich heute morgen bei
NDRInfo einen von NDR-Reportern verfolgten Syrer auf einer weiteren Etappe
seiner Flucht nach Deutschland hörte. Da lag er im Gestrüpp eines Waldes vor der
ungarischen Grenze, am Ohr ein Handy. Flüsternd berichtet er über seine
Angst, von anderen Verfolgern entdeckt zu werden, von Grenzschützern.
Und Wut stellte sich bei mir ein, bei der Vorstellung einer
NDR-Redaktionskonferenz, die dem journalistischen Projekt Grünes Licht gab. Wo und wann
würden die verfolgenden NDR-Kollegen eingreifen oder ihr Projekt gar
abbrechen? Als ihn die Schlepper in Athen mit dem Tod drohen? Als ihm Geld fehlt,
um seinen Pass zurückzukaufen, als ihm Lederschuhe fehlen, um über ein
Gebirge zu klettern?
Ist darüber in der Redaktionskonferenz nachgedacht worden? Oder nur
schenkelklopfend gesprochen worden über einen eventuellen Coup beim Wettsteit um
journalistischen Lorbeer?
Da dachte ich, wahrscheinlich handelt es sich eher um einen
journalistischen Strohhalm, angedient von ENDEMOL:
ENDEMOL, das im Unterhaltungs- und Fiktionsbereich operierende Unternehmen
mit Sitz in den Niederlanden ist durch den Erfolg des Formats Big Brother
weltweit durch selbstgegründete oder aufgekaufte Unternehmen vertreten,
unter anderem in Deutschland, den USA oder Australien. Ende Mai 2007 geriet
Endemol in den Niederlanden in die Kritik, als das Produktionsunternehmen
ankündigte, eine Gameshow namens De Grote Donorshow (deutsch: Die große
Spendershow) auszustrahlen, in welcher der Hauptgewinn eine menschliche Niere als
Spenderorgan war. Dabei warben drei Kandidaten um die Niere einer
todkranken 36-jährigen. Danach durfte das Publikum per SMS entscheiden, wer die
Niere erhalten sollte. Dieses Konzept wurde von vielen Menschen als unethisch
kritisiert. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Sendung nicht
authentisch war. Die angeblich todkranke Spenderin war eine Schauspielerin. Am
Ende der Sendung gab der Moderator die Täuschung bekannt. Die Sendung hat
somit sicherlich zweierlei erreicht - abgesehen von dem Werbeerfolg für
Endemol:
> Sie hat die Aufmerksamkeit auf das brisante Thema Organspende
gerichtet.
> Sie hat wieder einmal das Medium kritisch beleuchtet und die
Manipulierbarkeit der Öffentlichkeit durch Funk und Fernsehen dargelegt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Endemol
Wo, liebe NDR-Kollegen, ist der letzte Rest Mumm geblieben? Ein
Wett-Angebot für NDR-Hörer und Zuschauer? Schafft es der Flüchtling aus Syrien nach
Deutschland?
Mit gruseligen Grüssen,
Klaus Jürgen Schmidt
_www.radiobridge.net_ (http://www.radiobridge.net)
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