[FoME] Debatte Plural und Medienhilfe
Klaas Glenewinkel
klaas at mict-international.org
Fr Jan 25 14:19:22 CET 2013
Liebe Leute,
vielleicht wurde mein Eintrag von neulich übersehen oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Also hier zum Anliegen und zur Tätigkeit von PLURAL noch mal folgende Erklärung:
Ich denke, dass eine pluralistische Medienlandschaft nur dann entstehen kann, wenn ein signifikanter Anteil von Medienhäusern es schafft, kostendeckend oder profitabel zu arbeiten, ohne dafür ausschließlich Gelder von Regierungen, Parteien oder politischen Interessengruppen zu verwenden. In den Ländern, in denen wir tätig sind (Arabische Welt, Ostafrika, Zentralasien), ist dies eher die Ausnahme als die Regel. Der größte und zunehmende Anteil der Medien wird von politischen Interessensgruppen betrieben oder bezahlt. In Kurdistan gibt es neben etwa 500 Zeitungen/Sendern, die von nur zwei Parteien finanziert werden, nur drei von diesen Parteien (KDP/PUK) unabhängige Zeitungen/Sender. Das muss aber nicht so sein. Neben Erlösen aus dem Verkauf von Zeitungen, Stipendien und Fördergeldern ist nämlich auch der Verkauf von Werbeplätzen eine probate Möglichkeit, eine alternative Finanzierung aufzubauen.
PLURAL hat es sich vor gut einem Jahr zur Aufgabe gemacht, Betreiber von überwiegend kleinen privaten Zeitungen und Sendern darin zu unterstützen, alternative Einnahmen zu generieren. In unseren Schulungen geht es unter anderem darum, aufgrund welcher Daten Werbepreise bestimmt werden, wie man die eigene Zielgruppe kennen lernt, wie man erfolgreich mit Werbekunden kommuniziert und auf welche Weise die Unabhängigkeit der journalistischen Arbeit im werblichen Umfeld geschützt werden kann. Außerdem bemühen wir uns darum, lokale und internationale Werbekunden zu vermitteln. Wir haben aber auch schon Workshops zum Thema Fundraising gemacht (Stichwort: modulare Finanzierung).
Das Interesse an diesem Angebot ist groß und inzwischen haben wir etliche Trainings in Nord- und Ostafrika durchgeführt. Die großen Sender wissen natürlich bereits, wie das Spiel läuft. Die kleinen Sender und Zeitungen sind jedoch komplett unerfahren und finden unser Angebot hilfreich.
Die Sprache auf der Webseite ist in der Tat für Branchenfremde etwas irreführend, das werden wir überprüfen. Deswegen abschliessend im Klartext: nein, wir sind nicht der Ansicht, dass alle Sender dieser Welt sich ausschließlich über Werbung finanzieren müssen. Und, ja, wir befürworten unbedingt ein modulares Finanzierungsmodell. Und, ja, wir sind uns bewusst, dass Geldströme Abhängigkeiten schaffen und Einfallstore für redaktionelle Manipulation. Und, nein, wir denken wirklich nicht, dass staatliche Finanzierung in unseren Partnerländern eine gute Option darstellt.
Ich freue mich schon auf eine lebhafte Fortführung der Debatte beim Jour Fixe am 10. April in Berlin!
Viele Grüsse,
Klaas Glenewinkel
PS
Plural arbeitet zur Zeit an einem Handbuch zu Finanzierungsmodellen für Medienmacher in Konflikt- und Postkonflikt-Regionen. Zu diesem Thema gibt es leider bisher kaum Literatur. Wir freuen uns über Hinweise auf spannende Best Practice-Beispiele, die wir in dem Buch darstellen können.
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