[FoME] Aserbaidschan: Zwischen Staatskontrolle und Selbstzensur / ROG-Bericht
Christoph Dietz
Christoph.Dietz at CAMECO.ORG
Fr Mai 25 01:43:48 CEST 2012
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24.05.12 17.51 Uhr >>
Zwischen Staatskontrolle und Selbstzensur: ROG-Bericht zur Lage der
Medien in Aserbaidschan
24.05.2012 * Reporter ohne Grenzen (ROG) hat vor dem Eurovision Song
Contest (ESC) umfassend über die schwierigen Arbeitsbedingungen für
Journalisten in Aserbaidschan informiert, hat Übergriffe auf kritische
Journalisten dokumentiert und öffentlich gemacht. Vom 15. bis zum 20.
Mai war ROG-Vertreter Ingo Petz vor Ort in Baku, um sich in Gesprächen
mit Journalisten, Bloggern, Politikern und Menschenrechtsaktivisten ein
Bild von der Situation zu machen. Dieser Bericht fasst die Ergebnisse
der Recherchereise zusammen und gibt einen Überblick über die aktuelle
Lage der Medien in Aserbaidschan.
VOR DEM ESC: ÜBERWÄLTIGENDES MEDIENINTERESSE UND POLITISCHER LOBBYISMUS
*Der ESC ist für uns ein Glücksfall“, fasst der in London lebende
aserbaidschanische Blogger Emin Milli zusammen, *so viel Aufmerksamkeit
hat Aserbaidschan noch nie bekommen.“ Tatsächlich haben westliche Medien
nie so viel über Aserbaidschan berichtet, wie vor dem Eurovision Song
Contest am 26. Mai 2012 in Baku. Die aserbaidschanische Regierung
investiert hohe Summen, um unter anderem mit Hilfe der Berliner
Public-Affairs-Agentur Consultum Communications das Bild eines modernen,
offenen Landes zu zeichnen. Dennoch dominierten in den vergangenen
Wochen Menschenrechtsverletzungen und politische Gefangene die Berichte
deutschsprachiger Medien über Aserbaidschan. Regierungskritische
Aktivisten erhielten in Interviews breiten Raum, ausführlich wurden
Übergriffe auf unabhängige Journalisten geschildert, etwa die
Schmutzkampagne gegen die investigative Reporterin Khadija Ismayilova
oder der brutale Angriff auf Idrak Abbasow. Der 35-jährige Journalist
wurde Mitte April von Sicherheitsleuten der staatlichen Ölfirma Socar
bewusstlos geschlagen * derselben Firma, die nun das von der Agentur
Hardenberg Concept organisierte Private Viewing des Eurovision Song
Contests der aserbaidschanischen Botschaft in Berlin finanziell
unterstützt.
Regimetreue Medien in Aserbaidschan reagierten umgehend auf die
kritische Berichterstattung in Deutschland: Der staatliche Fernsehsender
Az-TV berichtete Anfang März über Drogenabhängige und Prostituierte in
deutschen Großstädten, im April wurde der Beginn des Zweiten Weltkriegs
zum Thema. Die gleichnamige Zeitung der Regierungspartei Yeni
Aserbaidschan veröffentlichte Anfang Mai eine Foto-Collage, die den
Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning, den
deutschen Botschafter in Baku, Herbert Quelle, und aserbaidschanische
Oppositionsführer neben Adolf Hitler zeigte.
ROG forderte vor dem ESC alle Beteiligten * Jury, Produzenten, Sänger
und Journalisten * dazu auf, Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan
nicht zu ignorieren. Einen Boykott des ESC lehnte die Organisation
jedoch ab. Khadija Ismayilova, eine der bekanntesten Journalistinnen aus
Baku, beschrieb die Folgen des enormen Medieninteresses für ihr Land:
*Weil die ganze Welt uns zuhörte, ist zum ersten Mal * zumindest für
eine kurze Zeit * auch die Regierung gezwungen, uns zuzuhören. Danach
aber erwarten wir einen heißen Sommer. Die Regierung wird sich an denen
rächen, die ihnen das Fest verdorben haben.“
[...]
Den vollständigen Bericht finden Sie unter http://bit.ly/MtCCmF.
Pressekontakt:
Ulrike Gruska
Tel.: 030 202 15 10 16
presse at reporter-ohne-grenzen.de
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