[FoME] Finanzielle Nachhaltigkeit: Mehr als eine Frage des Geldes

Dan Blank mail at danblank.net
So Mai 12 17:01:19 CEST 2013


FINANZIELLE NACHHALTIGKEIT: MEHR ALS EINE FRAGE DES GELDES
 
Kleine und große Medien, die durch ausländische MEZ-Institutionen
unterstützt werden, erhalten ihre Rechtfertigung in vielen Fällen durch
einen Journalismus, der auf gesellschaftliche Veränderung drängt. Einen
Journalismus, der investigativ ist, der die Themen aufgreift, die bisher
einer manipulierten oder unzureichenden Darstellung zum Opfer gefallen
sind. Dieser Journalismus und diese Medien decken ein bereits vorhandenes
Bedürfnis an Informationen oder sie wecken solch ein Bedürfnis. In ihrer
Gesamtheit sind sie ein Medium, durch das ein realer Konflikt in einer
Gesellschaft zum Ausdruck kommt. Im besten Fall sind sie auch ein Medium,
dass zur Lösung dieses Konflikts einen Beitrag leistet.
 
Um diese wichtige Funktion in einer Gesellschaft wahrnehmen zu können,
bilden ausländische MEZ-Institutionen Journalisten ganz bestimmter Medien
handwerklich aus, unterstützen zudem den Auf- bzw. Umbau dieser ganz
bestimmten Medien technisch und organisatorisch. Die MEZ-Institutionen
verfolgen dabei Ziele, die zumindest theoretisch mit denen der
Partnermedien übereinstimmen und die die Durchsetzungsfähigkeit gerade
dieser Partnermedien in der gegebenen Medienlandschaft verbessern sollen.
Der Erfolg dieser Unterstützung durch ausländische MEZ-Institutionen misst
sich auch in realen Veränderungsprozessen, die jenseits der reinen
Medienentwicklung stattfinden.
 
Über die zeitliche Begrenztheit dieser ausländischen finanziellen,
technischen und organisatorischen Unterstützung wurde in diesem Forum schon
vielfach gesprochen. Wenn bis zum Erlöschen der ausländischen Hilfe keine
alternativen Finanzierungskonzepte gefunden sind, dann verstummen die gut
ausgebildeten Journalisten wieder, sie wandern ab oder lassen sich von der
Gegenseite aufkaufen. Es geht mir hier aber nicht nur um die wichtige Frage
des Geldes, wenn ich von finanzieller Nachhaltigkeit spreche. Es geht mir
noch um einen ganz anderen Aspekt, der aber bisher kaum Erwähnung in
unserer Diskussion gefunden hat:
 
Die richtige Auswahl und Bearbeitung der Themen ist immer die
Grundvorrausetzung. Aber gleichzeitig muss jedes Medienhaus sich eine
möglichst feste Verankerung im Wirtschaftskreislauf seiner eigenen
Gesellschaft aufbauen. Nur so können auch zarte Pflänzchen nicht mehr so
schnell ausgerissen werden. Egal, ob die Finanzierung durch die
Werbeschaltung von privaten Unternehmen geschieht, durch ein freiwilliges
Crowdfunding bei Community Medien oder durch
Veranstaltungs-Medienpartnerschaften. Durch diese wirtschaftlichen
Aktivitäten können neben den Lesern, Hörern und Zuschauern noch viele
weitere wichtige Stakeholder für ein Medienunternehmen gewonnen werden.
 
Wenn ein Medienunternehmen sich nicht nur seinen Platz im Spektrum der
Meinungen sichern kann, sondern darüber hinaus auch einen Teil des
Medienmarktes erfolgreich besetzt, dann findet eine viel nachhaltigere und
tiefere Verankerung in der jeweiligen Gesellschaft statt. Solange solch ein
Medienunternehmen sauberes Geld erwirtschaftet, und dazu müssen eben auch
Marketing- und Sales-Mitarbeiter durch MEZ-Institutionen frühzeitig
ausgebildet werden, ist jeder Werbekunde, jeder Medienpartner, jeder
zahlende Abonnent und jeder Käufer von Merchandising-Produkten ein weiterer
wichtiger Garant und Gradmesser für die Legitimität und Relevanz der
journalistischen Inhalte.
 
Auch Werbe- und Medienpartner zeigen viel Mut, wenn sie bestimmte Medien
unterstützen. Das wird oftmals leider vergessen.
 
Gruß in die Runde,
 
Daniel Blank
(Bonn)
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