[FoME] ROG-Nothilfebericht zum Weltflüchtlingstag: Journalisten auf der Flucht schützen / Umfangreiche europäische Aufnahmeprogramme für Exiljournalisten notwendig

Christoph Dietz Christoph.Dietz at CAMECO.ORG
Fr Jun 17 18:35:50 CEST 2011


>>> ROG / Anja Viohl 17.06.11 15.10 Uhr >>> 

ROG-Nothilfebericht zum Weltflüchtlingstag: Journalisten auf der Flucht
schützen / Umfangreiche europäische Aufnahmeprogramme für
Exiljournalisten notwendig 

17.06.2011 - Zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni erinnert Reporter ohne
Grenzen (ROG) an das Schicksal zahlreicher Journalisten und Blogger, die
aus ihren Heimatländern fliehen müssen: Im Jahr 2010 zählte ROG rund 130
Journalisten und Blogger, die wegen ihrer Recherchen und Berichte in
Lebensgefahr gerieten und deswegen ins Exil gingen. Rund ein Viertel von
ihnen kam aus dem Iran, ein weiteres Viertel aus den ostafrikanischen
Staaten Eritrea und Somalia. 

Die Unterstützung von Journalisten auf der Flucht und im Exil macht den
größten Teil der ROG-Nothilfearbeit in Berlin und Paris aus. In einem
heute veröffentlichten Bericht zieht die Menschenrechtsorganisation eine
Zwischenbilanz ihrer Unterstützung von Medienschaffenden in Not während
der ersten fünf Monate 2011. Darüber hinaus porträtiert ROG acht Medien
und Journalisten, die sich vom Exil aus mit ihren Berichten weiter in
ihren Heimatländern zu Wort melden. 

Allein in den ersten fünf Monaten des Jahres 2011 unterstützte ROG 150
Journalisten, Online-Dissidenten und Medien in Not. In rund der Hälfte
dieser Fälle richteten sich die Hilfsleistungen an Medienschaffende auf
der Flucht und im Exil. ROG hilft unter anderem bei der Beantragung von
Visa und des Flüchtlingsstatus beim UNHCR sowie bei der Finanzierung
einer Unterkunft, des Lebensunterhalts oder medizinischer Behandlungen.
Insgesamt 62 Medienvertreter hat ROG bei Ihren Gesuchen um politisches
Asyl gegenüber dem UNHCR oder den zuständigen Behörden in Frankreich und
Deutschland sowie in anderen Aufnahmeländern unterstützt. In 12 Fällen
setzte sich ROG bisher in diesem Jahr für Asylgesuche von Journalisten
in Deutschland ein. Fünf davon entschieden die Behörden bereits positiv.
Für eine Reihe weiterer Journalisten und Blogger (z.B. aus dem Iran)
versucht ROG zudem Nothilfe-Visa für einen zeitweiligen Aufenthalt in
sicheren Staaten zu erwirken. Seit Jahren setzt sich ROG bei
europäischen Staaten, der Europäischen Union sowie bei
US-amerikanischen Behörden für die unbürokratische und zügige Aufnahme
von verfolgten Reportern ein. 

*Zum Weltflüchtlingstag bekräftigen wir ein weiteres Mal unsere
Forderung an die Mitgliedsländer der Europäischen Union nach
regelmäßigen, flexiblen und erweiterten Aufnahmeprogrammen für
Medienmacher auf der Flucht“, so Jens-Uwe Thomas, Referent für
Migrationsrecht, Flüchtlingsarbeit und Nothilfe bei der deutschen
ROG-Sektion. Kontingentregelungen wie sie etwa die deutsche Regierung im
vergangenen Jahr für iranische Aktivisten erlassen hat, können nur ein
erster Schritt sein. Viele der Flüchtlinge seien auch nach ihrer Flucht
in Nachbarstaaten nicht sicher und häufig traumatisiert, nachdem sie
überfallen, gefoltert, inhaftiert oder mit dem Tode bedroht worden
waren. *Es darf nicht sein, dass diese Menschen Ihr Leben bei illegalen
Einreiseversuchen in sichere Staaten wie EU-Länder oder die USA
riskieren müssen“, kritisiert Thomas. 

ROG porträtiert in dem 18-seitigen Bericht verschiedene Journalisten,
die sich ins Exil retten konnten. Außerordentlich prekär ist
beispielsweise die Lage von Medienmitarbeitern, die aus Ländern am Horn
Afrikas wie Eritrea, Äthiopien und Somalia geflüchtet sind. Einige von
ihnen sind im kenianischen Flüchtlingslager der Stadt Kakuma an der
Grenze zum Sudan gelandet, das niemand ohne Erlaubnis der UN und der
lokalen Behörden verlassen darf. Um ein Fenster zur Außenwelt offen zu
halten, haben einige Flüchtlinge die Zeitung *KANERE“ gegründet. In dem
gedruckt und online erscheinenden Medium berichten die freiwilligen
Mitarbeiter über die schwierigen Lebensbedingungen und die beschränkten
Rechte der Lagerbewohner. Sie werden regelmäßig tätlich angegriffen,
bedroht, ihr Material wird zerstört und ihre Unterkünfte beschädigt. 

Als respektiertes und einflussreiches Exilmedium hat sich mittlerweile
die *Demokratische Stimme Birmas“ (*Democratic Voice of Burma“ - DVB)
etabliert. Die in Norwegen und Thailand ansässige DVB umfasst einen
Satelliten-Fernsehkanal, eine Radiostation sowie eine Webseite. Von der
birmanischen Regierung als *Lügner“ verfemt, erfreut sich der
unabhängige Sender in der Bevölkerung wachsender Popularität. Mit
Hilfe von 100 verdeckt arbeitenden Mitarbeitern versucht die DVB,
ausgewogene Informationen zur Situation in dem südasiatischen Land zu
liefern. 17 DVB-Videojournalisten wurden deswegen zu hohen
Gefängnisstrafen verurteilt. Unter anderem mit finanzieller Hilfe von
ROG hat DVB eine Kampagne zur Freilassung ihrer Mitarbeiter gestartet. 

Bei Interesse an Interviews mit im deutschen Exil lebenden Journalisten
wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle. Informationen über die
Gesprächspartner lesen Sie hier: http://bit.ly/lb3dRg

Hier lesen Sie die deutsche Fassung des ROG-Nothilfeberichts.
http://bit.ly/lmtN6y

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Tel. 030 202 15 10 * 16 
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