[FoME] Journalisten im Exil in Deutschland: Bericht zum Weltf lüchtlingstag
Christian Mihr
christian.mihr at reporter-ohne-grenzen.de
Mo Jun 18 18:14:53 CEST 2012
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni hat Reporter ohne Grenzen fast 50
Journalisten und Blogger im Exil in Deutschland zu ihren Erfahrungen befragt, um sie in
Zukunft noch effektiver unterstützen zu können. Bisher gaben Journalisten, die nach
Deutschland geflohen waren, jedoch kaum Auskunft darüber, wie sie das Asylverfahren
bewerten und welche Vorstellungen und Erwartungen sie mit einer Unterstützung durch
Reporter ohne Grenzen verbinden. Die Ergebnisse der Umfrage fasst deshalb der Bericht
„Hilfe für Journalisten in Not“ zusammen, den es hier zum Download gibt:
http://tinyurl.com/c3shtg5
Unten finden Sie auch Interviewangebote von exilierten Journalisten aus Pakistan,
Simbawe, Iran und Syrien anlässlich des Weltflüchtlingstags.
Beste Grüße
Christian Mihr
---------- Forwarded Message -----------
From: Presse | Reporter ohne Grenzen <presse at reporter-ohne-grenzen.de>
To: christian.mihr at reporter-ohne-grenzen.de
Sent: Mon, 18 Jun 2012 10:25:17 +0200
Subject: Nothilfe-Bericht zum Weltflüchtlingstag
Zum Weltflüchtlingstag am 20.6.:
ROG-Bericht „Hilfe für Journalisten in Not“ / Interviewangebote mit Exil-Journalisten
18.06.2012 - Reporter ohne Grenzen (ROG) informiert nicht nur über Verstöße gegen die
Pressefreiheit weltweit, sondern hilft Journalisten auch in ganz konkreten Notfällen. So
stellt ROG nach Überfällen Geld für Ärzte und Anwälte bereit oder kann helfen, zerstörte
Kameras und Computer zu ersetzen. Über das Nothilfereferat in Berlin unterstützt die
Organisation Journalisten, die wegen ihrer Arbeit aus der Heimat fliehen mussten und in
Deutschland Asyl suchen.
Im vergangenen Jahr hat ROG fast 50 Journalisten im Exil zu ihren Erfahrungen befragt,
um sie in Zukunft noch effektiver unterstützen zu können. Die Ergebnisse der Umfrage
fasst der Bericht „Hilfe für Journalisten in Not“ zusammen, der anlässlich des
Weltflüchtlingstags am Mittwoch (20.6.) erscheint. Sie finden ihn unter
http://bit.ly/M03lKe.
„Wir versuchen Exil-Journalisten möglichst früh zu unterstützen, damit sie die Chance
bekommen, in Deutschland wieder beruflich Fuß zu fassen“, erläutert Jens-Uwe Thomas,
Referent für Migrationsrecht, Flüchtlingsarbeit und Nothilfe bei Reporter ohne Grenzen.
Zu den größten Hürden im Exil zählen geringe Sprachkenntnisse und der fehlende Kontakt
zu Kollegen in Deutschland. ROG finanziert deshalb Deutschkurse und hat vor einem Jahr
die Arbeitsgruppe „Journalisten im Exil“ gegründet, in der Medienschaffende aus
verschiedenen Ländern zusammenarbeiten. Über den Kontakt zu einheimischen Kollegen
versucht ROG, Praktikums- oder Studienplätze zu vermitteln und beim Wiedereinstieg in
den Beruf zu helfen.
Besonderen Schwierigkeiten sind Exil-Journalisten während der oft langfristigen
Asylverfahren ausgesetzt. Sie erhalten nur bestimmte soziale und medizinische
Leistungen, wohnen oft in Asylbewerberheimen am Stadtrand und dürfen sich ohne
Genehmigung nur eingeschränkt bewegen. Reporter ohne Grenzen setzt sich deshalb für die
Abschaffung des Asylbewerberleistungsgesetzes und der Residenzpflicht ein.
Anlässlich des Weltflüchtlingstages am 20.6. stehen mehrere Journalisten, die Zuflucht
in Deutschland gefunden haben und von ROG unterstützt werden, für Interviews zur Verfügung:
INTERVIEWANGEBOTE:
Meera Jamal (PAKISTAN, 30 Jahre, spricht Deutsch und Englisch)
Für ihre Artikel über Frauen- und Minderheitenrechte wurde Meera Jamal in Pakistan mit
dem Tod bedroht. Im Oktober 2008 entschied sie sich zur Flucht und fand mit Hilfe von
Reporter ohne Grenzen Schutz in Deutschland. Wenig später wurde sie als politischer
Flüchtling anerkannt. In Pakistan hatte Jamal für die englischsprachige Zeitung Dawn
gearbeitet. Das US-amerikanische Außenministerium zählte sie zu den zehn wichtigsten
Journalistinnen des Landes. Jamal lebt heute in Darmstadt und koordiniert für Reporter
ohne Grenzen die Arbeitsgruppe „Journalisten im Exil“.
Itai Mushekwe (SIMBABWE, 28 Jahre, spricht Deutsch und Englisch)
Der investigative Reporter Itai Mushekwe hat in Simbabwe für die Wochenzeitung The
Zimbabwe Independent gearbeitet, bevor er 2007 ins Exil ging. Ein Jahr später wurde er
für seine Recherchen über Politik- und Wirtschaftsskandale unter der Regierung von
Robert Mugabe mit dem Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit ausgezeichnet
und 2011 als politischer Flüchtling in Deutschland anerkannt. Mushekwe schrieb für
internationale Zeitungen wie die New Times of Moscow (Russland), The Daily und Sunday
Telegraph (Großbritannien) und lebt heute in Köln.
Negin Behkam (IRAN, 27 Jahre, spricht Englisch)
Negin Behkam arbeitete für verschiedene oppositionelle Zeitungen im Iran und erlebte
2009 die Proteste gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad mit, bei denen mehrere Dutzend
Menschen ums Leben kamen. Als im April 2010 die Zeitung Bahar, bei der sie arbeitete,
geschlossen wurde, ging sie ins Exil nach Deutschland. ROG unterstützte Behkam im
Asylverfahren, im Januar 2012 wurde sie als politischer Flüchtling anerkannt. Sie lebt
zurzeit in Berlin.
Habib Saleh (SYRIEN, 64 Jahre, spricht Englisch)
Der Journalist verbrachte wegen seiner regimekritischen Veröffentlichungen 14 Jahre in
Gefängnissen, neun davon während der Amtszeit von Baschar al-Assad. Als er im Mai 2011
frei kam, flüchtete er in den Libanon, wo er sich drei Monate lang versteckt hielt. Im
November 2011 kam Saleh nach Berlin und ist inzwischen in Deutschland als politischer
Flüchtling anerkannt. Er ist Mitglied des Syrischen Nationalrats, in dem sich die
Exilopposition organisiert hat.
Pressekontakt:
Ulrike Gruska
Tel.: 030 / 202 15 10 16
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