[FoME] Neue Typologie der Mediensysteme weltweit

Christoph Dietz Christoph.Dietz at CAMECO.ORG
Di Dez 9 02:48:08 CET 2014


Roger Blum
Lautsprecher und Widersprecher
Ein Ansatz zum Vergleich der Mediensysteme
Herbert von Halem Verlag, November 2014, 444 S., 32 Euro

Inhaltsverzeichnis und Leseprobe:
http://www.halem-verlag.de/wp-content/uploads/2013/09/9783869620497_lese.pdf

1989 brach der europäische und zentralasiatische Kommunismus zusammen.
2011 warfen im „arabischen Frühling“ einige Länder des Orients ihre
autokratischen Regierungssysteme auf den Haufen der Geschichte. Immer
mehr Länder öffnen sich dem kapitalistischen Wirtschaftssystem und dem
freien Handel und nennen sich demokratisch. Doch trotz diesem Trend und
trotz der Globalisierung treffen wir weiterhin auf eine Vielzahl
unterschiedlicher politischer Systeme – und nach wie vor prägen die
politischen Systeme die Mediensysteme, sodass auch diese durchaus
unterschiedlich sind.
 
Wie aber lassen sich die Mediensysteme typologisieren? Wie viele Modelle
gibt es? Forscher haben seit dem Zweiten Weltkrieg immer wieder
versucht, solche Modelle zu bilden und zu begründen. Aber entweder waren
sie zu pauschal oder sie bezogen sich bloß auf den nordatlantischen
Westen. In diesem Buch wird der Versuch unternommen, mit dem
pragmatischen Differenz-Ansatz eine Typologie der Mediensysteme für die
ganze Welt zu entwickeln. Zuerst werden die Mediensysteme von über 20
Ländern beschrieben, darunter Kuba, China, Ägypten, Russland, die
Türkei, Italien, der Libanon, Frankreich, Deutschland, Österreich,
die Schweiz, die USA und Brasilien.
 
Danach wird der Ansatz mit seinen Kriterien vorgestellt, aus denen sich
dann das Kommando-Modell, das Patrioten-Modell, das Schock-Modell, das
Klientel-Modell, das Service-public-Modell und das liberale Modell
ergeben. Zu den Unterscheidungsmerkmalen gehören der Charakter des
Regierungssystems, die Art der politischen Kultur, der Grad der
Medienfreiheit, der Grad der Staatskontrolle über die Medien, die Frage,
wem die Medien gehören und wer sie finanziert, der Grad der Liaison
zwischen Medien und politischen Parteien, die Frage, ob die Medienkultur
eher auf Kritik oder auf Harmonie ausgerichtet ist und schließlich die
Frage, ob sich die Medien eher dem Kommerz oder dem Service public
verschreiben. Im Kommando-Modell und im Patrioten-Modell fungieren die
Medien als Lautsprecher der Herrschenden. Im Service-public-Modell und
im liberalen Modell sind sie Widersprecher der Herrschenden. Im
Schock-Modell und im Klientel-Modell besteht eine Ambivalenz zwischen
Lautsprechern und Widersprechern.

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Dr. Christoph Dietz
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