[FoME] wirtschaft und medien
Heike Janssen
heike.janssen at gmail.com
Sa Jan 19 15:31:29 CET 2013
Liebe Listenmitglieder,
mich hat die Debatte um Medien und Werbewirtschaft ziemlich beschäftigt,
und zwar, weil ich sehr erstaunt darüber bin, wie einseitig positiv enge
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft von vielen in der
Medienentwicklungszusammenarbeit gesehen wird. Ich würde das eher als ein
notwendiges Übel betrachten, denn Wirtschaft ebenso wie Politik folgt
anderen (aus der eigenen Sicht notwendigen) Logiken als die Medien.
Manchmal auch gegenläufigen. Das heißt nicht, dass ich so naiv bin zu
glauben dass Medien keine Finanzierung durch Werbung brauchen, wie ein
Teilnehmer dieses Forums wenig höflich unterstellte. Aber ich halte das
eben für nicht ideal. Ich kenne genug Journalisten in Osteuropa und in
Afrika, die sehr darunter leiden, dass sie abhängig von Privatunternehmern
sind und darum bestimmte Inhalte nicht bringen dürfen.
Ich habe nur etwas Erfahrung in der MEZ, aber in der EZ allgemein schon,
und bin Mitglied der Mediengruppe von Transparency, im Netzwerk Recherche
und n-ost. Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren als Journalistin in
"Qualitätsmedien". Ich habe viel mit Journalisten weltweit zu tun, darum
maße ich mir an, mir ein qualifiziertes Urteil bilden zu können.
Zum konkreten Streitfall möchte ich noch Folgendes ergänzen:
Wenn der Managing Partner von PLURAL Media Services wie folgt auf der
eigenen Website gelobt wird:
*"Capital bezeichnete Thomas Koch 1995 als „Profiliertesten Vordenker der
deutschen Werbung“. 2004 nahm ihn Media & Marketing Europe in die Galerie
der 15 Personen auf, die die europäische Werbebranche am meisten
bewegten – zusammen
mit Berlusconi, Levy, Murdoch und Sorrell. Beim 10jährigen Jubiläum des
Deutschen Mediapreises wurde Koch 2008 zur Mediapersönlichkeit des Jahres
gewählt."*
**
...dann frage ich mich schon, welches Verständnis dieses Unternehmen von
Journalismus hat. Ich jedenfalls würde nicht damit werben, dass mich jemand
in die Nähe von Medienmenschen wie Berlusconi und Murdoch bringt. Für mich
ist das ein Beleg für zu wenig Reflektion über die Nähe von Wirtschaft und
Medien und auch zu wenig Reflektion über guten Journalismus. Ich hoffe,
dass dort in der Journalistenausbildung diese beiden Mediendiktatoren nicht
als Vorbild herhalten.
Heike Janßen
--
Heike Janßen
Journalistin
Hamburg
heike.janssen at googlemail.com
0170 310 5768
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